Wirtschaft kompakt:Rekordpreise für Grundnahrungsmittel

Die Lebensmittelpreise steigen und steigen - und unterstützen politische Unruhen. Außerdem: ACS erhöht seinen Anteil an Hochtief weiter, Daimler vermeldet einen Absatzrekord. Das Wichtigste in Kürze.

Die Nahrungsmittelpreise aus dem Ruder: Das von der UN-Organisation für Landwirtschaft und Ernährung (FAO) ermittelte Preis-Barometer kletterte zu Jahresbeginn auf einen Rekordwert, wie die in Rom ansässige Behörde mitteilte.

Weizen

Weizen und andere Nahrungsmittel wird immer teurer. Experten fordern nun, dass sich die G-20-Länder mit dem Problem beschäftigen.

(Foto: dpa)

Damit wurde der bisherige Höchststand aus dem Jahr 2008 übertroffen. Damals hatten die explodierenden Nahrungsmittelpreise Hungerrevolten ausgelöst - unter anderem in Afrikas und der Karibik. Weltbank-Präsident Robert Zoellick forderte die Gruppe der größten Industrie- und Schwellenländer (G20) auf, das Thema Ernährung nun endlich ganz oben auf die Agenda zu setzen. "Wir müssen uns auf weiter steigende Rohstoffpreise einstellen, das gilt auch für Agrarrohstoffe", sagte Zoellick.

Der Blick auf das FAO-Barometer zeigt, dass der Trend nicht nachlässt: Der Index stieg im Januar den siebten Monat in Folge und erreichte den neuen Spitzenwert von 230,7 Punkten. Den alten Rekordpunkt von 224,1 Zählern hatte das FAO-Barometer, das einen Nahrungsmittel-Korb von Ölsaaten, über Molkereiprodukte bis hin zu Zucker abbildet, im Juni 2008 erreicht.

Nun baut sich erneut eine Preisblase auf, wie ein Blick auf die Marktentwicklung in vorigen Jahr zeigt: Der in Paris gehandelte Terminkontrakt auf europäischen Weizen hat sich 2010 um 88 Prozent und damit sogar stärker als der auf US-Weizen verteuert. In Chicago legte der Preis für das Getreide im Vorjahr um 45 Prozent zu. Der Preis für Mais stieg dort um 55 Prozent. Der in Kuala Lumpur gehandelte Terminkontrakt auf Palmöl gewann gut 40 Prozent hinzu.

Die Preisexplosion bei Gütern des täglichen Bedarfs dürfte auch die jüngsten politischen Turbulenzen in arabischen Staaten wie Tunesien und Ägypten begünstigt haben. Während an den Märkten Investoren Rohstoffe als lohnende Anlageziele entdeckt haben, leiden insbesondere Bewohner der Entwicklungsländer unter den Folgen der steigenden Lebenshaltungskosten. Nach dem Preisschub für Nahrungsmittel in den Jahren 2007/08 schätzte die FAO die Zahl der Hungernden oder Unterernährten weltweit auf 870 Millionen. Mittlerweile dürften es bereits 900 Millionen sein.

Absatzrekord für Daimler

Der Autohersteller Daimler hat im Januar weltweit fast ein Viertel mehr Pkw verkauft als ein Jahr zuvor. Der Konzern teilte mit, von den Marken Mercedes-Benz, Smart, AMG und Maybach seien im vergangenen Monat weltweit 89.400 Fahrzeuge (plus 23,1 Prozent) ausgeliefert worden.

Von der Kernmarke Mercedes-Benz setzte Daimler im Januar mit 82.700 Autos 23,4 Prozent mehr ab als vor Jahresfrist. In China legten die Verkaufszahlen um 86,5 Prozent auf 15.600 Fahrzeuge zu. Auch beim Kleinwagen Smart geht es nach langer Talfahrt wieder aufwärts: Die Auslieferungen kletterten im Januar weltweit um 20,3 Prozent auf 6700 Fahrzeuge. "Wir werden in den nächsten Wochen an diesen gelungenen Start anknüpfen und erwarten für das erste Quartal ein deutliches Absatzwachstum", sagte Pkw-Vertriebschef Joachim Schmidt.

