Wirtschaft kompakt:Der Osten brummt

Media Markt will China erobern, die dortige Börse verspricht beste Perspektiven - und dann retten die Chinesen auch noch die deutschen Exporte. Das Wichtigste in Kürze.

Auf, auf nach China

Media Markt, AP

Media Markt expandiert - und will in China Fuß fassen.

(Foto: Foto: AP)

Die Zukunft liegt im Osten: Europas führender Elektronikhändler Media Markt/Saturn will noch in diesem Jahr ihre ersten Filialen in China eröffnen. Die Tochter des Handelskonzern Metro werde 2010 erste Zweigstellen in der Millionen-Metropole Shanghai aufbauen, teilte Metro mit.

Für die Jahre darauf seien auch Märkte außerhalb der Hafenstadt vorgesehen. Bis zur Mitte des Jahrzehnts könnten mehr als 100 Media-Markt-Filialen in der Volksrepublik eröffnet werden.

China ist demnach das 17. Land, in dem die Metro-Tochter Elektroartikel verkauft.

Liebling der Börsenkandidaten

Chinas Börse boomt: Der Markt für chinesische Börsengänge (IPO) dürfte einer Schätzung der Unternehmensberatung Pricewaterhouse-Coopers (PwC) zufolge auch 2010 kräftig zulegen und erneut die IPO-Weltspitze erklimmen. Das Volumen der Börsengänge in Hongkong und China dürfte 2010 um rund die Hälfte auf 584 Milliarden Yuan (rund 60 Milliarden Euro) steigen, sagten PwC-Kapitalmarktexperten in Shanghai.

Das Wirtschaftswachstum und reichlich Liquidität an den chinesischen Finanzmärkten hatten schon 2009 für einen Boom von Börsengängen in dem asiatischen Land gesorgt. Mit einem Gesamtvolumen von gut 400 Milliarden Yuan (41 Milliarden Euro) im vergangenen Jahr übertraf das Volumen der chinesischen Börsengänge das der anderen großen IPO-Märkte USA (umgerechnet 12,3 Milliarden Euro) und Großbritannien (0,7 Milliarden Euro).

Chinas Konjunkturprogramm hilft Deutschland

Der Außenhandel mit China beschert Deutschlands Exporteuren gegen den Trend ein kräftiges Umsatzplus. Von Juli bis September lieferten die Firmen 14,5 Prozent mehr Waren in das asiatische Land als im dritten Quartal 2008, teilte das Statistische Bundesamt mit. Mit den fünf größten Handelspartnern Frankreich, USA, Niederlande, Großbritannien und Italien hingegen verzeichneten die deutschen Unternehmen im gleichen Zeitraum starke Rückgänge von bis zu 31 Prozent. Die gesamten Exporte gingen im Quartal um 19 Prozent zurück.

Als Grund für das anziehende Geschäft mit China nennen Experten die kräftigen Konjunkturprogramme und die lockere Geldpolitik der Führung in Peking im Kampf gegen die Krise. "Das hat die Nachfrage aus China deutlich erhöht", sagte Commerzbank-Expertin You-Na Park. Verbraucher hätten von Steuervergünstigungen auf Autokäufe und für Haushaltsgeräte profitiert.

Von Januar bis September kletterten die deutschen Ausfuhren nach China binnen Jahresfrist um 2,6 Prozent, während die gesamten Exporte um 21,4 Prozent einbrachen.

Pharmariese Novartis stockt auf

Der Schweizer Pharmakonzern Novartis ist bei der angestrebten Komplettübernahme des Augenheilkunde-Spezialisten Alcon einen Schritt weiter. Novartis übernimmt vom Lebensmittelhersteller Nestlé für 28,1 Milliarden Dollar (20 Milliarden Euro) 52 Prozent der Anteile und stockt seine Beteiligung damit auf 77 Prozent auf. Für den noch ausstehenden 23 Prozent-Anteil bietet der Konzern nach eigenen Angaben eigene Aktien im Wert von rund 11,2 Milliarden Dollar.

Novartis will Alcon mit seinem eigenen Augenheilkundegeschäft zusammenlegen. Die Aktien von Nestlé notierten am Montagmorgen im Plus, während sich Novartis kaum bewegten. Die vollständige Übernahme würde den Konzern damit insgesamt knapp 50 Milliarden Dollar kosten. Der Schweizer Spezialist für Augenheilkunde mit den Sparten Augenchirurgie, Spezialmedikamente und Augenpflegemittel soll Novartis Marktzugang verbessern. Novartis verspricht sich insbesondere durch das steigende Durchschnittsalter der Bevölkerung, Innovationen und der Nachfrage in Schwellenländern Wachstumschancen.

Beschäftigung sinkt erstmals seit 2005

Die Wirtschafts- und Finanzkrise hat für ein Ende des Stellenbooms gesorgt. Im Krisenjahr 2009 ist die Beschäftigung in Deutschland erstmals seit vier Jahren wieder gesunken. Im Jahresdurchschnitt waren rund 40,15 Millionen Menschen mit Wohnsitz in Deutschland erwerbstätig, wie das Statistische Bundesamt nach vorläufigen Berechnungen mitteilte. Das entspricht einem Rückgang um 72.000 Menschen oder 0,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 2008 hatte die Erwerbstätigenzahl mit 40,22 Millionen einen Höchststand seit der Wiedervereinigung erreicht.

Experten sehen trotz einer leicht anziehenden Kräftenachfrage die Lage auf dem deutschen Arbeitsmarkt zum Jahresauftakt weiter skeptisch. Die Probleme auf dem Jobmarkt seien noch keineswegs überwunden, betonten Volkswirte deutscher Großbanken in einer Umfrage.

Vor allem im ersten Halbjahr 2010 werde die Zahl der Jobsucher kräftig steigen. Der Dezember 2009 habe mit einem überdurchschnittlichen Anstieg der Jobsucherzahl bereits einen ersten Vorgeschmack geliefert. Die offiziellen Dezember-Zahlen will die Bundesagentur an diesem Dienstag bekanntgeben.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: