Wirtschaft kompakt:Der amerikanische Traum

Der um die Eigenständigkeit kämpfende Baukonzern Hochtief buhlt um einen Golden-Gate-Bridge-Auftrag und Ex-Telekom-Chef Ricke steht vor Gericht. Das Wichtigste in Kürze.

Hochtief steht vor dem Zuschlag eines Milliarden-Dollar-Auftrags zum Bau einer neuen Zufahrt zur Golden Gate Bridge. Wie der Konzern mit Sitz in Essen mitteilte, haben das kalifornische Verkehrsministerium und die Verkehrsbehörde San Francisco eine entsprechende Absichtserklärung veröffentlicht.

Wirtschaft kompakt: Der Essener Baukonzern Hochtief bemüht sich um einen Auftrag für den Bau einer neuen Zufrahrt zur Golden Gate Bridge.

Der Essener Baukonzern Hochtief bemüht sich um einen Auftrag für den Bau einer neuen Zufrahrt zur Golden Gate Bridge.

(Foto: AP)

Den Auftrag im Umfang von einer Milliarde Dollar oder umgerechnet 715 Millionen Euro soll Hochtief zusammen mit dem Partner Meridiam Infrastructure übernehmen. Das Konsortium soll die 1,6 Meilen lange südliche Zufahrt "Presidio Parkway" planen, bauen und betreiben.

Kaliforniens Gouverneur Arnold Schwarzenegger habe die Projektmittel bereits freigegeben, hieß es. Um den Auftrag hat sich nach Hochtief-Angaben auch ein Konsortium mit der Golden Gate Access Group um den spanischen Baukonzern ACS bemüht. Der Hochtief-Großaktionär ACS versucht derzeit, den deutschen Baukonzern zu übernehmen.

Ricke vor Gericht: Methode? Welche Methode?

Was wusste der frühere Konzernchef? Im Prozess um die Spitzelaffäre bei der Deutschen Telekom hat Ex-Vorstand Kai-Uwe Ricke bestritten, einen Auftrag zur illegalen Auswertung von Telefonverbindungsdaten gegeben zu haben. "Ich kann mit 100-prozentiger Sicherheit ausschließen, dass man über illegale Methoden gesprochen hat", sagte der als Zeuge geladene Manager vor dem Bonner Landgericht.

Er habe der Konzernsicherheit lediglich den Auftrag erteilt, den Urheber der aus dem Aufsichtsrat an die Medien gelangten Indiskretionen zu identifizieren und Maßnahmen zu finden, wie ähnliches in Zukunft verhindert werden könnte. "Ich habe mir ehrlich gesagt über die Methoden nicht wirklich Gedanken gemacht", betonte Ricke.

Vor dem Landgericht muss sich der frühere Abteilungsleiter für Konzernsicherheit der Telekom, Klaus Dieter R., wegen Verstößen gegen das Bundesdatenschutzgesetz und der Verletzung des Fernmeldegeheimnisses verantworten. Der Konzern hatte nach den Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft zwischen 2005 und 2006 Telefonverbindungsdaten von mindestens 60 Personen - überwiegend Gewerkschafter, Aufsichtsräte und Journalisten - ausspioniert, um herauszufinden, wie Interna an die Presse gelangt waren. Außerdem wirft die Anklagebehörde dem früheren Telekom Mitarbeiter Veruntreuung und Betrug vor.

Die Bonner Staatsanwaltschaft hatte deshalb zunächst auch gegen Ricke und den damaligen Telekom-Aufsichtsratschef Klaus Zumwinkel ermittelt, dann jedoch im Juni dieses Jahres die Einstellung der Verfahren angekündigt. Weder Zumwinkel noch Ricke sei ein Verstoß gegen Datenschutzbestimmungen oder das Post- und Fernmeldegeheimnis nachzuweisen, hieß es damals.

Während Zumwinkel unter Berufung auf sein Aussageverweigerungsrecht einen Auftritt vor dem Bonner Landgericht ablehnte, hatte Ricke bereits früh seine Aussagebereitschaft erklärt. Die Verfahren gegen zwei weitere ehemalige Telekom-Beschäftigte wurden bereits wegen geringer Schuld gegen Zahlung einer Geldbuße eingestellt.

Ifo-Index kennt nur einen Trend

Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im Oktober überraschend weiter aufgehellt. Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg von 106,8 Punkten im Vormonat auf 107,6 Punkte, wie das Ifo Institut für Wirtschaftsforschung mitteilte. Die meisten Experten hatten dagegen mit einem leichten Dämpfer gerechnet. "Der Konjunkturmotor läuft stabil und rund", sagte Ifo-Chef Hans-Werner Sinn.

Der Ifo-Index gilt als wichtigster Frühindikator der deutschen Wirtschaft. Er wird monatlich aus der Befragung von rund 7000 Unternehmen aus Industrie, Einzel- und Großhandel sowie Bauwirtschaft ermittelt. Sie schätzten im Oktober ihre derzeitige Geschäftslage noch positiver ein als im Vormonat und zeigten sich auch für die kommenden sechs Monate optimistischer. Der Lage-Index verbesserte sich entsprechend von 109,8 auf 110,2 Punkte, und der Index für die Geschäftserwartungen kletterte von 103,9 auf 105,1 Punkte.

