Wirtschaft kompakt:Ölpest-Kosten zehren BP-Gewinn auf

Der Ölkonzern BP verdient weniger als erwartet. Außerdem: Der Autohersteller GM konkretisiert seine Planungen für die Rückkehr an die Börse, Audi feiert Rekordzahlen. Das Wichtigste in Kürze.

Die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko hat BP einen herben Gewinneinbruch eingebrockt. Deutlich höhere Kosten für die Versiegelung des im April leckgeschlagenen Tiefsee-Bohrlochs und den Kampf gegen die Umweltschäden hätten den Gewinn (vor Bestandswertveränderungen) im dritten Quartal um 63 Prozent auf 1,8 Milliarden Dollar gedrückt, teilte der britische Ölkonzern mit.

Ölpest im Golf von Mexiko - US-Flagge

Die Ölpest im Golf von Mexiko mindert die Gewinne von BP enorm.

(Foto: dpa)

Ohne diese Sonderposten sei der Gewinn um 18 Prozent auf 5,5 Milliarden Dollar deutlich stärker gestiegen, als Branchenexperten erwartet hatten. Die Kosten im Zusammenhang mit der Ölpest seien um 7,7 Milliarden auf knapp 40 Milliarden Dollar angewachsen. Verzögerungen bei der Versiegelung des Bohrloches hätten auch die Beseitigung der Umweltschäden verteuert und die Entschädigungszahlungen erhöht.

Die BP-Bohrinsel Deepwater Horizon war im April nach einer Explosion gesunken. Danach war über Monate Öl aus dem Bohrloch in den Golf von Mexiko geströmt und hatte zur größten Umwelt-Katastrophe in der US-Geschichte geführt. Die Belastungen daraus lassen BP weit hinter der Konkurrenz hinterherhinken, die kräftig von dem im Zuge der Konjunkturerholung gestiegenen Ölpreis profitiert.

So konnte der britisch-niederländische Ölmulti Shell seinen bereinigten Gewinn im abgelaufenen Quartal um fast 90 Prozent auf 4,9 Milliarden Dollar steigern. Der größte US-Rivale Exxon Mobil verbuchte einen Anstieg des Nettogewinns um 55 Prozent auf 7,4 Milliarden Dollar.

GM: zehn-Milliarden-Rückkehr an die Börse

Der US-Autohersteller General Motors wird Kreisen zufolge bei der Rückkehr an die Börse Stammaktien im Wert von rund zehn Milliarden Dollar ausgeben. Zudem wolle die derzeit verstaatlichte Opel-Mutter Vorzugsaktien im Volumen von drei Milliarden Dollar verkaufen, erfuhr Reuters aus mit der Sache vertrauten Kreisen.

Wirtschaft kompakt: Neue Milliarden für GM: Der Autohersteller kehrt bald an die Börse zurück.

Neue Milliarden für GM: Der Autohersteller kehrt bald an die Börse zurück.

(Foto: AP)

Die Unterlagen für das IPO wolle GM wohl am Dienstag einreichen. Der Konzern werde 365 Millionen Stammaktien in einer Preisspanne zwischen 26 und 29 Dollar je Wertpapier anbieten. An vier oder fünf ausländische Staatsfonds soll ein Aktienpaket im Wert von insgesamt 1,5 bis zwei Milliarden Dollar veräußert werden. Der Anteil der US-Regierung an GM werde damit von bislang 60,8 Prozent auf 43,3 Prozent sinken, verlautete weiter aus den Kreisen.

Der Ausgabepreis für die Aktien wird demnach voraussichtlich am 17. November festgesetzt. Erster Handelstag der Papiere an den Börsen in New York und Toronto solle der 18. November sein. Mit der Vermarktung der Aktien werde GM bereits am Mittwoch beginnen. Unter Experten ist vor allem die Höhe der Bewertung von GM umstritten. Sie müsste bei 70 Milliarden Dollar liegen, wenn die US-Regierung ihre gesamte Investition in GM-Anteile im Umfang von 43 Milliarden Dollar zurückbekommen will.

Die Regierungen der USA und Kanadas hatten GM im vergangenen Jahr vor dem Aus gerettet und halten seither die Mehrheit an der einstigen Industrie-Ikone. Die US-Regierung erhielt 61 Prozent der Anteile, Kanada bekam knapp zwölf Prozent. Weitere 17,5 Prozent gingen an die Automobilgewerkschaft UAW im Gegenzug für einen Verzicht auf Sozialleistungen.

Der einstige Weltmarktführer erklärte bereits vor einigen Tagen als Ziel des Börsengangs, sich mit den Einnahmen aus der Umklammerung durch den US-Staat zu lösen und seine Bilanz zu bereinigen. "Das wird unseren Fremdfinanzierungsgrad um elf Milliarden Dollar senken und unsere finanzielle Lage gegenüber den Pensionskassen verbessern", sagte Finanzchef Chris Lidell.

Nach dem Börsengang zahlt der Autohersteller 2,8 Milliarden Dollar an einen Pensionsfonds der UAW zurück. Weitere rund vier Milliarden in bar sowie zwei Milliarden in Form von Vorzugsaktien sollen an einen Pensionsfonds für Teilzeitbeschäftigte und Festangestellte gehen. Dadurch wird der Konzern schätzungsweise 500 Millionen Dollar jährlich an Zinsen sparen. Der Konzern ist mit etwa 27 Milliarden Dollar im Rückstand mit Zahlungen an Pensionsfonds. Die Forderungen blieben von der Blitzinsolvenz im vergangenen Jahr unberührt. Im Zuge der Sanierung war GM von der New Yorker Börse genommen worden.

