Wirtschaft kompakt:Ein Heim für den Stern

Daimler liebäugelt mit einer neuen Konzernzentrale, VW absolviert ein Spitzenjahr, die Liaison von iPhone und AT&T in den USA ist wohl bald vorbei und die EADS-Rüstungssparte soll umgebaut werden - das Wichtigste in Kürze.

Daimler denkt dank des brummenden Autoabsatzes und sprudelnder Gewinne über den Bau einer neuen Konzernzentrale nach. Die Pläne hatte Daimler-Chef Dieter Zetsche 2008 wegen der Wirtschaftskrise auf Eis gelegt.

Wirtschaft kompakt: Daimler hatte bereits einen Architektenwettbewerb für eine neue Zentrale ausgeschrieben. Die Pläne wurden wegen der Krise aber zunächst nicht weiterverfolgt.

Daimler hatte bereits einen Architektenwettbewerb für eine neue Zentrale ausgeschrieben. Die Pläne wurden wegen der Krise aber zunächst nicht weiterverfolgt.

(Foto: AP)

Es werde überlegt, ob und in welcher Form das Projekt wieder aufgenommen wird, sagte ein Unternehmenssprecher und bestätigte Medienberichte. Es gebe derzeit aber noch keine Entscheidungen oder konkrete Pläne. Von 1958 bis 1990 lenkten die Daimler-Vorstände von einem Gebäude im Herzen des Stammwerks Stuttgart-Untertürkheim aus die Geschicke des Autobauers.

Dann zogen die Manager für 16 Jahre in den Stuttgarter Stadtteil Möhringen nahe des Flughafens um. Zetsche entschied kurz nach seinem Amtsantritt vor einigen Jahren, die Chefbüros wieder in Reichweite zur Produktion ins Stammwerk zu verlegen.

Weil das frühere Verwaltungsgebäude sanierungsbedürftig war, zog der Vorstand aber in ein benachbartes Gebäude. Daimler schrieb einen Architektenwettbewerb für eine neue Zentrale aus. Die Pläne wurden wegen der Krise aber zunächst nicht weiterverfolgt.

Spitzenjahr für VW

Der Autohersteller Volkswagen hat ein Spitzenjahr hinter sich. Konzernweit setzte das Unternehmen im vergangenen Jahr 7,14 Millionen Autos ab. Das sind 13,5 Prozent mehr als im Vorjahr und neuer Rekord, wie Konzernchef Martin Winterkorn anlässlich der Autoshow in Detroit verkündete. Und das Unternehmen will weiter zulegen, nicht zuletzt in den USA.

VW stellt neuen Auslieferungsrekord auf

VW mit neuem Auslieferungsrekord: Konzernweit setzte das Unternehmen im vergangenen Jahr 7,14 Millionen Autos ab.

(Foto: dapd)

Dazu hat VW eine neue Mittelklasse-Limousine für den nordamerikanischen Markt auf die Räder gestellt. Der Wagen wird weiterhin Passat heißen, ist im Vergleich zu dem in Europa angebotenen Modell aber abgespeckt in der Ausstattung und dadurch billiger. Das Auto feiert in Detroit Premiere und wird in einer extra gebauten Fabrik in Tennessee gefertigt. "2011 wird ein Schlüsseljahr für Volkswagen", sagte Winterkorn. Europas Autokonzern Nummer eins will in den USA vor allem die starke asiatische Konkurrenz angreifen.

Der exklusive iPhone-Vertrieb durch den Mobilfunkanbieter AT&T in den USA neigt sich dem Ende zu. Der Konkurrent Verizon werde am Dienstag ein eigenes iPhone-Angebot vorstellen, berichteten Medien und Blogs in den USA. Ein solcher Schritt würde iPhone-Hersteller Apple in die Lage versetzen, seine Reichweite angesichts der zunehmenden Konkurrenz durch Handys mit dem Google-Betriebssystem Android zu vergrößern.

Verizon ist mit mehr als 90 Millionen Kunden der größte Mobilfunkanbieter in den USA. Er verwendet im Unterschied zu AT&T als Nummer zwei den Mobilfunkstandard CDMA, was eine technische Anpassung des bisherigen iPhones erforderlich macht. Ein für "Dual-Mode", also CDMA und GSM geeignetes iPhone, würde Apple auch neue Vertriebsmöglichkeiten in anderen Ländern wie Indien und China eröffnen.

