Wirtschaft kompakt:Bayer schickt Schering in Rente

Servus, mach's gut! Der Bayer-Konzern trennt sich vom Markennamen Schering. Außerdem: Unternehmen dürfen Verbrauchern nicht zu Werbezwecken vorgaukeln, dass sie wichtige Post verpasst haben. Das Wichtigste in Kürze.

Schluss! Aus! Vorbei! Vier Jahre nach der Übernahme will sich der Bayer-Konzern von dem Markennamen Schering trennen. Das Pharmageschäft solle künftig nicht mehr unter dem Namen Bayer Schering Pharma geführt werden, sondern unter Bayer HealthCare, teilte das Unternehmen in Leverkusen mit. Bayer wolle die Dachmarke Bayer deutlich stärken; selbständige Markenauftritte sollten nach und nach abgebaut werden.

Bayer ersetzt Traditionsmarke Schering

Bayer ersetzt Traditionsmarke Schering: Der Konzern will sich stärker auf die Dachmarke und auf die Produktmarken konzentrieren, das Pharmageschäft soll künftig unter Bayer HealthCare geführt werden.

(Foto: dpa)

Bayer hatte Schering 2006 übernommen. Das Berliner Unternehmen hat eine lange Tradition, 1851 eröffnete der Apotheker Ernst Schering in Berlin eine Apotheke, 20 Jahre später wurde Schering in eine Aktiengesellschaft umgewandelt.

"Das Bayer-Kreuz ist weltbekannt und hat international einen erstklassigen Ruf, auf den wir künftig noch stärker aufbauen wollen", sagte Vorstandsvorsitzender Marijn Dekkers. Welche anderen Markennamen mit der Zeit verschwinden werden, müsse noch geprüft werden, sagte ein Sprecher.

Angeblich Post verpasst - Werbestrategie verboten

Unternehmen dürfen Verbrauchern nicht zu Werbezwecken vorgaukeln, dass sie wichtige Post verpasst haben. Das hat das Oberlandesgericht (OLG) Hamm in einem am Montag veröffentlichten Urteil entschieden (Az.: I-4 U 66/10).

Eine Immobilienfirma hatte in Briefkästen Karten verteilen lassen, die einer Benachrichtigung des Paketzustellers DHL nachempfunden waren. Über den Inhalt der "verpassten" Sendung erhielten die Empfänger nur den Hinweis "Info-Post schwer". Auf der Karte standen weiter die Aufforderung: "Bitte rufen Sie uns an!" und eine Telefonnummer. Die führte dann zu einer Maklerhotline. Gegen diese Werbestrategie klagte ein Konkurrent der Immobilienfirma. Das OLG gab dem Kläger Recht.

Nach Einschätzung des Gerichts erfährt der Adressat erst bei dem Anruf, dass es sich um eine Werbesendung handelt. Der Empfänger werde damit "letztlich genötigt, die angegebene Nummer anzurufen, weil er sich in der Gefahr sehen könnte, eine vielleicht wichtige Sendung zu verpassen".

Schlappe für Hochtief-Tochter Leighton

Die Hochtief-Tochter Leighton ist mit ihrem Versuch, die australische Übernahmekommission in der Abwehr des spanischen Großaktionärs ACS zur Hilfe zu ziehen, gescheitert. Es gebe keine Gründe, die Vorgänge rund um die geplante Übernahme des Baukonzerns, der eine Mehrheit an der australischen Leighton hält, abzulehnen, teilte das australische Takeovers-Panel mit.

Hochtief wollte das Übernahmegebot von ACS blockieren lassen. Ziel der Spanier sei die Übernahme der Mehrheit an Leighton, hatten die Deutschen argumentiert. Insofern sei auch ein Übernahmegebot für Leighton notwendig. Ein solches hätte ACS nicht finanzieren können. Die Unternehmen hatten sich mit ihrem Versuch, das ACS-Angebot zu blockieren, zunächst an die australische Finanzaufsicht gewendet. Diese hatte das Verfahren dann an die Übernahmekommission weitergereicht.

ACS zeigte sich in einer Stellungnahme zufrieden mit der Entscheidung. Der Konzern sei jetzt zuversichtlich, sein Angebot für Hochtief erfolgreich bis Ende Januar abzuschließen. Es gebe nun das klare Signal, dass das Hochtief-Angebot wie geplant fortgesetzt werden könne. Der in Madrid ansässige Konzern will Hochtief mittels Aktientausch übernehmen. So sollen Hochtief-Aktionäre für je fünf Aktien acht ACS-Papiere bekommen.

