Süddeutsche Zeitung

Wirtschaft kompakt:Investition Indien

Siemens investiert kräftig in die Aufstockung des Anteils an seiner indischen Tochter. Außerdem: Der Einzelhandel schwächelt im Weihnachtsmonat und Ryanair muss einen Verlust hinnehmen - das Wichtigste in Kürze.

Siemens gibt für eine Aufstockung des Anteils an seiner indischen Tochter fast eine Milliarde Euro aus. Der Münchener Konzern bietet für 19,82 Prozent der in Indien börsennotierten Siemens Ltd. den Aktionären umgerechnet 14,60 Euro je Aktie und will so seinen Anteil auf drei Viertel ausbauen. Der Preis der Offerte liegt 28 Prozent über dem Schlusskurs vom Freitag. Bislang besitzt der Mutterkonzern gut 55 Prozent an dem lokalen Ableger.

"Mit der Anteilserhöhung verfolgt Siemens das Ziel, das Geschäft in Indien erfolgreich weiterzuentwickeln", teilte das Unternehmen mit. Das Angebot laufe voraussichtlich vom 25. März bis 13. April.

Siemens sitzt auf einer riesigen Barschaft und weiß trotz einer kräftigen Dividendenerhöhung derzeit kaum wohin mit dem Geld. Die Geschäfte laufen gut wegen des weltweiten Konjunkturaufschwungs. Vor allem neue Aufträge aus den Schwellenländern haben dem Konzern zuletzt kräftig die Auftragsbücher gefüllt. Im vergangenen Quartal war der Auftragseingang allein aus Indien um 160 Prozent gestiegen.

Siemens verspricht sich dort vor allem gute Geschäfte mit Infrastrukturtechnik - von der Eisenbahn bis zum Kraftwerk. Die Münchner folgen mit ihrem Angebot dem Vorbild des Schweizer Rivalen ABB, der sich im vergangenen Sommer ebenfalls eine Dreiviertelmehrheit an seinem indischen Ableger gesichert und dafür rund eine Milliarde Dollar ausgegeben hat.

EU-Energiekommissar Günther Oettinger hat die europäischen Staaten aufgefordert, die Förderung von Ökoenergie besser untereinander abzustimmen. Windkraft müsse beispielsweise mehr dort gefördert werden "wo der Wind bläst", sagte Oettinger.

Das heiße jedoch nicht, dass nationale Fördermodelle in den EU-Staaten vollkommen angeglichen werden sollten. Diese blieben weiter in der Zuständigkeit der Mitgliedsstaaten, sagte Oettinger, der eine Mitteilung zu den Fortschritten der EU-Länder bezüglich Ausbau und Förderung der erneuerbaren Energien vorstellte. Für einen effizienteren Ausbau der Ökoenergie aus Quellen wie Wind, Sonne und Wasserkraft müssten sich die EU-Staaten besser koordinieren und auf Praktiken setzen, die sich bewährt hätten.

Dies sei auch nötig, um das Ziel der EU-Staaten zu erfüllen, bis 2020 einen Anteil der erneuerbaren Energien von 20 Prozent am gesamten Energieverbrauch sowie von zehn Prozent im Transportsektor zu erreichen. Dafür brauche es auch eine Verdoppelung der Investitionen in die Ökoenergien von 35 Milliarden Euro auf 70 Milliarden Euro im Jahr.

Die Überlegungen zu einer Angleichung der Fördersysteme für erneuerbare Energien wird in Deutschland etwa von der Ökostrombranche und den Grünen kritisch gesehen. Sie fürchten, das deutsche Modell zur Förderung der erneuerbaren Energien könnte komplett durch ein EU-weites System ersetzt werden. Auch das Bundesumweltministerium hatte sich gegen eine Vereinheitlichung der Förderung ausgesprochen.

Der Einzelhandel kommt im Jahr 2010 auf ein Umsatzplus, muss im Dezember aber einen unerwarteten Dämpfer hinnehmen. Die deutschen Einzelhändler steigerten ihren Umsatz im vergangenen Jahr nach dem Krisenjahr 2009 wieder, aber das Weihnachtsgeschäft verlief enttäuschend. Preisbereinigt stiegen die Umsätze im Gesamtjahr 2010 um 1,2 Prozent, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. Nominal lag das Plus bei 2,3 Prozent und preisbereinigt bei 1,2 Prozent.

