Wirtschaft kompakt:Mehr Flimmern in der Kiste

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Große Sportereignisse und moderne Technik - jeder neunte Deutsche will sich 2010 einen neuen Fernseher kaufen. Außerdem: BP hat Angst vor einer feindlichen Übernahme.

Jeder neunte Deutsche will sich im laufenden Jahr einen neuen Fernseher zulegen. Der Branchenverband Bitkom erwartet für 2010 einen Absatz von 9,1 Millionen TV-Geräten. Das ist nach den Angaben des Verbandes ein Wachstum von rund zehn Prozent im Vergleich zu 2009 und der beste Wert seit mindestens 2006. Weil allerdings Fernseher immer billiger werden, beträgt das Umsatzwachstum nur knapp drei Prozent auf 6,1 Milliarden Euro, wie Bitkom auf Grundlage von Marktforschungsdaten mitteilte.

Jeder neunte Deutsche will sich in diesem Jahr einen neuen Fernseher kaufen. Besonders beliebt: Flachbildschirme. (Foto: ag.afp)

Als Auslöser für den TV-Boom macht die Industrie zwei Gründe aus: Die großen Sportereignisse Fußball-WM und Olympische Winterspiele sowie die moderne Technik wie Flachbildschirme, HD-Technik, Internetfähigkeit und als Jüngstes auch die erste Geräte mit dreidimensionalem Bild. Klassische Röhrenfernseher machen nur noch 50.000 Stück oder ein halbes Prozent des Marktes aus. Etwa die Häflte des Geschäfts mit Unterhaltungselektronik wird mit dem TV-Bereich gemacht.

Der Erfolg der TV-Geräte rettet Hersteller und Händler derzeit über Einbrüche in anderen Bereichen hinweg. Der Gesamtabsatz an Fernsehern, Stereoanlagen, MP3-Playern und anderen Geräten stagniert nach den Angaben des Verbandes im laufenden Jahr. Der Gesamtumsatz werde mit 12,3 Milliarden Euro etwa 0,4 Prozent unter dem Vorjahreswert liegen, erklärte Bitkom. Deutliche Einbrüche gebe es beispielsweise bei MP3-Playern, weil immer mehr Handys, Autoradios und andere Geräte MP3-Dateien abspielen könnten.

In Deutschland läuft der Absatz allerdings immer noch deutlich besser als in der EU: Hier schrumpfte der Markt um 8,3 Prozent auf 54,1 Milliarden Euro. Deutschland hat vor zwei Jahren Großbritannien als größten Ländermarkt der EU für digitale Unterhaltungstechnik abgelöst.

Aus Angst vor einer feindlichen Übernahme geht der Ölkonzern BP auf Investorensuche. Das Unternehmen sucht Partner, die finanzielle Unterstützung bieten. Möglicherweise soll das Geld aus den Ölförderländern im Nahen Osten kommen, wie die Zeitung National in den Vereinigten Arabischen Emiraten meldete. Investoren aus der Region seien bereits an BP herangetreten und warteten nun auf eine Antwort, hieß es unter Berufung auf informierte Kreise.

Die BP-Aktie hat seit der Explosion der Ölbohrplattform Deepwater Horizon am 20. April über die Hälfte ihres Wertes verloren. Für die Briten besteht jetzt die Gefahr, dass Konkurrenten wie Exxon Mobil oder Royal Dutch Shell die Chance nutzen und ihre Finger nach BP ausstrecken. BP sei auf der Suche nach einem strategischen Investor, um sich gegen Übernahmeversuche zu wappnen. Einem Bericht der Sunday Times zufolge hätten Berater des Konzerns vorgeschlagen, dass BP-Konkurrenten oder staatliche Investmentfonds fünf bis zehn Prozent der Aktien für einen Gesamtpreis von bis zu sechs Milliarden Pfund (7,3 Milliarden Euro) übernehmen. BP wollte sich nicht zu den Meldungen äußern.

Bisland hat die Ölpest im Golf von Mexiko den britische Konzern etwa 3,12 Milliarden Dollar (2,5 Mrd. Euro) gekostet. So viel Geld zahlte das Londoner Unternehmen nach eigenen Angaben für die Beseitigung der Umweltschäden, die Entschädigung von Betroffenen und Rettungsmaßnahmen.

An der beschädigten Bohrinsel Deepwater Horizon können die Experten weiterhin nur einen Bruchteil des auslaufenden Öls aufsaugen. Am vergangenen Samstag wurden BP zufolge 25.198 Barrel Rohöl (4 Millionen Liter) von Tankern aufgefangen. Damit seien knapp elf Wochen nach der Explosion der Bohrinsel insgesamt 585.400 Barrel aus der See abgeschöpft worden. Schätzungen zufolge fließen mindestens 35.000 Barrel täglich aus der undichten Ölquelle. Damit wären seit der Explosion mehr als zwei Millionen Barrel in den Golf von Mexiko geströmt. Frühestens in vier Wochen, wenn eine zweite Quelle angezapft sein soll, kann die auslaufende Ölmenge deutlich verringert werden.