Für das Gesamtjahr hat sich Daimler Rekordverkäufe vorgenommen: Die Pkw-Gruppe Mercedes-Benz Cars werde im laufenden Jahr weltweit so viele Fahrzeuge wie nie zuvor ausliefern, hat Vorstandschef Dieter Zetsche angekündigt. Zuwachsraten wie im Vorjahr sei aber nicht realistisch, hatte der Daimler-Chef eingeräumt. Angetrieben von der kräftigen Nachfrage aus China war der Pkw-Absatz im Jahr 2010 - nach der tiefen Absatzkrise im Jahr 2009 - um zwölf Prozent auf 1,167 Millionen Fahrzeuge geklettert.

Hochtief-Chef gibt sich nicht geschlagen

Hochtief-Chef Herbert Lütkestratkötter gibt sich trotz des neuen Etappensieges des spanischen Baukonzerns ACS noch nicht geschlagen. Er setzt auf eine hohe Präsenz bei der Hauptversammlung. "Ich arbeite mit voller Kraft bei Hochtief und für Hochtief", sagte er bei einer Telefonkonferenz.

"Für mich persönlich ist entscheidend, dass ich meine Aufgabe unabhängig machen kann." Am 12. Mai steht bei Hochtief die Hauptversammlung an. Dann wird auch der Aufsichtsrat neu gewählt. Deshalb hofft der Hochtief-Chef auf eine hohe Präsenz seiner Aktionäre, denn dann wird jede Stimme zählen.

Demnächst soll es auch wieder Gespräche zwischen dem Hochtief-Management und der ACS-Führungsspitze geben. "Ich gehe fest davon aus, in Kürze mit Herrn Perez zusammenzutreffen", sagte Lütkestratkötter. Unter anderem will Hochtief ausloten, wie die künftige Zusammenarbeit mit den Spaniern aussehen wird.

ACS hält nun 33,49 Prozent an Hochtief, hat also die wichtige 30-Prozent-Hürde übersprungen. Damit können die Spanier ihren Anteil an Deutschlands größtem Baukonzern ohne Beschränkungen und wie geplant auf mehr als 50 Prozent ausbauen.

Die Mehrheit bei Hochtief werde nun "längerfristig" angestrebt, sagte eine ACS-Sprecherin. Einen genauen Zeitrahmen wollte sie aber nicht definieren. Mit der Übernahme wollen die Spanier Europas Nummer eins werden.

News Corp im Plus

Satte Gewinne für Rupert Murdoch: Sein Medienunternehmen News Corp steigerte die Gewinne im zweiten Quartal auf 642 Millionen Dollar. Das ist mehr als eine Verdoppelung gegenüber dem Vorjahr. Der Umsatz stieg um ein Prozent auf 8,76 Milliarden Dollar, wie der Konzern weiter mitteilte.

Verantwortlich für die guten Zahlen sind gut laufende Geschäfte des Konzerns bei seinen Kabelsendern, etwa National Geographic. Außer den Sendern gehören unter anderem das Wall Street Journal, die britische Sun und das Filmstudio Twentieth Century Fox zu News Corp.

Zukunft Ägyptens als Urlaubsland

Die Aufstände in Ägypten werden keine langfristigen Auswirkungen auf die Touristenströme haben. So sieht es zumindest Tui-Chef Michael Frenzel. Die Anziehungskraft des Landes sei größer als der Abschreckungseffekt der Unruhen, schreibt Frenzel in einem Gastbeitrag für das Handelsblatt.

Selbst wenn der Touristenstrom kurzzeitig abreiße, werde die Faszination an dem Land bleiben. "Auch nach dem verheerenden Anschlag in Luxor 1997 und anderen Störfeuern auf der Halbinsel Sinai kam die Nachfrage wieder in Gang", argumentiert der Tui-Chef.