Im Rezessionsjahr 2009 waren die Erlöse um 3,1 Prozent (real) beziehungsweise 3,7 Prozent (nominal) eingebrochen. Zur Überraschung vieler Experten gab es im Dezember einen Rückschlag: Die Umsätze gingen zum Vorjahresmonat preisbereinigt um 1,3 Prozent zurück. Von November auf Dezember 2010 sanken die Umsätze nach den Zahlen des Bundesamt sowohl real als auch nominal um 0,3 Prozent.

Erwartet worden war ein Anstieg um 0,7 Prozent, schließlich hatte der Dezember im vergangenen Jahr mit 26 Verkaufstagen einen Tag mehr als der Vorjahresmonat. Nominal ergab sich im Dezember ein leichter Zuwachs von 0,3 Prozent.

Volkswirte sehen die vergleichsweise schlechten Dezember-Zahlen nicht als Anlass zu Besorgnis. Zwar seien vom privaten Verbrauch zum Jahresende "kaum nennenswerte Impulse ausgegangen", schreibt die Commerzbank. "Wir erwarten aber nach wie vor, dass der private Konsum im weiteren Jahresverlauf 2011 leicht anziehen wird. Hierfür sprechen das steigende verfügbare Einkommen und die günstigen Beschäftigungsaussichten."

Die Unicredit erklärte den Dämpfer im Dezember mit dem harten Winter und prognostizierte: "Alles in allem bleiben wir bei unserer Einschätzung, dass 2011 einen bemerkenswerten Aufschwung des privaten Konsums bringen wird."

Die irische Fluglinie Ryanair hat im dritten Geschäftsquartal 2010 einen Nettoverlust von 10,3 Millionen Euro hinnehmen müssen. Wie Europas größter Billigflieger in Dublin mitteilte, mussten wegen Fluglotsenstreiks und dem harten Winterwetter von Oktober bis Dezember mehr Flüge gestrichen werden als im Vorjahresquartal.

Positiv hätten sich jedoch ein höheres Flugaufkommen und höhere durchschnittliche Ticketpreise auf das Ergebnis ausgewirkt. Im Vorjahresquartal habe das Minus noch 10,9 Millionen Euro betragen. Ryanair erwartet nun für das Ende März auslaufende Geschäftsjahr insgesamt einen Nettogewinn von rund 400 Millionen Euro.

Der Umsatz legte im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 22 Prozent auf 746 Millionen Euro zu. Das Flugaufkommen stieg um sechs Prozent während sich die durchschnittlichen Ticketpreise um 15 Prozent erhöhten. Die Nebeneinkünfte, beispielsweise aus Gebühren für Gepäck, Online-Check-In und Verpflegung an Bord, stiegen um 20 Prozent. Insgesamt hatte Ryanair 3000 Flüge streichen müssen, nach 1400 Flügen im Vergleichszeitraum. Weitere Einzelheiten nannte Ryanair nicht.

Größter Kostentreiber war der Treibstoff, für den die Fluglinie 37 Prozent mehr zahlen musste als im Vergleichszeitraum. Ohne die Spritkosten seien die Ausgaben lediglich um acht Prozent gestiegen. Ryanair hatte im Dezember angekündigt, seine Kapazitäten in Deutschland weiter reduzieren zu wollen. Grund sei die Luftverkehrsabgabe. Inklusive der bereits im Oktober verkündeten Streichungen am Flughafen Hahn seien in Deutschland rund 3000 Arbeitsplätze bedroht. Zuletzt hatte Ryanair Anfang Januar mitgeteilt, sich im Sommer vom Flughafen Altenburg zurückzuziehen.

Kurz vor der ersten Bilanz-Pressekonferenz des neuen Konzernchefs Bob Dudley an diesem Dienstag hängt beim britischen Energieriesen BP der Haussegen schief. Wegen eines vor wenigen Wochen besiegelten Aktientauschs mit dem russischen Staatskonzern Rosneft rebellieren die Aktionäre eines anderen russischen Joint-Ventures, TNK-BP.

