Wirtschaft kompakt:Hassobjekte BP und Toyota

BP und Toyota rücken in den USA auf die Liste der meist gehassten Firmen, die Importe erreichen ein Rekordniveau und der Rewe-Chef lästert über die Krux mit dem "Aldi-Gen". Das Wichtigste in Kürze.

Der britische Ölkonzern BP ist in den USA in die Liste der meist gehassten Unternehmen aufgestiegen. Auch der japanische Autohersteller Toyota schaffte es unter die 15 Firmen, deren Liste die Website 24/7 Wallstreet veröffentlichte. Das Onlinemagazin wertete dafür Umfragen unter Verbrauchern und Beschäftigten, die Entwicklung am Aktienmarkt und die Presseberichterstattung aus.

Handout shows a handler holding the beak of an oil-covered pelican at the Fort Jackson Wildlife Rehabilitation Center in Buras, Louisiana

Ölverschmiert: Dieser Pelikan ist nur einer von vielen - Millionen Liter Erdöl flossen in den Golf von Mexiko.

(Foto: REUTERS)

BP wird für den schwersten Ölunfall der Geschichte verantwortlich gemacht, bei dem elf Arbeiter starben und Millionen Liter Erdöl in den Golf von Mexiko flossen. Toyota musste allein in den USA rund zehn Millionen Autos wegen technischer Mängel zurückrufen. Ansonsten befinden sich unter den 15 meist gehassten Firmen in den USA, von denen 24/7 Wallstreet keine Rangfolge erstellte, vor allem Technologiefirmen und Fluggesellschaften. Der Telekommunikationsriese AT&T etwa wird für seinen schlechten Service, der Computerkonzern Dell für seinen schlechten Onlineshop und schlecht verarbeitete Laptops kritisiert.

American Airlines und United Airlines wiederum werden unter anderem für das Chaos auf den US-Flughäfen vor wenigen Wochen durch heftige Schneefälle verantwortlich gemacht. Weiterhin gehasst werden der Liste zufolge mehrere Banken: Die Citigroup und die Bank of America stehen immer noch in der Kritik, weil sie in der Finanzkrise mit Steuergeld gestützt werden mussten. Die Fastfood-Kette McDonald's ist laut 24/7 Wallstreet eines der am heftigsten kritisierten Unternehmen. Der Konzern sei das "Synonym für ungesundes Essen in Amerika".

Importe auf Rekordniveau

Die deutschen Einfuhren haben im November den höchsten Wert seit Beginn der Erhebungen 1950 erreicht. Wie das statistische Bundesamt mitteilte, erhöhten sich die Einfuhren im Jahresvergleich um ein Drittel auf 75,1 Milliarden Euro. Die Ausfuhren kletterten um 21,7 Prozent auf 88,0 Milliarden Euro.

Sie erreichten damit den höchsten Wert eines Monats seit Oktober 2008. Auf Monatssicht ergaben sich hingegen deutlich geringere Zuwächse: Hier erhöhten sich die Ausfuhren um 0,5 Prozent und die Einfuhren um 4,1 Prozent. Im Vormonat waren die Ausfuhren noch um 1,3 Prozent zurückgegangen und die Importe um 0,1 Prozent gestiegen.

Die Außenhandelsbilanz schloss im November mit einem Überschuss von 12,9 Milliarden Euro ab. Kalender- und saisonbereinigt lag der Saldo bei plus 11,8 Milliarden Euro.

Rewe-Chef: Die Crux mit dem "Aldi-Gen"

Der Rewe-Vorstandschef Alain Caparros kritisiert den Hang der Deutschen zu billigen Lebensmitteln. "Die Deutschen haben das Aldi-Gen in sich, sie sparen an den Lebensmitteln, um sich im Urlaub oder in anderen Freizeitbereichen etwas mehr zu leisten", sagte Caparros im Interview mit der Bild. Der Handel habe die Wirtschaftskrise noch nicht überwunden, aber im internationalen Vergleich sehe Deutschland herausragend gut aus, sagte der französische Manager.

Kritisch äußerte sich Caparros über sein Heimatland. "Frankreich träumt von einer Kanzlerin wie Angela Merkel", sagte er. Das Land sei nahezu unregierbar geworden. "Zum Jahreswechsel freut man sich, wenn ein paar Autos weniger als im Vorjahr abgefackelt wurden. Und wenn das Rentenalter vernünftig angepasst werden soll, bricht die Revolution aus." Deutschland wirtschaftliche Vormachtstellung werde aber zunehmend zur Belastung. Caparros: "Das ist ein Problem, die Gräben zu den anderen Ländern werden größer, Deutschland wird langsam eine Insel."

Grube räumt Mängel ein

Bahn-Chef Rüdiger Grube hat den Konzern vor dem Hintergrund des Winter-Chaos verteidigt, gleichzeitig aber Mängel bei Organisation und Material eingeräumt. "Es kommen vier Dinge zusammen", sagte Grube am Freitag in der ARD. Erstens sei auch die Bahn einer höheren Gewalt ausgesetzt. "Zweitens haben wir nicht genügend Züge, aufgrund von Fehlern, die in der Konstruktion liegen." Drittens seien viele Flüge ausgefallen, und auch Autofahrer hätten die Bahn genommen. Das habe zu 30 Prozent mehr Buchungen geführt. "Viertens haben wir betriebliche Herausforderungen, da müssen wir sehr viel besser werden, gar keine Frage", sagte Grube.