In Deutschland hat Apple Ende vergangenen Jahres den Exklusivvertrieb des iPhones über die Deutsche Telekom beendet. Das Smartphone gibt es nun auch bei Vodafone und O2.

Chinas Außenhandel legt stark zu

Wirtschaftskrise adé: Chinas Außenhandel ist im vergangenen Jahr mit 34,7 Prozent unerwartet stark auf 2,97 Billionen US-Dollar gestiegen. Der Handelsüberschuss fiel allerdings im Vergleich zum Vorjahr um 6,4 Prozent auf 183 Milliarden Dollar, wie die Zollverwaltung in Peking berichtete. Eine Woche vor dem Besuch von Staats- und Parteichef Hu Jintao in Washington stärkt der spürbare Rückgang des Überschusses die chinesische Position im Streit mit den USA über ihr großes Handelsdefizit mit China.

Chinas Importe legten 2010 stark um 38,7 Prozent auf 1,39 Billionen Dollar zu, während die Exporte um 31,3 Prozent auf 1,58 Billionen Dollar (1,22 Billionen Euro) anzogen. Der Handel mit der Europäischen Union, dem größten chinesischen Handelspartner, stieg im vergangenen Jahr um 31,8 Prozent auf 479 Milliarden Dollar. Mit den USA wuchs der Handel um 29,2 Prozent auf 385 Milliarden Dollar. Der Außenhandel habe sich "besser als erwartet" entwickelt, zitierte die Nachrichtenagentur Xinhua den chinesischen Wirtschaftsforscher Li Jian.

Die Erholung der weltweiten Nachfrage, die Bemühungen der chinesischen Regierung zur Förderung der Ausfuhren sowie die niedrige Vergleichsgrundlage im Krisenjahr 2009 erklärten das starke Wachstum, sagte der Experte. Die USA werfen China vor, mit einem künstlich niedrig bewerteten Wechselkurs ihrer Währung seine Ausfuhren wettbewerbsfähiger zu machen.

Der Handelsüberschuss fiel im Dezember aber überraschend stark von 22,9 Milliarden US-Dollar im Vormonat auf 13,08 Milliarden US-Dollar. Im ganzen Jahr ging der Überschuss auf 6,2 Prozent des gesamten Außenhandelsvolumens zurück - nach 8,9 Prozent im Vorjahr und 11,6 Prozent 2008. Die Zollverwaltung wertete die Zahlen als Hinweis, dass sich der chinesische Handel "auf eine ausgeglichene Struktur zubewegt". Allerdings haben vor allem steigende Rohstoffpreise den Wert der Importe steigen lassen, wie Analysten hervorhoben.

EADS-Rüstungssparte soll umgebaut werden

Der Luft- und Raumfahrtkonzern EADS plant einem Bericht zufolge angesichts schrumpfender Wehrausgaben einen grundlegenden Umbau seiner Rüstungssparte. Damit solle das Militär- und Sicherheitsgeschäft weltweit neuaufgestellt und vor allem die Kosten gedrückt werden, schreibt die Financial Times Deutschland (FTD). Die Sparte, die seit vergangenem Herbst Cassidian heißt, machte 2009 rund 5,4 Milliarden Euro Umsatz und beschäftigt weltweit rund 28 000 Menschen. Eine Sprecherin sagte der FTD, es seien im Zuge eines 2011 startenden Umbau- und Optimierungsprogramms allerdings noch keine konkreten Entscheidungen gefallen.

Unterdessen droht bei EADS der Zeitung zufolge erneut ein Machtkampf zwischen Deutschen und Franzosen. Der Medienunternehmer und Miteigentümer Arnaud Lagardère beharrt darauf, 2012 wie geplant den Vorsitz im mächtigen EADS-Verwaltungsrat zu übernehmen, den derzeit Daimler-Finanzvorstand Bodo Uebber innehat.

Der FTD zufolge mehren sich bei EADS aber derzeit die Stimmen, die Verträge der Führungsspitze zu verlängern, um Unruhe zu vermeiden. Arnaud Lagardère spielt eine Schlüsselrolle bei EADS, sein Vater Jean-Luc hatte zusammen mit Daimler den Konzern vor gut einem Jahrzehnt ins Leben gerufen, allerdings überlegte der Sohn auch schon seine Anteile zu verkaufen. Neben Uebber haben der Franzose Louis Gallois als Vorstandschef und der Deutsche Thomas Enders als Chef der wichtigsten Konzerntochter Airbus derzeit die entscheidenden Positionen bei EADS/Airbus inne.