Jetzt hat die Rückrufwelle in den USA auch Mercedes erwischt. Der Stuttgarter Autohersteller beordert in den Staaten 2589 seiner Sprinter-Transporter in die Werkstätten, weil sie Öl verlieren können. Betroffen von dem Rückruf sind Autos, die zwischen November 2009 und März 2010 produziert wurden.

Sprinter werden in den USA erst seit einigen Monaten unter dem Mercedes-Logo vertrieben. Bis zum Jahreswechsel verkaufte die ehemalige Tochter Chrysler die Transporter als Dodge, dann endete der Liefervertrag. Sprinter rollen auch mit dem Kühlergrill der US-amerikanischen Daimler-Lastwagentochter Freightliner über die Highways.

Die Branche reagiert seit dem Toyota-Debakel sehr sensibel auf technische Probleme. Die Hersteller wollen kein Risiko eingehen. Toyota hatte eine Millionenstrafe zahlen müssen, weil der Konzern die staatlichen Stellen zu spät über seine klemmenden Gaspedale informiert hatte.

Die Spiegel-Verlagsgruppe hat im Krisenjahr 2009 einen Umsatzeinbruch von zehn Prozent auf rund 302 Millionen Euro erlitten. Das ist der schwächste Wert seit 2002, wie aus einer jetzt veröffentlichten Firmenbroschüre hervorgeht.

Damit spürte auch das Nachrichtenmagazin die schwere Werbekrise des Jahres 2009, als die Industrie die Werbebudgets kräftig zurückdrehte. Im laufenden Jahr hat der Spiegel nach einem Bericht des Mediendienstleisters Kress die Krise überwunden: Im ersten Quartal sei der Marktumsatz um 5,2 Prozent gestiegen. Zur Spiegel-Gruppe zählen auch Töchter wie das Manager Magazin oder Spiegel-Online.

Bei Deutschlands größtem Energiekonzern Eon steht offenbar eine interne Neustrukturierung an. Wie die Financial Times Deutschland berichtet, plant Vorstandschef Johannes Teyssen einen grundlegenden Konzernumbau. Dadurch würden die Großtöchter Eon Energie in München und Eon Ruhrgas in Essen an Bedeutung verlieren. Unter anderem soll die Düsseldorfer Holding zum operativen Zentrum ausgebaut werden.

Teyssen hat die Pläne dem Bericht zufolge Ende vergangener Woche einem Führungszirkel des Konzerns vorgestellt. Laut einem Konzernsprecher sehe das Programm mit dem Namen Steering and Leadership vor, die bislang sieben Konzernsparten durch fünf global gesteuerte Kerneinheiten - Kraftwerke, Gasbeschaffung, Handel, Erneuerbare Energien und Energieforschung - zu ersetzen. Ferner soll das Endkundengeschäft in mehr als einem Dutzend Landesgesellschaften aufgehen.

Wie es weiter hieß, wird das kundennahe Geschäft künftig regional nach Ländern beziehungsweise Ländergruppen geordnet. Dabei sollen Deutschland, Schweden und Großbritannien eigene Regionaleinheiten bilden. Weitere Gruppen sollen Süd- und Osteuropa sein. Damit werde das Geschäft von Eon Energie aufgeteilt. Während bislang von München die europäischen Stromaktivitäten gesteuert würden, müssten sich die Bayern künftig mit dem deutschen Markt begnügen.

Allerdings bekomme Eon Energie im Gegenzug die kundennahen Teile des Gasgeschäfts zugeschlagen - auf Kosten von Ruhrgas. "Es handelt sich um ein Diskussionspapier, die Details müssen in den nächsten Wochen noch ausgearbeitet werden", sagte der Sprecher weiter. Das komplette Paket werde der Vorstand wie geplant im Herbst präsentieren.

Intern sind die Pläne dem Bericht zufolge höchst brisant. Demnach bildeten die Standorte München und Essen ein starkes Gegengewicht zur Konzernzentrale in Düsseldorf. Unter anderem erlöste Eon Energie bislang mit 40 Milliarden Euro rund die Hälfte des Konzernumsatzes.

Die Zuckersparte des australischen Firmenkonglomerats CSR geht für umgerechnet knapp 1,2 Milliarden Euro überraschend nach Singapur. Der weltweit größte börsennotierte Palmöl-Produzent Wilmar International erhielt den Zuschlag von den Australiern und stach damit die chinesische Bright Food-Gruppe aus. Diese galt bislang als einziger Bieter.

Kreisen zufolge dürfte es keine Gegenofferte von Bright Food geben. "Das Geschäft ist durch. Es gibt für sie keine wirkliche Möglichkeit, ihr Angebot zu erhöhen", sagte ein mit der Transaktion Vertrauter. Die Chinesen hatten 1,1 Milliarden Euro geboten. Nach Angaben von CSR soll die Übernahme bis Jahresende abgeschlossen sein. Sie hängt allerdings noch von der Zustimmung der australischen Behörde für Auslandsinvestitionen FIRB ab.

© sueddeutsche.de/dpa/apn/ddp/Reuters/stl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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