Derzeit liefen mehrere Initiativen für ICE und IC, die aber viel Zeit beanspruchten. "Schnelle Lösungen gibt es bei der Bahn nicht, weil alles zertifiziert, alles berechnet, alles freigegeben werden muss vom Eisenbahnbundesamt", erklärte der Konzernchef. "Mich ärgert das auch. Gehen Sie davon aus: Uns ärgert es am meisten, wenn uns etwas nicht gelingt."

Grube wies Vorwürfe von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) zurück, wonach die Bahn an der falschen Stelle gespart habe. "Was haben zu dünn konstruierte Räder oder ein falsch ausgewählter Werkstoff an einer Achse mit Sparen zu tun? Überhaupt nichts", sagte er.

Im Vergleich zu Flugzeug und Auto habe sich die Bahn in diesem Winter bisher hervorragend geschlagen. Aus seiner Sicht sei es "extrem gut", was die Bahn-Mitarbeiter leisteten. "Wir haben uns besser vorbereitet als im letzten Jahr, aber nicht auf einen Winter, wie wir ihn jetzt vorgefunden haben", fügte der Bahn-Chef hinzu.

Audi mit Absatzrekord

Der Ingolstädter Autohersteller Audi hat das vergangene Jahr mit einem Absatzrekord abgeschlossen. Die Volkswagen-Tochter verkaufte weltweit knapp 1,1 Millionen Fahrzeuge und somit 15 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Dezember war die Zahl der ausgelieferten Autos um knapp zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat auf 88.500 gestiegen.

Der größte Markt für die Oberbayern war 2010 nach wie vor Deutschland, voraussichtlich allerdings zum letzten Mal. Die Verkaufszahlen in China, die im vergangenen Jahr um 43 Prozent zugelegt haben, reichten schon annähernd an die in Deutschland heran.

Gegen Jahresende habe Audi im Reich der Mitte bereits mit Lieferproblemen zu kämpfen gehabt, während in Deutschland vor allem der Kleinwagen A1 und die steigende Nachfrage von Firmenkunden das Geschäft angekurbelt hatten. Audi-Vertriebsvorstand Peter Schwarzenbauer freute sich besonders über die Absatzzuwächse in den USA.

In dem für das Unternehmen traditionell schwierigen Markt verkaufte Audi 2010 fast ein Viertel mehr Modelle als im Vorjahr. "Wir haben auf dem US-Markt einen historischen Absatzrekord aufgestellt, und dabei das beste finanzielle Ergebnis in den USA seit langem eingefahren", sagte der Manager.

Bahn legt Angebot vor

In den Tarifverhandlungen zwischen Gewerkschaft und Deutscher Bahn hat der Arbeitgeber ein Angebot für Lohnerhöhungen vorgelegt. Der Konzern habe der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) einen Vorschlag unterbreitet, "um Bewegung" in die Tarifgespräche zu bringen, sagte eine Bahnsprecherin am Rande der siebten Verhandlungsrunde in Frankfurt am Main. Genaue Zahlen nannte sie nicht.

Vor Beginn der Gespräche sagten die EVG-Verhandlungsführer Heinz Fuhrmann und Regina Rusch-Ziemba, das Angebot der Bahn enthalte Entgelterhöhungen von drei Prozent. Fuhrmann bezeichnete den Vorschlag als "substanziell noch nicht ausreichend". Außerdem müssten noch die Forderungen unter anderem zur betrieblichen Altersversorgung berücksichtigt werden. Die im Dezember zur EVG verschmolzenen Gewerkschaften Transnet und GDBA waren mit einer Forderung von mindestens sechs Prozent in die Tarifrunde gegangen. Parallel dazu forderten sie die gleiche Bezahlung für die Beschäftigten aller deutschen Eisenbahnunternehmen. So soll es am Monatsende keinen Unterschied mehr machen, ob der Einzelne bei der Deutschen Bahn oder einem der vielen privaten Verkehrsunternehmen beschäftigt ist.

Dabei ist der Abschluss des sogenannten Branchentarifvertrags, an dem auch sechs private Verkehrsunternehmen beteiligt sind, Voraussetzung für einen Abschluss der Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn. Die parallel mit den sechs Privatunternehmen Abellio, Arriva, BeNex, Hessische Landesbahn, Keolis und Veolia einerseits sowie der Deutschen Bahn andererseits laufenden Schlichtungsverhandlungen zum Branchentarif sollen im Januar abgeschlossen werden. Was den Stand der Verhandlungen betreffe, habe man Stillschweigen vereinbart, hieß es. Die EVG sei aber zuversichtlich, dass die Gespräche im Januar erfolgreich enden, fügte Rusch-Ziemba hinzu.

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