In der Industrie hellte sich das Klima auch dank positiverer Exporterwartungen auf. Ihr Personal wollten die Industrieunternehmen deutlich aufstocken, erklärte Sinn. Auch in der Bauwirtschaft verbesserte sich die Stimmung. Dagegen trübte sich das Geschäftsklima im Einzelhandel leicht ein. Die Stimmung unter den Händlern bleibe damit aber noch immer sehr gut, hieß es.

Konjunkturpaket II: Geld, das niemand haben will

Die Gelder aus dem Konjunkturpaket II sind zwei Monate vor dem Auslaufen der Antragsfrist erst zu einem Drittel ausgegeben. Wie die Rheinische Post unter Berufung auf eine Aufstellung des Bundesfinanzministeriums berichtet, wurden von den zehn Milliarden Euro für das kommunale Investitionsprogramm bis zum 21. Oktober 3,88 Milliarden Euro abgerufen.

Bis Mitte dieses Jahres habe der Bund allerdings bereits Anträge für rund 95 Prozent der Bundeshilfen bewilligt, deren Umsetzung auf sich warten lasse, schrieb die Zeitung. Fast 38.500 Investitionsvorhaben mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von 14,6 Milliarden Euro seien bundesweit angeschoben worden.

CDU-Haushaltspolitiker fordern die Rückzahlung nicht genutzter Gelder. "Sollten Projekte aus dem Konjunkturpaket II nicht bis Ende des Jahres angeschoben werden, sollte das Geld zurück in den Haushalt fließen", sagte der haushaltspolitische Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion, Norbert Barthle (CDU).

Foxconn investiert in China

Der weltgrößte Elektronikhersteller Foxconn investiert umgerechnet zwei Milliarden Dollar in den Bau eines neuen Werkes in der südwestchinesischen Metropole Chengdu. Die Investitionspläne enthüllte die Stadtregierung von Chengdu, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete.

Das Werk ist Teil der neuen Strategie des taiwanesischen Konzerns, weitere Werke im rückständigen Westen Chinas aufzubauen und die Zahl seiner Mitarbeiter auf dem Festland deutlich auszuweiten. Der Umsatz war im ersten Halbjahr um die Hälfte in die Höhe gestiegen. Eine Serie von Selbstmorden in dem großen Werk in der südchinesischen Stadt Shenzhen hatte im Frühjahr heftige Kritik an den Arbeitsbedingungen und Managementmethoden bei Foxconn ausgelöst. Der Elektronikhersteller hat daraufhin seine Löhne in China zum Teil verdoppelt.

Das Unternehmen fertigt iPhones und iPads für Apple sowie Computer, Handys und Spielekonsolen für andere Konzerne wie Hewlett-Packard, Nokia, Sony und Nintendo. Außer in Chengdu, wo möglicherweise rund 100.000 Menschen beschäftigt werden sollen, will der Konzern auch in Wuhan (Provinz Hubei) und Zhengzhou (Provinz Henan) neue Werke bauen.

Mehr als die Hälfte seiner 920.000 Angestellten in China arbeiten heute in dem Werk in Shenzhen. Allerdings sollen innerhalb von zwei Jahren rund die Hälfte seiner Beschäftigten im chinesischen Westen zu finden sein, während es heute erst 20 Prozent sind, hatte Terry Gou, der Chef von Hon Hai, dem taiwanesischen Mutterhaus von Foxconn, im vergangenen Monat in einem Interview mit dem Wall Street Journal angekündigt.

Amazon: Viel Wachstum, wenig Gewinne

Amazon pusht den Umsatz: Um die Menschen zum Einkaufen zu bewegen, räumt der weltgrößte Einzelhändler satte Rabatte ein, gibt Millionen für Werbung aus und investiert kräftig in seine Auslieferungszentren. Das sorgt zwar für ein enormes Wachstum, aber nagt an den Gewinnen.

Am Donnerstag, nach Vorlage der Zahlen für das dritte Quartal, rutschte der Kurs der Aktie um fast vier Prozent ab. Der Umsatz legte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 39 Prozent auf 7,6 Milliarden Dollar zu, der Gewinn hinkte dem hinterher mit einem Plus von 16 Prozent auf unterm Strich 231 Millionen Dollar.

"Wir haben dieses Jahr zu Weihnachten die besten Preise, die größte Auswahl, die vollsten Lager und die schnellste Belieferung in unserer Geschichte", brüstete sich Gründer und Unternehmenschef Jeff Bezos. Bereits im vorangegangenen Quartal hatten die Aktionäre Amazon dafür kritisiert, dass der Händler in seinem Wachstumsdrang die Kosten aus den Augen verloren hatte.

Unter anderem bietet Amazon die neueste Variante seines E-Book-Lesegeräts "Kindle" je nach Ausführung um rund ein Viertel billiger an als den Vorgänger, obwohl das Gerät leistungsfähiger ist. Auch bei den immer wichtiger werdenden Elektronikartikeln dreht Amazon an der Preisschraube.

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