Viele Reiseveranstalter, darunter auch die Tui, haben wegen der Unruhen Reisen nach Kairo und Luxor abgesagt. Nach Behördenangaben sind in Ägypten bei Auseinandersetzungen am Mittwoch über 400 Menschen verletzt worden.

Deadline für EADS und Boeing

Bewerbungsschluss für einen Rekordauftrag: Der amerikanische Flugzeughersteller Boeing und die europäische Airbus-Mutter EADS müssen bis zum 11. Februar die endgültigen Angebote für einen Großauftrag der US-Air Force vorlegen.

Es geht um die Lieferung von 179 Tankflugzeugen im Wert von mindestens 35 Milliarden Dollar. Durch mögliche Folgeaufträge könnten daraus sogar 100 Milliarden Dollar werden. Am Anfang der Woche trafen sich Vertreter der Unternehmen mit der Luftwaffe, um letzte Details abzusprechen.

Das Tauziehen um den Megauftrag zieht sich schon seit Jahren zwischen den beiden Konkurrenten hin. Boeing wirbt mit niedrigeren Preisen, EADS mit der moderneren Technik. Eine Entscheidung wurde aus politischen Gründen mehrmals gekippt.

Insgesamt muss die Air Force 534 Tanker und Frachtmaschinen ersetzen, die noch Präsident Dwight D. Eisenhower kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs angeschafft hatte.

Gewerkschaft warnt vor Arbeitern aus China

Hunderttausende chinesische Arbeiter könnten den deutschen Arbeitsmarkt gefährden, warnt die IG Bau. Hintergrund ist ein Richtlinienentwurf der EU-Kommission. Dieser sieht vor, dass Arbeiter aus Drittstaaten in der EU zu den Bedingungen ihres Heimatlandes beschäftigt werden können.

"Das Angebot an Arbeitern ist in China unerschöpflich, Leihfirmen und andere Unternehmen könnten Hunderttausende davon auf dem deutschen Arbeitsmarkt einsetzen. Ruinöse Dumpinglöhne sind die Folge", sagte der Vorsitzende der IG Bau, Klaus Wiesehügel, gegenüber der Bild.

Außerdem können Unternehmen durch die Richtlinie Arbeiter aus Drittstaaten an Tochterfirmen oder Kunden in anderen EU-Ländern weiterreichen. Dadurch könnten beispielsweise Chinesen, die eigentlich in Rumänien arbeiten und dort einen gesetzlichen Mindestlohn von 175 Euro bekommen, zu den gleichen Konditionen an Unternehmen in Deutschland ausgeliehen werden.

Derby Cycle verkündet Aktienwert

12,50 Euro - so viel soll eine Aktie des niedersächsischen Fahrradherstellers Derby Cycle kosten, teilte die Firma mit. Das Unternehmen geht voraussichtlich am Freitag an die Börse und wird im Prime Standard geführt werden.

Das Grundkapital der Gesellschaft soll 7,5 Millionen Euro betragen. Rund 96,6 Prozent der platzierten Aktien gehen an institutionelle Investoren, der kleine Rest an Privatanleger. Derby Cycle beschäftigt rund 400 Mitarbeiter.

Rekordgewinn für Hugo Boss

Der Modehersteller Hugo Boss hat 2010 einen Rekordgewinn eingefahren. Trotz der Preissprünge bei der Baumwolle sei das Nettoergebnis um 82 Prozent auf 189 Millionen Euro gestiegen, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit.

Der Umsatz habe vor allem im letzten Quartal deutlich zugelegt und betrage am Jahresende 1,73 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Vorjahr sei es ein Plus von elf Prozent. "2010 ist das bisher beste Jahr der Unternehmensgeschichte", bilanzierte Vorstandschef Claus-Dietrich Lahrs.

Wie viele Modehersteller verkauft auch Hugo Boss seine Damen- und Herrenmode verstärkt über eigene Filialen. Damit lassen sich höhere Erträge als durch den Vertrieb über Großhändler erzielen.

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