Wirtschaft kompakt:Conti macht Mitarbeiter glücklich

Der Reifenhersteller Continental erhöht vorzeitig die Löhne, Airbus verliert seinen Deutschlandchef und die Justiz beschäftigt sich mit dem Ikea-Korruptionsskandal - das Wichtigste in Kürze.

Nach dem Vorziehen vereinbarter Lohnerhöhungen bei zahlreichen Unternehmen will jetzt auch der Autozulieferer Continental seine Belegschaft früher als geplant am Aufschwung beteiligen. Die mehr als 25.000 Mitarbeiter, die ins Tarifsystem der deutschen Metall- und Elektroindustrie fallen, sollen bereits zum 1. Februar 2011 mehr Geld bekommen. Ursprünglich war die Anhebung erst für den 1. April kommenden Jahres vereinbart, teilte Conti mit. "Wir wollen die dazu im Tarifabschluss vorgesehenen Gespräche so bald wie möglich führen", kündigte Personalvorstand Heinz-Gerhard Wente an. Die IG Metall lobte den Schritt.

Michelin an Conti-Reifensparte interessiert

Der Reifenhersteller Continental zieht seine Lohnerhöhungen vor, die IG Metall ist begeistert.

(Foto: dpa)

Angesichts der konjunkturellen Erholung sollen die Beschäftigten bei Conti außerdem einen Sonderbonus bekommen - auch außerhalb Deutschlands. Weltweit seien "standortbezogene Einmalzahlungen" in Höhe von insgesamt 45 Millionen Euro geplant, erklärte Wente. Damit wolle der Konzern der Belegschaft auch dafür danken, dass das schwierige Jahr 2009 erfolgreich gemeistert wurde.

"Nach der schweren Wirtschafts- und Finanzkrise haben unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch ihr Engagement einen erheblichen Teil dazu beigetragen, dass Continental sich schneller als erwartet erholen konnte", sagte der Personalchef. Obwohl sich der Konzern auf zusätzliche "große Herausforderungen" einstellen müsse, sollen die Einmalzahlungen schon im Frühjahr überwiesen werden.

"Die Entscheidung war uns schon bekannt. Wir begrüßen sie aber außerordentlich", sagte IG-Metall-Sprecher Uwe Stoffregen. Die Gewerkschaft habe sich seit Wochen bemüht, um zusammen mit dem Conti-Management den Weg für die vorgezogenen Lohnzuwächse frei zu machen. Diese Möglichkeit sei bereits im laufenden Tarifvertrag enthalten, ihre Nutzung aber keine Selbstverständlichkeit, hieß es aus dem Konzern. Die Sonderzahlungen seien überdies freiwillig, erklärte Sprecher Hannes Boekhoff: "Wenn man den Spielraum hat, ist das durchaus drin." Es gehe um ein Zeichen des Danks an die Belegschaft.

Mehrere Großunternehmen hatten in den vergangenen Wochen millionenschwere Sonderzahlungen und vorgezogene Tariferhöhungen angekündigt, um ihren häufig durch Kurzarbeit und Existenzängste gebeutelten Mitarbeitern Mut für die Zeit nach der Krise zu machen. So will etwa der Elektrokonzern Siemens 310 Millionen Euro allein für Prämien ausgeben. Die Konzernspitze des Autozulieferers Bosch zog die reguläre Entgelterhöhung bereits im Oktober vor.

Mayrhuber wird Infineon-Chefaufseher

Infineon hat nach monatelanger Suche seine offenen Personalfragen gelöst. Der scheidende Lufthansa-Vorstandschef Wolfgang Mayrhuber soll nach dem Willen des Aufsichtsrats im kommenden Jahr neuer Vorsitzender des Kontrollgremiums werden, wie der Halbleiterhersteller mitteilte.

Mayrhuber verlässt die Fluglinie zum Jahresende. Zudem beriefen die Aufseher den RWE-Manager Dominik Asam als neuen Finanzchef in der Vorstand des Unternehmens. Sein Vorgänger Marco Schröter hatte das Unternehmen nach Streitigkeiten über die Strategie im August verlassen.

Mayrhuber soll im Februar auf der Hauptversammlung in den Aufsichtsrat gewählt werden, anschließend kann das Gremium ihn dann zum Nachfolger von Chefaufseher Klaus Wucherer wählen. Anfang des Jahres hatte ein beispielloser Streit um die Spitze des Aufsichtsrats den Dax-Konzern in die Schlagzeilen gebracht. Wucherer hatte sich auf dem Aktionärstreffen im Februar in einer Kampfabstimmung gegen einen Gegenkandidaten durchgesetzt und angekündigt, nur ein Jahr im Amt zu bleiben zu wollen und einen Nachfolger zu finden.

Airbus: Weber geht

Airbus verliert seinen Deutschlandchef Gerald Weber. Der 61-Jährige, der gleichzeitig Produktionschef bei Airbus ist, verlässt Ende März 2011 das Unternehmen, wie der Konzern mitteilte. Ein Nachfolger soll Anfang 2011 ernannt werden.

Weber war im April 2007 zu Airbus gekommen. Gleich zu Beginn seiner Amtszeit musste er die Probleme in der anlaufenden A380-Produktion in den Griff bekommen. Wegen schlechter Zusammenarbeit zwischen den Werken in Toulouse und Hamburg war es zu Verzögerungen gekommen und teure Nacharbeiten wurden fällig. Außerdem musste Weber die Kosten senken.

"Gerald Weber hat seinen Auftrag umfassend erfüllt. Airbus arbeitet heute nach modernsten internationalen Fertigungsstandards und folgt dabei Lean-Prinzipien und -Prozessen. Die Produktion der A380 und A400M ist stabilisiert und auf Wachstumskurs gebracht", sagte Airbus-Chef Tom Enders über Weber.

Der Maschinenbauer Weber kommt aus der Autoindustrie und war vor Airbus in Führungspositionen bei Volkswagen und Daimler tätig. Über die Pläne von Weber nach dem Ausscheiden bei Airbus wurde nichts bekannt.

Angeklagter gesteht Bestechung im

Vor dem Frankfurter Landgericht hat der Prozess gegen eine der mutmaßlichen Hauptfiguren im Ikea-Korruptionsskandal begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 49 Jahre alten Unternehmer aus Düsseldorf Bestechung, Betrug und Steuerhinterziehung in insgesamt 96 Fällen vor. Der Kaufmann ist Geschäftsführer zweier Firmen, die den Bau schlüsselfertiger Gebäude anbieten. Zwischen 2001 und 2005 sei das schwedische Möbelhaus Ikea der Hauptauftraggeber der Unternehmen gewesen, heißt es in der Anklageschrift der Staatsanwaltschaft. Die Firmen hätten Koordinations- und Projektleiterfunktionen übernommen.

Um an die Aufträge heranzukommen, soll der Angeklagte Ikea-Bauleiter bestochen haben. Es seinen Schmiergelder und Sachleistungen in Höhe von insgesamt rund zwei Millionen Euro geflossen. Laut Anklage wurden die Bestechungszahlungen über überhöhte oder Scheinrechnungen refinanziert.

Der 49-Jährige gab die Taten am ersten Prozesstag zu. Er sprach allerdings von einem bereits vorhandenen System, dem er sich nicht habe entziehen können. Er selbst sei nicht von sich aus auf die Bauleiter zugegangen. "Wenn du es nicht tust, wird man dich am langen Arm verhungern lassen", soll ein Ikea-Verantwortlicher zu ihm gesagt haben.

Die Frankfurter Staatsanwaltschaft hat in der Ikea-Korruptionsaffäre ursprünglich gegen neun Bauleiter und 55 Unternehmer ermittelt. Die meisten Verfahren sind mittlerweile abgeschlossen. Das Urteil gegen den jetzt angeklagten Unternehmer wird Mitte Dezember erwartet.

Nach den Umsatzeinbrüchen im Krisenjahr 2009 hat sich die wirtschaftliche Lage der Beherbergungsbetriebe offenbar deutlich besser entwickelt als die der Gastronomiebranche. Nun stellt sich die Frage, ob die Hotellerie überhaupt noch die Absenkung des Mehrwertsteuersatzes von 19 auf sieben Prozent nötig hat. Die Absenkung der Umsatzsteuer im vergangenen Jahr war trotz der damals unbestritten schlechten Lage in der Hotellerie politisch überaus umstrittenen, weil die Lage beispielsweise auch in der Gastronomie schleicht war, diese Branche aber nicht in den Genuss einer Mehrwertsteuerabsenkung kam. Nun ergibt sich die paradoxe Situtation, dass die wieder besser laufende Hotellerie mehrwertsteuerbegünstigt ist, die nach wie vor in Mitleidenschaft gezogene Gastronomie aber nicht.

