Wirtschaft kompakt:Lidl - mit dem Finger auf die anderen

Der Discounter Lidl setzt auf Mindestlöhne, Konkurrent Penny auf die Getränkedose und Daimler auf China. Boeing baut indes im Tankflugzeuge-Streit mit EADS auf die Hilfe der US-Regierung.

Die Billig-Supermarktkette Lidl fordert die Einführung eines flächendeckenden Mindestlohns im Handel. Mindestlöhne im Handel seien "wichtig und richtig", sagte Klaus Gehrig, Chef der Unternehmensgruppe Schwarz, zu der Lidl gehört, der Lebensmittel-Zeitung.

´Spiegel": Lidl führte geheime Krankenakten

Lidl spricht sich für einen flächendeckenden Mindestlohn aus.

(Foto: ag.dpa)

Die Chancen beurteilte er jedoch skeptisch: Es gebe eine große Zahl von Unternehmen. Auch die Gewerkschaft tue sich schwer, die Festlegung auf Mindeststandards durchzusetzen. Er halte deshalb eine gesetzliche Regelung für nötig, sagte der Chef der Schwarz-Gruppe, zu der neben Lidl auch Kaufland gehört.

Es gebe Wettbewerber in der Branche, deren "ganzes System auf Niedrigstlöhnen" aufgebaut sei und die 50 Prozent ihrer Belegschaft oder mehr geringfügig beschäftigten - zu Stundenlöhnen von fünf oder sechs Euro. "Ich halte das für nicht akzeptabel", sagte Gehrig. Der Handel brauche eine Lohnuntergrenze, um die Wettbewerbsgleichheit in der Branche zu sichern Hintergrund sei, dass die Flächentarifverträge nicht mehr allgemein verbindlich seien.

Die Billig-Supermarktkette setze sich auch deswegen für Mindestlöhne ein, weil "die vielen Angriffe auf Lidl zu einem Erkenntnisgewinn geführt" hätten, sagte Gehrig. Bei Lidl verdiene bereits heute kein Mitarbeiter in den Filialen oder im Lager weniger als zehn Euro pro Stunde, betonte er. Dies gelte auch für geringfügig Beschäftigte. Fast die Hälfte der Belegschaft arbeite heute bereits in der höchsten Stufe des Einzelhandelstarifvertrages und verdiene deshalb sogar deutlich mehr als zehn Euro pro Stunde.

Penny holt die Getränkedose zurück

Penny führt nach mehreren Jahren Unterbrechung als nach eigenen Angaben erste Billig-Supermarktkette in Deutschland wieder Getränkedosen ein. Ab Juni werde der Discounter wieder Limonade und Bier in Dosen verkaufen, teilte Penny mit. Zunächst würden in allen Filialen in Nordrhein-Westfalen über zehn Dosen-Getränke ins Sortiment aufgenommen. In den anderen Regionen erfolge die Einführung schrittweise.

Hauptgrund für die Wiedereinführung sei der Kundenwunsch nach Getränkedosen gewesen, teilte das Unternehmen mit. Dosen sorgten für eine bessere Frische der Getränke und eine längere Haltbarkeit. Für Penny selbst brächten Dosen den Vorteil, leichter stapelbar, stabiler und kompakter zu sein.

Daneben hätten die Hersteller viele Kritikpunkte an Getränkedosen aus den 90er Jahren korrigiert. Durch das Einwegpfand würden mittlerweile 96 Prozent der Dosen recycelt, in den 90ern seien es noch 36 Prozent gewesen. Auch könne bei der Herstellung von Dosen mittlerweile durch bessere Konstruktion Material eingespart werden.

Daimler-Chef dämpft Gewinnerwartungen

Daimler-Chef Dieter Zetsche hat die Gewinnerwartungen für 2010 gedämpft. In der zweiten Jahreshälfte fallen demnach bei Mercedes-Benz höhere Ausgaben für CO₂-bezogene Entwicklungen und für Investitionen in neue Fahrzeugmodelle an. Diese Kosten werden das Ergebnis belasten. Über die Höhe der Belastungen machte der Vorstandschef des Autobauers keine Angaben.

