Wirtschaft kompakt:Dreamliner startet mit Verspätung

Verschoben auf unbestimmte Zeit: Boeing verwirft den Zeitplan für den Dreamliner. Außerdem bangt Quelle um Bürgschaften und Karmann treibt Schulden ein.

Der amerikanische Flugzeugbauer Boeing kann den Zeitplan für seinen neuen Langstreckenflieger 787 Dreamliner erneut nicht halten. Der bislang für Ende Juni geplante Erstflug werde auf unbestimmte Zeit verschoben, teilte das US-Unternehmen mit.

Boeing, Dreamliner, dpa

Der Flugzeughersteller Boeing hat den Erstflug seines neuen Mega-Flugzeugs

Dreamliner

erneut verschoben.

(Foto: Foto: dpa)

Als Grund führte das Unternehmen Probleme an der Rumpfseite an. Diese müsse jetzt verstärkt werden, hieß es. Einen neuen Zeitplan will Boeing erst in einigen Wochen veröffentlichen.

Noch bei der Luftfahrtausstellung in Paris vor einer Woche hatte Boeing an dem Juni-Termin für den Erstflug festgehalten, nachdem er zuvor mehrfach verschoben worden war. Wie sich die neuerliche Verzögerung auf die Finanzen des Konzerns auswirkt, will das Unternehmen mit den Halbjahreszahlen im Juli bekanntgeben.

Quelle: Bangen um Bürgschaft

Das Versandhaus Quelle steht einem Bericht der Financial Times Deutschland (FTD) zufolge wieder auf der Kippe. Der Antrag auf eine Bürgschaft über 50 Millionen Euro habe kaum noch Erfolgsaussichten, meldete die Zeitung nach einem Treffen des Bürgschaftsausschusses von Bund und Ländern. "Das Ausfallrisiko hätte quasi bei 100 Prozent gelegen", zitierte das Blatt aus Teilnehmerkreisen. Deshalb sei die Hilfe derzeit rechtlich nicht möglich.

Ein Sprecher des bayerischen Finanzministeriums sagte: "Es ist noch nichts entschieden." Der Bürgschaftsausschuss werde am Mittwochnachmittag in Berlin erneut über Quelle beraten.

Die FTD berichtete, die bayerische Regierung führe bereits Gespräche über einen Alleingang zur Rettung von Quelle. Selbst ein direkter Einstieg des Freistaats sei möglich. Der Ministeriumssprecher wollte sich dazu nicht äußern.

Der Sprecher des vorläufigen Insolvenzverwalters, Thomas Schulz, sagte: "Wir haben eine eindeutige Rückmeldung von unseren Anwälten, dass die Gespräche unverändert konstruktiv verlaufen." Von einer Ablehnung sei ihm auch nichts bekannt.

Quelle ist dringend auf die Staatshilfe angewiesen. Schon am Wochenende hatte der Versandhändler den Druck des neuen Winterkatalogs in Auftrag gegeben im Vorgriff auf die Staatsbürgschaft. 25 Millionen Euro sollte der Bund stellen, 21 Millionen Bayern und vier Millionen Sachsen. Bei Quelle arbeiten rund 8000 Menschen, die Hälfte davon im Großraum Fürth. Nach der Insolvenz des Mutterkonzerns Arcandor hatte auch Quelle am 9. Juni Insolvenzantrag gestellt.

Karmann treibt die Schulden ein

Dem insolventen Cabriohersteller Karmann stehen einem Medienbericht zufolge noch rund 40 Millionen Euro vom Autobauer Daimler zu. Das berichtet die Neue Osnabrücker Zeitung.

Es gibt dabei offenbar auf beiden Seiten finanzielle Forderungen. Ein Daimler-Sprecher sagte, es gebe derzeit Gespräche mit dem Insolvenzverwalter "über Sachverhalte in der Vergangenheit und Gegenwart" sowie über die künftige Geschäftsbeziehung. "Diese umfassen Lieferungen und Leistungen."

Ein Sprecher von Karmann-Insolvenzverwalter Ottmar Hermann lehnte einen Kommentar ab. Er bestätigte lediglich, dass der Auto-Zulieferer noch offene Forderungen habe. Der Cabriohersteller wäre dem Zeitungsbericht zufolge bereit, auf die Hälfte der Forderungen zu verzichten, wenn Daimler sofort zahlen würde. Das würde reichen, um eine Transfergesellschaft für bereits gekündigte Mitarbeiter zu finanzieren.

Staatshilfe durch die Hintertür

Hilfe vom Staat - kein Bedarf. So hatte sich der US-Autobauer Ford immer profiliert. Geld von den amerikanischen Steuerzahlern bekommt Ford jedoch trotzdem. Denn der Konzern soll, ebenso wie Nissan und der Elektroauto-Hersteller Tesla, einem Zeitungsbericht zufolge demnächst Geld aus einem Milliardenfonds des US-Staates für die Entwicklung umweltfreundlicher Autos bekommen. Das berichtete das Wall Street Journal unter Berufung auf informierte Personen.

Es geht dabei um einen 25 Milliarden Dollar schweren Fonds, der vom US-Kongress bereits im Jahr 2007 beschlossen worden war. Bis zuletzt fehlte jedoch die konkrete Ausgestaltung. Zwischenzeitlich war auch überlegt worden, die eigentlich für die Entwicklung umweltfreundlicher Wagen gedachten Gelder zunächst den notleidenden Autobauern General Motors und Chrysler zu geben. Doch die Idee wurde verworfen und die beiden Unternehmen in die Insolvenz geschickt.

Ford beantragte laut früheren Angaben fünf Milliarden Dollar aus dem Sonderfonds, Tesla 450 Millionen Dollar. Der von Nissan gewünschte Betrag war bisher nicht bekannt.

Nuon verkauft Deutschland-Geschäft

Der niederländische Energiekonzern Nuon trennt sich im Zuge der Übernahme durch den schwedischen Vattenfall-Konzern vom größten Teil seines Deutschlandgeschäfts. "Wir werden das Endkundengeschäft für Strom und Gas in Deutschland verkaufen", sagte eine Nuon-Sprecherin. Die EU-Kommission hatte am Montag der Übernahme zugestimmt. Sie forderte allerdings, dass die Niederländer ihr Geschäft mit Haushaltskunden in Berlin und Hamburg veräußern. Da dort die meisten Kunden seien, wolle Nuon das Endkundengeschäft nun komplett verkaufen, sagte die Sprecherin.

Vattenfall will den niederländischen Konzern für 10,3 Milliarden Euro übernehmen. Bis Ende Juni will der schwedische Versorger 49 Prozent der Anteile erwerben, den Rest schrittweise in den kommenden sechs Jahren.

Das Geschäft mit Gasspeichern wolle Nuon in Deutschland weiterführen, sagte die Sprecherin. Nuon versorgt in Deutschland nach eigenen Angaben etwa 275.000 Kunden mit Strom und rund 35.000 mit Gas. Der Versorger hatte seit 2006 sein Angebot mit massiver Werbung und Bonusanreizen unter den Slogans "lekker Strom" und "wakker Gas" auf zahlreiche deutsche Städte ausgebaut. Das Unternehmen hat sich vor allem in Berlin und Hamburg zu einem Konkurrenten für den etablierten Anbieter Vattenfall gemausert. Nuon Deutschland-Chef Thomas Mecke peilt für das kommende Jahr die Gewinnschwelle an. Nuon beschäftigt in Deutschland rund 200 Mitarbeiter.

Der Chef als Geisel

Geiselnahmen von Konzernlenkern sind in Frankreich anscheinend an der Tagesordnung. Nun hat der Zorn der Beschäftigten drei Manager des Automobil-Zulieferers Raguet getroffen.

Die Männer sind von Beschäftigten aus Protest gegen den geplanten Abbau von 73 der 187 Stellen als Geisel genommen worden. Die Angestellten hätten die Manager erst gegen 23.00 Uhr aus dem Werk Monthermé in den Ardennen gelassen, berichtet das Finanzblatt La Tribune. Zuvor sei ihnen ein Gespräch mit dem Präfekten zugesagt worden.

Seit Beginn der Wirtschaftskrise kommt es in Frankreich wiederholt zu Geiselnahmen von Managern; sie lösen allerdings kaum noch Reaktionen in der Öffentlichkeit aus.

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