Wirtschaft kompakt:O2: Jeder fünfte Job bedroht

Radikaler Arbeitsplatzabbau bei O2, Fitch stuft General Motors auf Ramschstatus herunter und Conti-Aufsichtsrat Koerfer will sein Amt niederlegen - das Wichtigste in Kürze.

Der Mobilfunkkonzern O2 bereitet nach der Übernahme des Internetanbieters Hansenet einen massiven Stellenabbau vor. Mehr als 1000 Stellen in Deutschland sollen im Zuge der Integration von Hansenet, bekannt durch die Marke "Alice", abgebaut werden, wie die Financial Times Deutschland in ihrer Onlineausgabe berichtet. Damit stehe bei O2 etwa jeder Fünfte der insgesamt 6700 Arbeitsplätze auf dem Spiel.

Quartalszahlen Telefonica O2 Germany

Erst hat O2 Hansenet übernommen, jetzt werden Jobs abgebaut.

(Foto: dpa)

Am Freitag solle es eine Mitarbeiterversammlung geben, auf der die Geschäftsführung die weiteren Integrationspläne vorstellen will, berichtete das Online-Portal. Bei O2 in München war zunächst niemand für eine Stellungnahme zu erreichen.

Bereits im August war bekanntgeworden, dass O2 und Hansenet die Zahl ihrer deutschen Callcenter von sieben auf vier reduzieren wollen. Drei Kundenzentren mit insgesamt rund 600 Mitarbeitern sollen ausgelagert werden. In Deutschland ist O2 der kleinste der vier Mobilfunk-Betreiber. Der spanische Mutterkonzern Telefonica hatte vor einem Jahr 900 Millionen Euro an Telecom Italia für Hansenet bezahlt, um O2 im DSL-Geschäft stärker zu etablieren.

Fitch senkt den Daumen

GM auf Keller-Niveau: Die Ratingagentur Fitch hat zum ersten Mal seit der Rettung des Automobilkonzerns General Motors vor der Insolvenz im vergangenen Jahr die Kreditwürdigkeit des Unternehmens eingestuft und GM dabei nur "Schrott"-Niveau bescheinigt. Die Pensionsfonds seien stark unterfinanziert und der Automobilmarkt sei insgesamt sehr unsicher, hieß es zur Begründung.

Fitch vergab daher nur ein BB- für GM, das wieder an die Börse gehen will, vermutlich Mitte November. Positiv hob Fitch hervor, dass GM seit der Fastpleite viel geleistet habe. Die Reorganisation habe das Unternehmen finanziell flexibler gemacht. Es werde sicher von einem sich verbessernden weltweiten Automobilmarkt profitieren.

Bislang seien die Verkäufe aber eher schwach. Bei einem Rating von BB- gelten Anlagen bei Fitch als "spekulativ".

Rewe-Chef Caparros wird Aufsichtsrats-Chef bei Karstadt

Der Vorstandsvorsitzende des Handels- und Touristikkonzerns Rewe, Alain Caparros, soll neuer Aufsichtsratschef von Karstadt werden. Der neue Eigentümer der Warenhauskette, Nicolas Berggruen, gab die Berufung von Caparros in das Kontrollgremium bekannt. Caparros werde bei der nächsten Aufsichtsratssitzung zur Wahl zum Vorsitzenden vorgeschlagen.

"Alain Caparros zählt zu den Top-Führungskräften im europäischen Einzelhandel", hieß es in einer Mitteilung Berggruens. Caparros erklärte, er sei überzeugt, "dass Karstadt vielversprechende Perspektiven besitzt". Er wolle sein Wissen und seine Erfahrung einbringen, die er in den vergangenen 30 Jahren im Einzelhandel gewonnen habe, um Karstadt dabei zu unterstützen, wieder ein starkes Unternehmen zu werden.

Nach einer monatelangen Zitterpartie hatte Berggruen am vergangenen Freitag das traditionsreiche Unternehmen übernommen. Zuvor hatte das Essener Amtsgericht das Insolvenzverfahren aufgehoben. Seit dem Sommer hatten die 25.000 Karstadt-Beschäftigten um ihre Arbeitsplätze bangen müssen.

Conti-Aufseher Koerfer will abtreten

Continental-Aufsichtsrat Rolf Koerfer will sein Amt niederlegen. Die Schaeffler-Gruppe in Herzogenaurach, als deren Berater der 53-Jährige tätig ist, bestätigte entsprechende Medienberichte. "Herr Koerfer wird sein Amt als Aufsichtsrat zur Verfügung stellen", sagte ein Sprecher. Wann genau der Rechtsanwalt aus dem Gremium ausscheiden wird, stehe aber noch nicht fest.

Koerfer ist bei vielen Conti-Aktionären und -Mitarbeitern heftig umstritten. Die Übernahme-Schlacht zwischen Schaeffler und der dreimal größeren Continental AG hatte im vergangenen Jahr für Schlagzeilen gesorgt. Der Autozulieferer aus Hannover wollte sich zu der Personalie zunächst nicht äußern."Wir können dazu erstmal nichts sagen", hieß es.

Dagegen betonten die Herzogenauracher, dass Koerfer der Eigentümer-Familie um Maria-Elisabeth Schaeffler auch künftig "in allen gesellschaftsrechtlichen Fragen" zur Verfügung stehen wird.

Motorola hat Apple wegen der angeblichen Verletzung von Patentrechten verklagt. Der US-Handyhersteller warf dem heimischen Rivalen vor, mit iPhone, iPad, iTouch und einigen Rechnern gegen 18 Motorola-Patente zu verstoßen.

Dabei gehe es unter anderem um Apples MobileMe-Dienst und das Verwalten von Software-Anwendungen. In einer Beschwerde forderte Motorola die Internationale Handelskommission (ITC) der USA auf, den Verkauf der betroffenen Apple-Produkte in den Vereinigten Staaten zu stoppen.

Handy- und Software-Hersteller überziehen sich derzeit gegenseitig mit Klagen. Auch Motorola muss sich Vorwürfen der Patenverletzung erwehren. Gegen das Unternehmen ist eine Klage von Microsoft anhängig.

Telekom-Spitzelaffäre eingestellt

Im Prozess um die Telekom-Spitzelaffäre hat das Gericht das Verfahren gegen zwei der drei Angeklagten vorläufig eingestellt. Die Mitarbeiter der Telekom und von T-Mobile treffe nur eine geringe Schuld, befand der Richter. Sie müssen Geldstrafen in Höhe von je 6000 Euro an gemeinnützige Einrichtungen zahlen. Die Sicherheitsvorkehrungen bei T-Mobile seien nur gering gewesen und der Mitarbeiter habe nicht gewusst, dass die Daten weitergegeben wurden. Der zweite Angeklagte habe zudem mitgeholfen, die Affäre aufzuklären, hieß es in der Begründung.

In den Jahren 2005 und 2006 waren von der Telekom rund 60 Personen über ihre Telefondaten ausspioniert worden, darunter Journalisten, Aufsichtsräte und namhafte Gewerkschafter. Es sollte herausgefunden werden, wie Unternehmensinterna an die Presse gelangten. Für eine geringere Schuld spricht nach Einschätzung des Gerichts zudem, dass die Taten rund fünf Jahre zurücklägen. Weder vorher noch nachher seien die beiden Angeklagten strafrechtlich in Erscheinung getreten.

Das Verfahren gegen einen vierten Angeklagten war zu Beginn bereits aus Gesundheitsgründen abgetrennt worden. Das Verfahren gegen den unter anderem wegen Verstößen gegen das Datenschutzgesetz angeklagten Ex-Abteilungsleiter für Konzernsicherheit, Klaus T., wird weitergeführt. Der als Hauptangeklagter geltende Klaus T. hatte schon am ersten Prozesstag die alleinige Verantwortung für das Ausspionieren übernommen.

Prada schmiedet erneut Börsenpläne

Das italienische Modehaus Prada erwägt nach diversen Anläufen nun einen Börsengang in Hongkong im kommenden Jahr. "2011 ist ein möglicher Zeitrahmen für eine Notierung", sagte ein Unternehmenssprecher. "Es ist aber noch alles offen. Die Entscheidung wird in Abhängigkeit von Marktumfeld getroffen." Auch andere Aktienmärkte seien dafür vorstellbar.

Mit dem Sprung auf das Handelsparkett könnte Prada sein schnell wachsendes China-Geschäft ausbauen. Experten gehen davon aus, dass die Volksrepublik in den nächsten fünf Jahren zum größten Markt für Luxus-Mode aufsteigt. Der Börsengang könnte Prada auch dabei helfen, sich von einem Schuldenberg von rund einer Milliarde Euro zu befreien.

Analysten schätzen, dass das Unternehmen an der Börse zwischen 4,5 und 6,7 Milliarden Euro wert sein könnte. Ein erfolgreiches Debüt am Aktienmarkt könnte nach Einschätzung von Experten auch andere italienische Modehersteller wie Salvatore Ferragamo und Moncler zu einem Sprung auf das Börsenparket bewegen. Prada steigerte seinen Umsatz in Asien im ersten Halbjahr um 47 Prozent. Die weltweiten Erlöse kletterten um 29 Prozent auf 936,5 Millionen Euro.

Prada gehört zu 95 Prozent der Familie des Firmendesigners Miuccia Prada und dem Vorsitzenden Patrizio Bertelli. Die italienische Bank Intesa Sanpaolo besitzt die restlichen fünf Prozent. Prada hatte in den vergangenen Jahren mehrfach Börsenpläne geschmiedet, sie jedoch nie umgesetzt.

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