Unterstützung erhielt das Essener Unternehmen derweil aus der Opposition. SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier forderte die Bundesregierung und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) auf, die Übernahme zu verhindern. "Mehr als 10.000 Beschäftigte bei Hochtief haben Angst. Sie haben Anspruch, dass die Bundesregierung sich für ihre Zukunft einsetzt", sagte Steinmeier der Bild-Zeitung.

Die Methode "Einkaufen ohne Geld" habe die Welt schon einmal an den Abgrund geführt. Merkel habe viele Male beteuert, sie wolle daraus Lehren und Konsequenzen ziehen. "Jetzt ist es Zeit, konkret zu handeln", sagte Steinmeier. Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) wie auch Merkel hatten ein Eingreifen in den Übernahmenstreit in der Vergangenheit immer wieder abgelehnt.

Deripaska steigt wieder bei Strabag ein

Der russische Oligarch Oleg Deripaska steigt wieder als Großaktionär beim österreichischen Baukonzern Strabag ein. Die zum Deripaska-Firmenimperium Basic Element (BasEl) gehörende Rasperia Trading Ltd. kauft zunächst 17 Prozent der Anteile an dem österreichischen Baukonzern für rund 373 Millionen Euro zurück. Der Deal soll bis Ende November abgeschlossen sein. Bis Juli 2014 habe Deripaska eine Option auf weitere acht Prozent - dann hätte der Multi-Milliardär mit 25 Prozent sein ursprüngliches Aktienpaket wieder zurück.

Die Rasperia Trading hatte 2007 ein Viertel des Baukonzerns für rund 1,2 Milliarden Euro erworben. Deripaska verpfändete die Aktien als Sicherheit für Kredite, die er nicht rechtzeitig tilgen konnte. Im April 2009 ging das Paket daher zurück an Strabag-Aktionäre. Allerdings hatte Deripaska eine Option auf den Rückkauf dieser Aktien.

Nach Mitteilung des Unternehmens kauft die Strabag im Gegenzug 26 Prozent des russischen Straßenbauunternehmens Transstroy, das auch Teil des Deripaska-Imperiums ist. Zudem darf sie das Olympische Dorf für die Winterspiele 2014 im russischen Sotschi bauen. Nach Strabag-Angaben soll zu dem 350-Millionen-Euro schweren Sotschi-Projekt noch eine Absichtserklärung mit dem zum BasEL-Imperium gehörenden Bauunternehmen Glavstroy Corporation unterzeichnet werden. Der Kaufpreis für den Transstroy-Anteil steht noch nicht fest, das Unternehmen sprach aber von einer Anzahlung von 70 Millionen Euro.

Nach Angaben des Strabag-Chefs Hans Peter Haselsteiner könnte Russland bis 2020 einer der drei größten Märkte für die Strabag-Gruppe werden: "Russland zeigt bereits erste Anzeichen einer Erholung von der Finanz- und Wirtschaftskrise. Ich bin überzeugt vom enormen Potential am russischen Markt." Die Strabag ist mit ihren Kernmärkten in Deutschland und Österreich einer der größten Baukonzerne Europas. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete das weltweit tätige Unternehmen mit rund 75.500 Mitarbeitern eine Bauleistung von rund 13 Milliarden Euro.

Vorschlag: Ein-Euro-Jobs nur noch freiwilig

Das Vorstandsmitglied der Bundesagentur für Arbeit, Heinrich Alt, hat sich kritisch zum massenhaften Einsatz von Ein-Euro-Jobs geäußert. Sie seien zwar wichtig für Menschen, die dringend eine Aufgabe brauchten. Jedoch sollten sie "als Mittel zum Zweck und nicht als Zwangsmaßnahme verstanden werden", sagte Alt den Zeitungen der WAZ-Gruppe.

Man könne mit ihm darüber reden, "aus den Ein-Euro-Jobs eine freiwillige Sache zu machen". Nach Ansicht Alts werden Fachkräftemangel und sinkende Arbeitslosigkeit die Strategie der Arbeitsförderung ändern. Künftig müsse man sich vor allem um die schwer vermittelbaren Langzeitarbeitslosen kümmern.

