Wirtschaft kompakt:Großes Geld für kleine Apps

Millionen-Übernahme auf dem Markt für Handy-Programme und Intel verdient kräftiger als erwartet. Außerdem: Die USA erlauben vorzeitig wieder Ölbohrungen. Das Wichtigste in Kürze.

Der Markt für die kleinen iPhone-Programme wächst rasant und ist zu einem Millionengeschäft geworden. Die japanische Firma DeNa übernimmt jetzt den US-App-Entwickler ngmoco für 400 Millionen Dollar.

Wirtschaft kompakt: Auf dem Markt für iPhone-Spiele-Apps lassen sich Millionen verdienen.

Auf dem Markt für iPhone-Spiele-Apps lassen sich Millionen verdienen.

(Foto: AP)

Die Japaner und die Amerikaner entwickeln Mini-Spiele fürs Handy. Zu ngmoco gehört das Netzwerk Plus+ mit 13,5 Millionen registrierten Nutzern, nach Unternehmensangaben wurden bisher 60 Millionen Spiele runtergeladen. Demnächst will ngmoco auch Programme für das Google-Betriebssystem Android anbieten. DeNa betreibt in Japan die Platform Mobage. Das Unternehmen will zunächst 300 Millionen Dollar an die Anteilseigner und Mitarbeiter von ngmoco auszahlen. Weitere 100 Millionen Dollar sollen erfolgsabhängig fließen.

Die New York Times zitiert eine Marktforschungsfirma, die schätzt, dass der Markt für sogenannte Social Games bis 2014 ein Volumen von 1,5 Milliarden Dollar erreicht - gegenüber 640 Millionen Dollar im vergangenen Jahr.

Intel fährt mehr Gewinn ein als gedacht

Die Geschäfte von Intel laufen besser als prognostiziert. Der Nettogewinn des US-Chipkonzerns stieg im dritten Quartal um mehr als die Hälfte auf knapp drei Milliarden Dollar oder 52 Cent je Aktie. Der Umsatz lag bei 11,1 Milliarden Dollar.

Die Kennziffern lagen leicht über den durchschnittlichen Markterwartungen. Für das vierte Geschäftsquartal stellte Intel zudem einen Umsatzanstieg auf bis zu 11,8 Milliarden Dollar in Aussicht. Es sei weltweit weiterhin mit einer regen Nachfrage nach Computern aller Art zu rechnen, sagte ein Unternehmenssprecher. Der Markt reagierte positiv auf die Zahlen: Intel-Aktien stiegen nachbörslich um 1,2 Prozent.

Intel hatte seinen Rivalen zuletzt mit neuen Chips den Kampf angesagt. Der Konzern, dessen Mikroprozessoren in 80 Prozent aller Computer weltweit laufen, will Märkte abseits des klassischen PC-Geschäfts aufrollen. Bei Smartphones und Kleincomputern hatte Intel unter wachsender Konkurrenz von kleinen Anbietern zu leiden, die stromsparendere Chips anbieten. Als Reaktion übernahm Intel im Sommer die Handychipsparte von Infineon.

Die USA erlauben wieder Tiefseebohrungen

Sie dürfen wieder bohren: Die USA haben ihr Moratorium für Tiefseebohrungen im Golf von Mexiko vorzeitig aufgehoben - aber unter Vorbehalt. Die Erlaubnis gelte nur für Unternehmen, die die verschärften Sicherheitsvorschriften einhielten, sagte US-Innenminister Ken Salazar.

Eigentlich sollte bis Ende November der Stopp für Tiefseebohrungen im Golf von Mexiko gelten, den die US-Regierung im Juli verhängt hatte. Im April hatte die Explosion einer Ölplattform der britischen Firma BP eine riesige Ölpest ausgelöst. Seitdem wurden die Vorschriften verschärft, um Tiefseebohrungen nach Gas und Öl künftig sicherer zu machen.

Nach der Explosion der BP-Plattform hatte es 87 Tage gedauert, bis der Ölfluss ins Meer gestoppt werden konnte. In der Zeit waren einer im September veröffentlichten wissenschaftlichen Studie zufolge 4,4 Millionen Barrel Öl ins Wasser gelaufen.

Mehr grüne Arbeitsplätze: Der Beschäftigungseffekt der erneuerbaren Energien ist offenbar größer als angenommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, berichtet das Handelsblatt.

Nach Berechnungen des DIW hatte die Branche in Deutschland im vergangenen Jahr 340.000 Beschäftigte. Das sind trotz der Wirtschaftskrise 60.000 mehr als noch 2007. Die Beschäftigung hat sich damit innerhalb von fünf Jahren verdoppelt.

"Die erneuerbaren Energien sind einer der wachstumsstärksten Pole, die wir im Moment haben. Die Anbieter von Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien erwirtschaften derzeit einen Umsatz von gut 21 Milliarden Euro", sagte ein DIW-Sprecher. Damit seien die Umsätze in den vergangenen drei Jahren um 40 Prozent gewachsen.

Das DIW spricht von einer "weit überdurchschnittlichen Wachstumsdynamik" des Wirtschaftszweiges. Auch die Investitionen erreichen nach Angaben von Edler Jahr für Jahr neue Rekordwerte und beliefen sich 2009 auf gut 20 Milliarden Euro. Betrachte man die Beschäftigungseffekte der einzelnen Technologiebereiche, belege die Windenergie mit gut 100.000 Jobs den Spitzenplatz. Es folge der Bereich Photovoltaik mit 65.000 Jobs.

Kreuzfahrt-Veranstalter pleite

Und plötzlich war der Urlaub vorbei: Ein Kreuzfahrtschiff mit 400 Passagieren hat zwei Tage früher als geplant in Piräus in Griechenland statt in Istanbul den Hafen angefahren. Denn der Veranstalter der Reise, die Delphin Kreuzfahrten GmbH aus Offenbach bei Frankfurt, hat einen Insolvenzantrag gestellt.

Hintergrund ist offenbar ein Streit mit dem griechischen Eigentümer des Schiffes, der MS Delphin Voyager. Der habe Umbauten nicht wie vereinbart ausgeführt, sagt das Reiseunternehmen, und die Charterrate trotz der Mängel nicht angepasst. Noch während einer gerichtlichen Auseinandersetzung habe der Eigentümer das Schiff nun auf eigene Veranlassung in seinen Heimathafen zurückgebracht und die Kreuzfahrt damit vorzeitig beendet.

Die Geschäftsleitung geht davon aus, dass der Insolvenzverwalter den Betrieb des Unternehmens aufrechterhält. Der Fall und der Name des Schiffs erinnern an die Geschichte der MS Delphin von Hansa Kreuzfahrten aus Bremen, die Anfang Oktober wegen eines juristischen Streits eine zeitlang in Frankreich festsaß.

Niedersachsens Ministerpräsident steht zu VW

Seit 100 Tagen ist David McAllister (CDU) jetzt niedersächsischer Regierungschef. Im Anschluss an seine erste politische Bilanz zog er auch ein wirtschaftliches Resümee. Dabei betonte er einmal mehr die Bedeutung von VW.

Dabei erteilte McAllister einer Verringerung der Landesanteile am Volkswagen- Konzern eine definitive Absage. "Politisch stehe ich ohne Wenn und Aber zur Beteiligung des Landes Niedersachsen", betonte er. Strategisches Ziel seiner Regierung beim Wolfsburger Autogiganten bleibe die Vorgabe "20 Prozent plus eine Aktie". Durch Mitentscheidung könne das Land vom Wachstum bei VW profitieren.

Das Ziel von Vorstandschef Martin Winterkorn, Volkswagen bis zum Jahr 2018 zur weltweiten Nummer eins der Autoproduzenten zu machen, sei "ambitioniert" und verdiene die Unterstützung der Politik.

Bei der Integration von Porsche in den VW-Konzern sei nach der Übernahmeschlacht im vergangenen Jahr derweil "Sorgfalt vor Eile" geboten, mahnte McAllister. Zentral ist aus seiner Sicht auch die Zusammenarbeit mit Suzuki, vor allem auf dem Wachstumsmarkt Indien.

Der wegen der Öl-Katastrophe in den USA angeschlagene britische Ölkonzern BP profitiert von einer Rekord-Dividende aus Russland. Der drittgrößte russische Ölkonzern TNK-BP will seinen Anteilseignern einen Gewinnanteil von umgerechnet knapp drei Milliarden Euro für die ersten neun Monate des Geschäftsjahres ausschütten - so viel wie noch nie.

BP ist zur Hälfte an TNK-BP beteiligt. Die andere Hälfte gehört vier Milliardären. Einer von ihnen ist der russische Oligarch Michael Fridman. Auch Fridman kann die Zwischen-Dividende gut gebrauchen, weil die wichtigsten Beteiligungen seiner Alfa Group hochverschuldet sind.

Die Aktionäre von TNK-BP sollen am 18. November über die Dividende entscheiden. Im vergangenen Jahr schüttete das Unternehmen für die ersten neun Monate 2,7 Milliarden Euro an seine Anteilseigner aus.

Schutz vor Ölkatastrophen

Nach der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko sollen auch in Europa die Sicherheitsstandards für Bohrungen in der Tiefsee verschärft werden: Die EU-Kommission will erstmals europaweite Regeln zur Genehmigung und Kontrolle der Ölplattformen aufstellen.

Die Forderung nach einem vorläufigen Moratorium neuer Tiefseebohrungen schwächte EU-Energiekommissar Günther Oettinger am Mittwoch aber ab. Im Europäischen Parlament und Großbritannien, das über mehr als die Hälfte aller Anlagen im Meer vor Europas Küsten bestimmt, hatte sich dagegen Widerstand formiert. Die für Genehmigungen zuständigen Mitgliedsländer sollen jetzt nur noch prüfen, ob sie ein Verbot für notwendig halten.

Geschäft mit Sport- und Geländewagen läuft wieder

Porsches Geschäft mit Sport- und Geländewagen nimmt nach der Krise spürbar Fahrt auf. Im Ende Juli abgelaufenen Geschäftsjahr 2009/10 fuhren die Stuttgarter im Autogeschäft einen operativen Gewinn von 1,2 Milliarden Euro ein, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Im Vorjahr waren es 700 Millionen Euro.

Die Dachgesellschaft Porsche SE verbuchte wegen Belastungen im Zuge der geplanten Verschmelzung mit Volkswagen erneut einen Verlust. Dieser fiel mit einem Minus von 454 Millionen Euro aber deutlich geringer aus als im Vorjahr (minus 3,6 Milliarden Euro). Für die nächsten Monate rechnet Porsche auch hier wieder mit schwarzen Zahlen.

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