Wie aus einer Konjunkturumfrage des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) unter 4.000 Unternehmen des Gastgewerbes hervorgeht, kommen die Hotels nun voll in den Genuss des Wirtschaftsaufschwungs. Demnach schätzten die befragten Hoteliers ihre Geschäftslage so gut ein wie seit Sommer 2008 nicht mehr, während die Stimmung unter den Gastwirten weiterhin getrübt bleibt.

Laut Umfrage beurteilten 42,9 Prozent der Hoteliers ihre Geschäftslage im Sommer 2010 als gut, 45,1 Prozent als befriedigend und nur 12 Prozent als schlecht. In der Gastronomie bezeichneten demnach nur 27,3 Prozent der Befragten ihre Lage als gut, womit ihr Anteil um 0,5 Prozentpunkte unter dem der Unzufriedenen lag.

Darüber hinaus verbuchten der Erhebung zufolge 52,4 Prozent der Hotels von April bis September 2010 höhere Umsätze als im Vorjahreszeitraum, nur jeder siebte Betrieb musste Einbußen hinnehmen.

Als Hauptgründe hierfür nannte Dehoga-Präsident Ernst Fischer den anziehenden Geschäftsreisetourismus und die deutlich gestiegene Zahl der Übernachtungen von ausländischen Gästen. Trotzdem sei die Krise in vielen Betrieben "noch nicht komplett überwunden", mahnte Fischer. Bis Umsatz und Preise wieder auf dem Vorjahresniveau angelangt seien, werde es noch "noch eine Weile dauern".

Dagegen litt das Gaststättengewerbe laut Dehoga unter dem langen, schneereichen Winter sowie dem feuchtkühlen Frühjahr.

Air China vertraut Rolls-Royce

Allen negativen Schlagzeilen zum Trotz expandiert Rolls-Royce weiter in China. Der britische Motorenhersteller habe von Air China einen Auftrag zur Lieferung von Triebwerken im Volumen von 1,8 Milliarden Dollar erhalten, teilte das Unternehmen mit.

Zehn Flugzeuge vom Typ Airbus A350 XWB würden mit Trent-XWB-Triebwerken ausgestattet, zehn A330 zudem mit Trent-700-Triebwerken.

Die Briten sind in China bereits gut etabliert - sie haben 56 Prozent Marktanteil bei großen Motoren für die zivile Luftfahrtbranche. Es ist bereits der zweite große Auftrag in diesem Monat aus China.

Rolls-Royce war zuletzt wegen seiner Triebwerke für den Airbus-Superjumbo A380 in die Schlagzeilen geraten, nachdem eines davon bei einer Qantas-Maschine nach einer Explosion eine Notlandung ausgelöst hatte. Weltweit müssen rund 40 der A380-Triebwerke von Rolls Royce ausgetauscht werden.

Sixt fährt mehr Gewinn ein

Der Autovermieter Sixt hat im Sommer unter anderem dank Kosteneinsparung mehr verdient. Der Vorsteuergewinn legte im dritten Quartal stärker als von Analysten erwartet um gut 35 Prozent auf 38 Millionen Euro zu, während der Umsatz um knapp fünf Prozent auf 406,5 Millionen Euro schrumpfte, wie das Unternehmen aus Pullach bei München mitteilte.

Für das laufende Jahr geht Sixt weiterhin von einer erheblichen Ergebnissteigerung im Vergleich zum Vorjahr aus. Der Umsatz dürfte hingegen leicht unter dem Vorjahresniveau liegen. Eine Prognose für das kommende Jahr wagt die Firma noch nicht.

Wegen der von Sixt erwarteten Abschwächung der Konjunktur sei "mit Blick auf das kommende Jahr weiterhin Vorsicht angebracht", erklärte Firmenchef Erich Sixt. Dennoch sei der Vorstand optimistisch, künftig wieder an die Gewinne vor der Finanzkrise anzuknüpfen. An der Börse legte die Sixt-Aktie zu.

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