Deren heutige Förderung in den Jobcentern mit vielen kurzfristigen Maßnahmen hält der BA-Vorstand nicht mehr für sinnvoll. "Wir müssen weniger machen, das dafür aber länger und wirksamer", sagte Alt. "Gerade in der Grundsicherung müssen wir uns am langfristigen und nicht am kurzfristigen Erfolg orientieren. Das führt nur zu Drehtüreffekten." Der Technologiekonzern Siemens hat sich für das Geschäft mit umweltfreundlicher Technologie ein neues Umsatzziel gesetzt. Bis zum Geschäftsjahr 2013/2014 sollen die Erlöse aus dem Umweltportfolio auf mehr als 40 Milliarden Euro steigen, wie das DAX-Unternehmen mitteilte.

Das neue grüne Siemens

Die für das laufende Geschäftsjahr 2010/2011 angepeilte Marke von 25 Milliarden Euro ist bereits im abgelaufenen Geschäftsjahr (30. September) geknackt worden: Rund 28 Milliarden Euro habe Siemens 2009/2010 mit grüner Technologie eingefahren, im Vorjahr seien es auf vergleichbarer Basis rund 27 Milliarden Euro gewesen, hieß es.

Zum Umweltportfolio zählt Siemens alle Produkte, die energieeffizienter sind als vergleichbare Lösungen, etwa Gas- und Dampfturbinenkraftwerke oder Energiesparlampen. Auch Windkraftanlagen und Dampfturbinen für Solarenergie zählen zum Umweltportfolio. Die genaue Zusammensetzung des Umweltportfolios veröffentlicht Siemens nicht, sondern legt sie lediglich Wirtschaftsprüfern vor. Zudem nimmt der Konzern immer wieder Änderungen an der Zusammensetzung des Umweltportfolios vor, was die Vergleichbarkeit erschwert. So wurden im abgelaufenen Jahr erstmals effizientere Transformatoren mitgerechnet.

Unterdessen berichtet die Financial Times, dass Siemens eine kräftige Dividendenerhöhung verkünden will. Unter Berufung auf Insider hatte es geheißen, dass die Dividende um mehr als 13 Prozent steigen soll. Zudem werde Vorstandsvorsitzender Peter Löscher neue Wachstumsziele vorstellen. Im Geschäftsjahr 2008/2009 (bis zum 30. September) hatte Siemens die Aktionäre mit 1,60 Euro je Aktie am Gewinn beteiligt. Ende Oktober hatte Löscher im Interview mit dem Manager Magazin gesagt, dass sich Siemens auf der Bilanzpressekonferenz im November zur künftigen Dividendenpolitik äußern werde.

Adidas erwartet Gewinnraten von mehr als 15 Prozent

Der Sportartikel-Hersteller Adidas traut sich bis 2015 kräftiges Wachstum zu. Der Umsatz solle in diesem Zeitraum um 45 bis 50 Prozent auf 17 Milliarden Euro klettern, hieß es in einer Mitteilung des Branchenzweiten nach Nike.

Der Gewinn solle noch schneller zulegen, mit einer durchschnittlichen Rate von 15 Prozent pro Jahr, sagte Vorstandschef Herbert Hainer vor Investoren. Dies seien ambitionierte, aber realistische Ziele. Adidas wolle so das Fundament legen, um Nike zu überholen.

Einen Zeitpunkt dafür nannte Hainer allerdings nicht. Einfach wird es nicht: Schließlich erwartet Nike selbst bis 2015 ein Einnahmeplus von 40 Prozent auf dann 27 Milliarden Dollar. Der Adidas-Lokalrivale Puma will im selben Zeitraum auf vier Milliarden Euro kommen, nachdem es 2009 erst 2,5 Milliarden waren.

IG Bau pocht auf drei Prozent Lohnerhöhung

IG Bau strebt für die kommende Tarifrunde in der Baubranche eine Lohnerhöhung von mehr als drei Prozent an. Die Bundesregierung erwarte dieses Jahr ein Wirtschaftswachstum von über drei Prozent, sagte der IG-Bau-Vorsitzende Klaus Wiesehügel der Frankfurter Rundschau. Seine Gewerkschaft könne sich mit Blick auf den angepeilten Lohnzuschlag "schon mehr vorstellen".

Denn die Baubranche profitiere von den anziehenden Investitionen der Industrie. Der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) hatte zuvor erklärt, es bestehe kein Spielraum für Lohnerhöhungen. Was bei den Verhandlungen herauskomme, stehe jedoch auf einem anderen Blatt, räumte ZDB-Hauptgeschäftsführer Karl Robl im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau ein. Die IG Bau will ihre genaue Lohnforderung für die 700.000 Beschäftigten der Baubranche im Januar festlegen.

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