Im zweiten Quartal werde das Ergebnis vor Zinsen und Steuern bei Mercedes-Benz laut Plan zwar über dem Wert der ersten drei Monate des Jahres (806 Millionen Euro) liegen. Das Sechs-Monats- Ergebnis lasse sich aber nicht auf das Gesamtjahr hochrechnen, schränkte Zetsche ein. Der Manager bekräftigte dennoch das Ziel für 2010, in der wichtigsten Sparte ein EBIT zwischen 2,5 und drei Milliarden Euro zu erzielen.

Für den Konzern peilt der Premiumhersteller ein operatives Ergebnis von mehr als vier Milliarden Euro an. Am 27. Juli legen die Stuttgarter ihre Halbjahreszahlen vor. Der asiatische Markt nimmt nach Einschätzung des Daimler-Chefs eine immer bedeutendere Rolle für die Autobauer ein. "hina wird zunehmend zum Gravitationszentrum der Automobilindustrie und für Mercedes-Benz Cars kurzfristig zum drittgrößten Absatzmarkt." Der Pkw-Absatz soll 2010 mehr als 100.000 Fahrzeuge erreichen (2009: 67.000).

Boeing - Ass im Tankflugzeuge-Streit mit EADS

Der Flugzeugbauer Boeing hat im Rennen um den milliardenschweren Auftrag zum Bau von Tankflugzeugen für die US-Luftwaffe einen Teilerfolg errungen. Das Repräsentantenhaus verabschiedete ein von dem EADS-Rivalen unterstütztes Gesetz, das das Verteidigungsministerium in Washington dazu zwingt, den Erhalt von Subventionen bei der Vergabe des 35 Milliarden Dollar schweren Auftrags zu berücksichtigen.

In einem Zusatz zu dem Rüstungsausgabengesetz ist von "ungerechten Wettbewerbsvorteilen" die Rede, die ein Bieter bei der Entwicklung und Fertigung möglicherweise erhalten haben könnte. Die Welthandelsorganisation (WTO) hatte im März auf Betreiben der USA festgestellt, dass die EADS-Tochter Airbus von illegalen Beihilfen profitiert hat - darunter auch beim A 330, den das Unternehmen in das Bieterrennen schickt.

Die EU hat ihrerseits die USA wegen Beihilfen verklagt. Eine vorläufige WTO-Entscheidung in diesem Verfahren wird Ende Juni erwartet. Der Subventionsstreit zwischen den beiden größten Flugzeugbauern schwelt bereits seit fast zehn Jahren. Das Gesetz muss noch den Senat passieren, bevor es Präsident Barack Obama zur Unterschrift vorgelegt werden kann.

Foxconn-Mitarbeiter bekommen mehr Lohn

Die Mitarbeiter des iPhone-Herstellers Foxconn sollen nach der Selbstmordserie rund 20 Prozent mehr Gehalt erhalten. Die Lohnerhöhung sei jedoch seit längerem geplant, sagte ein Sprecher der taiwanischen Foxconn-Mutter Hon Hai Precision Industry.

Citigroup-Analysten zufolge könnten Hon Hais Lohnkosten dadurch im Quartal um umgerechnet rund 68 Millionen Euro steigen. Bei einer Belegschaft von etwa 420.000 Menschen in der Fabrik im chinesischen Shenzhen entspricht dies einem monatlichen Mehrverdienst von knapp 54 Euro pro Mitarbeiter. Die Angestellten würden damit auf ein Monatsgehalt von etwa 325 Euro kommen. In diesem Jahr haben sich bei dem Unternehmen bislang zehn Mitarbeiter umgebracht. Kritiker machen schlechte Arbeitsbedingungen dafür verantwortlich.

Die Foxconn-Arbeiter leben in einem Wohnkomplex auf dem Fabrikgelände und arbeiten in Schichten rund um die Uhr, um die neuesten Produkte für die großen Tech-Konzerne zu fertigen. Neben Apple zählen unter anderem Hewlett-Packard und Sony Ericsson zu den Kunden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: