Wirtschaft kompakt:Ein Siegchen für Kirch

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In der Prozessserie nach der Pleite der Kirch-Gruppe hat Firmengründer Leo Kirch einen kleinen Sieg errungen, Harley-Davidson bekommt einen neuen Chef und deutsche Firmen haben Angst..

Das Landgericht München I wies am Dienstag die Klage des Insolvenzverwalters der Kirch-Gruppe ab, mit der dieser fünf Millionen Euro von Kirch persönlich zurückfordern wollte.

Leo Kirch erzielt einen kleinen Erfolg gegen den Insolvenzverwalter (Foto: Foto: AP)

Kirch hatte sich die Summe in den Jahren 2001 und 2002 als Gesellschafter der Holding der Kirch-Gruppe auszahlen lassen.

Der Insolvenzverwalter verlangte das Geld zurück und argumentierte, die Zahlung sei zu einem Zeitpunkt erfolgt, als die Holding bereits zahlungsunfähig und überschuldet gewesen sei.

Ein Gutachter kam nach Angaben des Gerichts aber zu dem Schluss, dass die Holding zu dem Zeitpunkt noch nicht in einer wirtschaftlichen Krise steckte, sondern kreditwürdig und liquide war.

Somit müsse Kirch das Geld nicht zurückzahlen. Das Urteil ist allerdings noch nicht rechtskräftig. Wofür sich Kirch das Geld hatte auszahlen lassen, wurde nicht bekannt.

Chefwechsel bei Harley-Davidson

Der kriselnde US-Motorradhersteller Harley-Davidson will mit einem neuen Chef seine Talfahrt beenden. Der 59-jährige Keith Wandell vom US-Mischkonzern und Autozulieferer Johnson Controls soll vom 1. Mai an am Lenker der Kultmarke sitzen. Vorgänger James Ziemer scheidet nach 40 Jahren bei Harley-Davidson aus, wie das Unternehmen mitteilte.

Wandell verantwortet derzeit bei Johnson Controls das laufende Tagesgeschäft. Der Konzern hat wie Harley-Davidson seinen Sitz in Milwaukee, Wisconsin. Im Zuge des Chefwechsels besetzt der Motorradhersteller auch einige andere Managementpositionen neu.

Angesichts sinkender Verkaufszahlen und einbrechender Gewinne hatte Harley-Davidson erst im Januar den Abbau von rund 1100 Stellen - etwa zehn Prozent der Arbeitsplätze - angekündigt. Seit längerem versucht das Unternehmen, mehr Frauen und junge Käufer für seine legendären Motorräder zu begeistern. Neben den Harleys gehören zum Konzern auch die US-Marke Buell und der italienische Klassiker MV Agusta.

dpa

Experten befürchten mehr Wirtschafts-Spionage

Deutsche Unternehmen werden in der derzeitigen Krise besonders stark von Wirtschafts-Spionage bedroht, sagt die Arbeitsgemeinschaft für Sicherheit der Wirtschaft (ASW).

"Bei sinkender Nachfrage nimmt der Kampf um Know-how zu", sagte der ASW-Vorsitzende Thomas Menk am Dienstag in Berlin.

In einer Befragung unter Sicherheitsbeauftragten hätten rund 40 Prozent geantwortet, ihr Unternehmen sei in den letzten beiden Jahren von Konkurrenten ausspioniert worden.

Die befragten Sicherheitsexperten sahen vor allem Angriffe per Computer als akute Gefahr an. Mehr als drei Viertel erwarten demnach eine wachsende Bedrohung durch Schadens-Software aus dem Internet. Datenklau durch Diebstahl von Hardware und Angriffe von Hackern werden nach Meinung von mehr als der Hälfte der Befragten zunehmen.

Für die nicht repräsentative Studie fragte die ASW 244 angestellte Sicherheitsexperten und private Berater.

AP

BMW verkauft weniger

BMW hat im März erneut unter der Zurückhaltung der Autokäufer gelitten. Weltweit verkaufte der Münchener Autokonzern im vergangenen Monat 126.375 Wagen der Marken BMW, Mini und Rolls-Royce. Das entspricht einem Minus von 17,2 Prozent. Im Februar hatte der Dax-Konzern noch 24,4 Prozent weniger Autos verkauft.

Die Kernmarke BMW meldete im März 104.417 Auslieferungen und lag damit 17 Prozent unter dem Vorjahreswert. Für den Kleinwagen Mini entschieden sich 21.888 Kunden und damit 18,5 Prozent weniger als im Vorjahr. Im Laufe des Jahres soll das neue Mini-Cabrio für neuen Schub sorgen.

Im ersten Jahresviertel verkaufte der Konzern insgesamt 277.264 Neuwagen, 21,2 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Der Absatz der Kernmarke BMW sank dabei um 20,5 Prozent auf 233.498 Fahrzeuge.

"Wir konnten auf wichtigen Märkten wie den USA oder Deutschland einige ermutigende Signale sehen", sagte Vertriebsvorstand Ian Robertson. "Es ist aber noch zu früh, von einer weltweiten Trendwende zu sprechen." Im vergangenen Jahr hatte der Konzern mit 1,2 Millionen verkauften BMW die Spitzenposition in der Luxusklasse vor Mercedes-Benz und Audi verteidigen können. Die Münchener haben sich jedoch angesichts eines erwarteten Markteinbruchs von bis zu einem Fünftel im laufenden Jahr davon verabschiedet, die Verkaufszahlen des Vorjahres erneut zu erreichen.

Stahlproduktion stürzt auf 50er-Jahre-Niveau

Die deutsche Eisen- und Stahlproduktion ist in den vergangenen Monaten beispiellos eingebrochen. Im März wurden 2,1 Millionen Tonnen Rohstahl hergestellt, ein Minus von 49,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden mitteilte. Zugleich wurden 1,3 Millionen Tonnen Roheisen produziert, 50,3 Prozent weniger als im März 2008. Für beide Produkte ist dies das größte Minus seit der Wiedervereinigung.

Die alten Bundesländer allein verzeichneten bei der Rohstahlproduktion ein Minus von 50,5 Prozent, das ist der stärkste Einbruch, der dort jemals gemessen wurde. Im ersten Quartal 2009 wurden bundesweit 4,5 Millionen Tonnen Roheisen hergestellt, ein Minus von 40,6 Prozent. Zugleich wurden 7,3 Millionen Tonnen Rohstahl produziert, was einem Rückgang von 39,4 Prozent entspricht.

AFP

EU-Wirtschaft noch stärker geschrumpft als erwartet

Die historisch schlechten Wirtschaftszahlen in der Eurozone für das vierte Quartal 2008 sind noch einmal nach unten revidiert worden.

Demnach ist das Bruttoinlandsprodukt in den Monaten Oktober bis Dezember im Vergleich zum Vorquartal um 1,6 Prozent und nicht wie zunächst angenommen um 1,5 Prozent gesunken.

So stark war die Wirtschaft seit Einführung der Gemeinschaftswährung noch nie geschrumpft. Das teilte die europäische Statistikbehörde Eurostat am Dienstag in Luxemburg auf Basis einer zweiten Schätzung mit. In der gesamten EU mit 27 Mitgliedstaaten lag das Minus den neuen Daten zufolge bei 1,5 Prozent.

Die Veränderung ergibt sich den Angaben zufolge daraus, dass zwischenzeitlich einige Länder ihre Schätzungen überarbeitet haben sowie weitere Daten hinzugekommen sind. Daraus resultieren auch neue Zahlen für den Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum. Hier wurde der Rückgang von jeweils 1,3 Prozent auf 1,5 Prozent für die Eurozone und 1,4 Prozent für die EU-27 nach unten revidiert.

Insgesamt hat sich der wirtschaftliche Abschwung zum Jahresende damit deutlich verstärkt. Im dritten Quartal 2008 war das BIP noch um 0,3 Prozent geschrumpft. Im Gesamtjahr wuchs die Wirtschaft der Eurozone laut Eurostat um 0,8 Prozent. 2007 hatte sie noch um 2,6 Prozent zugelegt.

Christoph Vilanek neuer Boss bei Freenet

Das Mobilfunkunternehmen Freenet bekommt einen neuen Chef.

Der Aufsichtsrat bestellte den 41-jährigen Christoph Vilanek zum 1. Mai zum Vorstandsvorsitzenden, wie das Unternehmen am Dienstag in Büdelsdorf mitteilte. Vilanek sei als Mitglied des Strategieteams für die Zusammenführung der Freenet AG und der Debitel Group einer der Architekten der neuen Ausrichtung des Unternehmens.

Zuvor war Vilanek in den vergangenen vier Jahren bei Debitel in Stuttgart für verschiedene Aufgaben der Kundenbindung verantwortlich. Der Österreicher kam von McKinsey zu Debitel.

Freenet wurde nach dem Rückzug des langjährigen Vorstandsvorsitzenden Eckhard Spoerr in den vergangenen Monaten übergangsweise von dem Schweizer Joachim Preisig geführt. Allgemein war erwartet worden, dass Preisig auch offiziell den Vorstandsvorsitz übernehmen würde. Der Aufsichtsrat sei bei seinem Beschluss dem Vorschlag des Aufsichtsratsvorsitzenden Helmut Thoma gefolgt, heißt es in der Mitteilung.

dpa

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