Sie wollen die BP-Dividende für das vierte Quartal blockieren und haben Klage gegen den Rosneft-Deal angekündigt, berichtete die Financial Times am Montag. Die russischen TNK-BP-Aktionäre - die Milliardäre Michail Fridman, Viktor Wechselberg, German Chan und Len Blavatnik - fühlen sich durch den BP-Deal mit Rosneft übergangen. Sie sehen die Aktionärsvereinbarung verletzt. Darin ist festgelegt, dass beide Seiten neue Öl- und Gasprojekte in Russland dem Verwaltungsrat vorlegen müssen.

Die Dividende aus dem TNK-BP-Gemeinschaftsunternehmen ist beim durch die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko angeschlagenen BP-Konzern fest eingeplant. Allein für das vierte Quartal 2010 wollte TNK-BP rund 1,8 Milliarden US-Dollar (1,32 Milliarden Euro) ausschütten, die Hälfte geht an BP. Das Gemeinschaftsunternehmen steht für rund ein Viertel der Jahresproduktion von BP. Die angedrohte Streichung der Dividende begründen die russischen BP-Partner damit, dass sie nun selbst ihr Unternehmen auf internationale Expansion schicken wollen. Dafür müsse das Geld gespart werden.

Bereits 2008 hatte es einen erbitterten Streit über die Vormachtstellung bei TNK-BP gegeben. Dieser gipfelte darin, dass ausgerechnet der damalige Vorstandschef Dudley, heute BP-Chef, aus Russland ausgewiesen wurde. Der geplante Milliardendeal zwischen BP und dem Staatskonzern Rosneft sieht gemeinsame Förderprojekte im Öl- und Gasgeschäft vor. Rosneft soll künftig fünf Prozent der BP-Aktien halten. BP erhält im Gegenzug 9,5 Prozent der Rosneft-Anteile und steigert seinen Anteil damit auf insgesamt 10,8 Prozent.

Der russische Investor Alexej Mordaschow baut seine Macht beim Reisekonzern TUI aus. Die von Mordaschow kontrollierte S-Group Travel Holding stockte ihren Anteil auf 20,45 Prozent auf, wie der Investor mitteilen ließ. Mordaschow, der auch Mehrheitsaktionär beim russischen Stahlkonzern Severstal ist, ist bereits größter Anteilseigner des Touristikkonzern aus Hannover. Sein Anteil lag zuletzt bei etwa 18 Prozent.

Der dem TUI-Management freundlich gesonnene Investor hatte im vergangenen Sommer angekündigt, seine Beteiligung auf eine Sperrminorität von über 25 Prozent zu erhöhen. Damit baut Mordaschow ein Gegenwicht zum streitbaren TUI-Großaktionär John Fredriksen auf, der in den vergangenen Jahren versucht hatte, mit Hilfe anderer Aktionäre das TUI-Management aus dem Amt zu drängen.

Der Norweger war aber mehrmals am Widerstand der anderen Anteilseigner gescheitert, mit denen die TUI Geschäfte macht. Dazu zählen neben Mordaschow auch große Hotelketten. Diese Aktionärsgruppen hatten sich Medienberichten zufolge zuletzt auch dafür eingesetzt, dass TUI-Chef Michael Frenzel zwei Jahre länger im Amt bleibt. Sie wollen damit erreichen, dass Frenzel den von ihm eingeleiteten Konzernumbau zu Ende führen kann.

Der Vertrag des 63-jährigen Konzernlenkers läuft im Frühjahr 2012 aus. Mit dem Thema dürfte sich auch der Aufsichtsrat befassen, der auf der Hauptversammlung am 9. Februar neu gewählt wird.

Unterdessen arbeitet TUI an der Trennung von der Reederei-Beteiligung Hapag-Lloyd. Mit dem Verkaufserlös will der Konzern dann die britische Reisetochter TUI Travel zurückkaufen. Mit der Aufstockung untermauert Mordaschow seinen Willen zur langfristigen Zusammenarbeit mit TUI. "Wir sind ein strategischer Investor mit einem langfristigen Interesse am Geschäft der TUI AG", sagte der Russe.

Der Reisekonzern aus Hannover will angesichts der langsam wachsenden Geschäfte auf seinem Heimatmarkt Deutschland verstärkt in Russland expandieren und ist dort über die Tochter TUI Travel am Moskauer Reiseveranstalter Mostravel beteiligt.

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