Wirtschaft kompakt:Mea culpa des Toyota-Chefs

Selbst schuld, meint der Toyota-Chef zur Autokrise. Außerdem: Die Industrieproduktion steigt, gleichzeitig wächst aber auch die Zahl der Pleiten. Kurzmeldungen im Überblick.

Toyota-Präsident Akio Toyoda hat die Autobranche und sein Unternehmen selbst für die schwerste Krise seit Jahrzehnten mitverantwortlich gemacht. Erste Anzeichen für einen Abschwung habe es bereits 2006 gegeben.

Akio Toyoda, Reuters

"Absatz und Gewinn - das kann nicht alles sein." Toyota-Präsident Akio Toyoda macht die Autobranche für die Krise mitverantwortlich.

(Foto: Foto: Reuters)

"Aber viele von uns haben erst nach dem Lehman-Schock realisiert, wie schlimm es wird", sagte Toyoda der Zeitschrift Stern. Die Pleite des US-Bankhauses Lehman Brothersim vergangenen Herbst hatte die bis dahin schwelende Finanz- und Wirtschaftskrise global verschärft.

Die Autohersteller leiden seither unter Verkaufseinbrüchen. Der Toyota-Chef forderte ein Umdenken in der Branche. "Wir müssen uns fragen, was ein gesundes Maß des Wachstums ist. Bisher lag das Interesse vornehmlich auf Absatz und Gewinn. Das kann nicht alles sein", mahnte Toyoda.

Seine Kritik gilt als ungewöhnlich für einen asiatischen Manager. Der 53-Jährige ist seit Juni Präsident des weltgrößten Autoherstellers. Er ist ein Urenkel des Firmengründers.

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Industrieproduktion deutlich gestiegen

Die deutsche Industrieproduktion hat im Mai ein deutliches Plus verzeichnet. Die Produktion der Branche stieg im Vergleich zum April um 5,1 Prozent, wie das Bundeswirtschaftsministerium mitteilte.

Die Erzeugung im gesamten produzierenden Gewerbe stieg demnach im Mai im Vergleich zum Vormonat preis- und saisonbereinigt um 3,7 Prozent, nachdem sie im April noch um 2,6 Prozent zurückgegangen war.

Am Dienstag hatte das Wirtschaftsministerium für den Mai bereits ein unerwartet hohes Auftragsplus der deutschen Industrieunternehmen von 4,4 Prozent im Vergleich zum Vormonat bekannt gegeben. ------------------------------------------------------------------------------------------------------

Mehr Firmen, aber weniger Verbraucher insolvent

Die Wirtschaftskrise hat im April die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland in die Höhe getrieben. Wie das Statistische Bundesamt berichtete, meldeten 2979 Unternehmen bei den Amtsgerichten Insolvenz an. Das entspricht einer Zunahme von 7,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat.

Die Zahl der Verbraucherinsolvenzen sank dagegen weiter um 5,7 Prozent auf 8251 Fälle. Die Gesamtzahl der Insolvenzen, bei der auch andere private Schuldner und Nachlässe berücksichtigt werden, lag bei 13.676. Das waren 3,4 Prozent weniger als noch im April 2008.

Die Gläubiger hatten der Statistik zufolge im April voraussichtliche offene Forderungen in Höhe von 3,4 Milliarden Euro, das sind 700 Millionen Euro mehr als ein Jahr zuvor.

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Luxemburg von der Liste der Steueroasen gestrichen

Luxemburg steht nicht mehr auf einer "grauen Liste" von Ländern, die in Steuerfragen nicht ausreichend mit anderen Staaten kooperieren. Budgetminister Luc Frieden sagte, die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) habe mitgeteilt, dass das Großherzogtum nach dem Abschluss von Muster-Abkommen über die Doppelbesteuerung mit zwölf Staaten von der Liste gestrichen worden sei.

"Wir stehen seit heute Mittag auf der weißen Liste", sagte Frieden. "Das ist eine sehr gute Nachricht für den Finanzplatz Luxemburg." Die Verhandlungen mit Deutschland zögen sich länger hin als mit anderen Staaten.

Dies habe auch mit den Vorwürfen von Bundesfinanzminister Peer Steinbrück gegen Luxemburg zu tun. Er hoffe jedoch auf ein Abkommen mit Berlin "noch vor Winterbeginn".

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Vorwurf der EU: Pharma-Industrie verzögert günstige Medikamente

Es ginge billiger: Das Angebot an preisgünstigen Medikamenten in Europa wird durch Verzögerungstaktiken der Pharma-Industrie und langwierige Zulassungsverfahren eingeschränkt.

Zu diesem Schluss kommt die EU-Kommission in einer Studie zum Wettbewerb auf dem Medikamentenmarkt. Die Hersteller von Originalpräparaten behinderten unter anderem durch fragwürdige Patentierungen die Einführung preiswerter Generika, erklärte die Kommission.

Diese Verzögerungsstrategien wird die Kommission nun genauer unter die Lupe nehmen. Gegen den französischen Pharmakonzern Les Laboratoires Servier und eine Reihe von Generika-Herstellern wurde wegen Verdachts auf illegale Absprachen bereits ein Kartellverfahren eröffnet.

EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes warnte, sollten sich bei der Prüfung der identifizierten Verzögerungstaktiken Hinweise auf Rechtsverstöße auch anderer Unternehmen finden, werde sie weitere Verfahren eröffnen.

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Infineon verkauft das Tafelsilber

Der finanzielle Druck wurde zu groß: Der Halbleiter-Konzern Infineon hat sich mit dem Verkauf seiner Breitbandsparte wieder etwas Luft verschafft. Der Bereich Wireline-Communications (WLC) soll nach Angaben des Unternehmens bis zum Ende des laufenden dritten Quartals für 250 Millionen Euro an den US-Finanzinvestor Golden Gate Capital gehen.

Infineon konzentriert sich damit künftig vor allem auf Chips für die Autoindustrie, für Handys und auf Chipkarten. Der Verkauf weiterer Geschäftsbereiche sei nicht geplant, sagte Vorstandschef Peter Bauer. "Wir haben den Verkauf gemacht, um unsere Finanzierung zu stützen."

Infineon wolle so auch Vertrauen zurückgewinnen. "Es gab die Besorgnis am Markt, dass Infineon nicht in der Lage sein könnte, seine Schulden zurückzuzahlen. Wir glauben, dass ein Gutteil der Bedenken ausgeräumt sein sollte."

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