Bei EADS ist festgelegt, dass bei einem Franzosen als Vorstandschef der Verwaltungsratsvorsitz mit einem Deutschen besetzt sein muss und umgekehrt. Bereits in der Vergangenheit hatte es immer wieder Streit um die Vorherrschaft bei dem europäischen Konzern gegeben.

"Zu viel Idylle ist nicht gut für das Business"

Das vom Potsdamer Designer Wolfgang Joop gegründete Mode-Unternehmen Wunderkind zieht in die Metropole Berlin. "Zu viel Idylle ist nicht gut für das Business", sagte Joop. Ateliers und Administration würden in Kürze von Potsdam in die Hauptstadt verlegt. "Potsdam bleibt aber mein Kreativzentrum", betonte Joop.

Der Designer hatte seinen Posten als Geschäftsführer bei Wunderkind im vergangenen Juni nach gut einem Jahr aufgegeben, um sich nach auf seine Aufgaben als kreativer Leiter der Firma konzentrieren zu können. Joop hält eigenen Angaben zufolge 50 Prozent an dem Unternehmen, die andere Hälfte ist in der Hand der Kunstsammler und Wella-Erben Gisa und Hans-Joachim Sander.

Am Wochenende war bekannt geworden, dass bei Wunderkind ein Umbau eingeleitet wurden ist, der auch Entlassungen zur Folge hatte. "Ich wollte unbedingt eine Marke schaffen, die international Erfolg hat - das ist mir gelungen", sagte Joop. "Jetzt müssen wir sehen, wie wir uns aufstellen, um mit weniger Investitionen - auch emational und zeitlich - in die neue Zeit zu kommen."

Die Aktivitäten müssten gebündelt und gestrafft werden. Laut Unternehmen soll ein neues Konzept helfen, den Ertrag deutlich zu verbessern. Im Rahmen der Restrukturierung sei eine Ausweitung des Lizenzgeschäftes geplant. Auch der Einstieg neuer Investoren soll geprüft werden bei der Neuausrichtung. Angesichts dieser Aufgaben verzichtet das Mode-Label darauf, im März 2012 in Paris seine Herbst-Winter-Kollektion 2011/2012 vorzustellen. Medienberichten zufolge soll es zwischen den Gesellschaftern in der Vergangenheit Differenzen gegeben haben.

Während Joop vereinbarte Investitionen angemahnt habe, sei es dem Ehepaar vor allem auf Umsätze und Renditen angekommen. Derartige Spekulationen entbehrten jeglicher Grundlage, hieß es am Montag aus dem Unternehmen. Der Designer Joop ist derzeit bei mehreren Firmen als Kreativpartner an Bord. So soll er als Kreativdirektor helfen, den insolventen Wäschehersteller Schiesser ("Feinripp") an die Börse zu bringen. Zudem berät der 66-Jährige die Warenhauskette Galeria Kaufhof. 2009 hatte er in Zusammenarbeit mit dem bayerischen Unternehmen Medi, das auf Gesundheitsbekleidung spezialisiert ist, Kompressionsstrümpfe entworfen. Der Modeschöpfer versucht auch zunehmend als Künstler Fuß zu fassen.

Playboy und Hefner wieder eins

Das US-Unternehmen Playboy Enterprise hat ein Übernahmeangebot von Playboy-Magazin-Gründer Hugh Hefner angenommen. Der angebotene Preis von 6,15 Dollar (rund 4,80 Euro) pro Aktie lag 18 Prozent höher als zum Zeitpunkt der Schlussnotierung am vergangenen Freitag.

Damit wird der Wert des Unternehmens auf 207 Millionen Dollar taxiert. Im Juli hatte Hefner ein Angebot von 5,50 Dollar pro Aktie unterbreitet. Auch ein Unternehmen des Penthouse-Magazins hatte ein Übernahmegebot im Volumen von 210 Millionen Dollar abgegeben. Das Playboy-Magazin hat mit der wachsenden Konkurrenz anderweitiger Web- und Werbeangebote sowie rückläufigen Leserzahlen zu kämpfen.

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