"Jobwunder" - Kurzarbeit effektiver als Hartz-Reformen

Flexible Arbeitszeiten und Kurzarbeit haben einer Studie zufolge in den vergangenen Jahren 3,1 Millionen Jobs in Deutschland gerettet. Das seien 7,7 Prozent aller Arbeitsverhältnisse, schrieben die Forscher des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung in Studie. Auch die Hoffnung der Firmen auf einen schnellen Ausweg aus der Wirtschaftskrise habe dazu beigetragen. Die Hartz-Reformen hätten dagegen nur einen geringen Beitrag zum "Beschäftigungswunder" geleistet.

"Die deutsche Wirtschaft verfügt über eine hohe interne Flexibilität, vor allem bei der Arbeitszeit", sagte IMK-Direktor Gustav Horn. So könnten die Firmen die Arbeitszeiten an die Auftragslage anpassen. In der Krise profitierten sie daher von den gut gefüllten Arbeitszeitkonten. Hätten die Arbeitsmarkt-Deregulierungen wie Hartz IV eine Rolle in der Krise gespielt, wäre die Arbeitslosigkeit stark gestiegen, erklärten die Forscher.

Um die Wirtschaft nun in Schwung zu halten, sprechen sich die Experten für stärkere Einkommenssteigerungen für die Arbeitnehmer aus. Die Lohnerhöhungen müssten sich künftig wieder an der mittelfristigen Produktivitätsentwicklung orientieren, schrieben sie. Damit ergebe sich ein Spielraum von etwa 3,5 Prozent.

Zudem sprachen sich die Experten für einen Mindestlohn aus. Auch Wirtschaftsminister Rainer Brüderle hatte zuletzt kräftige Lohnerhöhungen gefordert und das mit dem robusten Aufschwung begründet. Arbeitgeberverbände lehnen das jedoch ab.

Audi feiert Rekordzahlen

Der Ingolstädter Autohersteller Audi hat in den ersten neun Monaten dieses Jahres sein operatives Ergebnis fast verdoppelt. Bei einem Umsatzanstieg von 19,9 Prozent auf 26,0 Milliarden Euro kletterte das Ergebnis um 93,8 Prozent auf den Rekordwert von 2,3 Milliarden Euro, wie die VW-Tochter mitteilte.

Aufgrund der guten Auftragslage erwarte Audi ein starkes viertes Quartal und für das Gesamtjahr ein Spitzenergebnis, sagte Unternehmenschef Rupert Stadler. Laut Finanzvorstand Axel Strotbek liegen die weltweiten Auftragseingänge deutlich über den Erwartungen. Audi rechne mit einer hohen Auslastung bis in das Jahr 2011 hinein.

Die Auslieferungen stiegen den Angaben zufolge in den ersten drei Quartalen auf den neuen Rekordwert von 829.307 Fahrzeugen, was einem Plus von 17,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Dabei habe Audi auch von der weltweit anziehenden Nachfrage profitiert. Im Gesamtjahr geht das Unternehmen von rund 1,08 Millionen Auslieferungen an die Kunden aus. 2015 will Audi 1,5 Millionen Autos weltweit verkaufen. Die VW-Tochter beschäftigt derzeit weltweit rund 58.000 Mitarbeiter, davon 45.400 in Deutschland.

Kritik an Schäuble-Plänen für die Steuerklärung

Der Bund der Steuerzahler (BdSt) hat sich skeptisch zu Plänen geäußert, wonach die Steuererklärung künftig alle zwei Jahre abgegeben werden kann. "Bislang ist völlig offen, wer, wann, welches Recht anwenden kann oder muss", sagte Vize-Präsident Reiner Holznagel. "Insbesondere diejenigen Steuerzahler, die in jedem Jahr eine Steuererstattung erhalten haben, werden sicherlich nicht zwei Jahre auf die Erstattung warten wollen."

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hatte angekündigt, es werde geprüft, ob es künftig eine Steuererklärung im Zwei-Jahres-Rhythmus geben werde. Allerdings ist bisher unklar, ob es weiterhin die Wahl der jährlichen Steuererklärung geben soll. Steuerzahler, die jedes Jahr auf große Rückzahlungen hoffen können, dürften eher für die jährliche Variante sein.

Auch zu den am Wochenende bekannt gewordenen Plänen für Steuervereinfachungen äußerte sich der Verband zurückhaltend. "Zunächst freuen wir uns, dass endlich Bewegung in die Diskussion kommt", sagte Holznagel. Leider sei aber von den in den vergangenen Monaten diskutierten 90 Vorschlägen zur Steuervereinfachung "nicht viel übrig geblieben".

Wichtig sei nun zu prüfen, ob von den vorliegenden Vorschlägen "auch die Steuerzahler von einer Vereinfachung des Steuerrechts profitieren und nicht nur die Finanzverwaltung". Am Mittwoch wollen Bund und Länder über 18 Vorschläge zur Steuervereinfachung beraten.

Google attackiert Microsoft

Google drängt mit aller Macht in den Markt von Microsoft. Der Internetkonzern will vor Gericht erstreiten, dass das US-Innenministerium seine Wahl eines neuen E-Mail-Systems überdenkt. Bis jetzt favorisieren die Beamten die Microsoft-Lösung. Google wirft dem Ministerium vor, die Ausschreibung auf das Produkt des Rivalen zugeschnitten zu haben.

Die Klage wurde am Freitag eingereicht und am Montag bekannt. Vordergründig geht es um einen rund 43 Millionen Euro schweren Fünf-Jahres-Auftrag für 88.000 Arbeitsplätze. Letzten Endes versucht Google aber, bei Software für Behörden und Unternehmen einen Fuß in die Tür zu bekommen.

Bislang ist das eine Domäne von Microsoft mit seinen Office-Büroprogrammen. Google setzt seine onlinebasierten Programme dagegen.

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