Wirtschaft kompakt:Drama um Nokia

Nokia-Chef Elop findet drastische Worte für die Zustandsbeschreibung seines Konzerns, der Dreamliner macht Probleme und Teldafax unter Strom - das Wichtigste in Kürze.

Nokia in Not: Der Handyhersteller hat nach Überzeugung seines Konzernchefs Stephen Elop Probleme wie "auf einer brennenden Plattform". Der finnischen Tageszeitung Helsingin Sanomat hat Elop die Lage seines Unternehmens kurz vor Bekanntgabe einer neuen Strategie in einer Rede vor Mitarbeitern in dramatischer Form geschildert.

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Nokia-Chef Stephen Elop: Wie "auf einer brennenden Plattform".

(Foto: AFP)

Mit Blick auf immer erfolgreichere Smartphone-Konkurrenten erklärte Elop, Nokia sei viel zu langsam bei der Entwicklung neuer Lösungen gewesen. So sei Apple schon seit 2007 mit seinem iPhone auf dem Markt, ohne dass der früher souverän führende Weltmarktführer bis jetzt eine Antwort darauf gefunden habe. "Wir haben mehr als nur eine Explosion", meinte der im September in Helsinki als Nokia-Chef neu angetretene Kanadier.

Elop will am Freitag in London eine neue Unternehmensstrategie vorstellen. Dabei werden drastische Veränderungen erwartet. Nokia wollte die von mehreren Medien wiedergegebenen Zitate von Elop auf Anfrage weder dementieren noch bestätigen. Der Redetext von Ende letzter Woche habe im Intranet von Nokia gestanden, berichtete Helsingin Sanomat.

Dreamliner-Auslieferung

Nach der verschobenen Erstauslieferung von Boeings 787 an eine japanische Fluggesellschaft muss nun auch ein weiterer Kunde länger auf den Dreamliner warten. Der US-Flugzeughersteller teilte mit, Air India werde ihren ersten Dreamliner im vierten Quartal erhalten. Der ursprüngliche Auslieferungstermin für die staatliche Fluggesellschaft war April. Vor drei Monaten teilte Air India dann aber mit, dass der Dreamliner wohl erst im Juni kommen werde. Nun verzögert sich die Auslieferung noch weiter.

Der Airbus-Rivale Boeing hatte bereits im Januar die Erstauslieferung des Prestigefliegers Dreamliner erneut um einige Monate verschoben. Die Übergabe des Langstreckenfliegers an den Erstabnehmer All Nippon Airways wird nun für das dritte Quartal angepeilt. Zuletzt sollten die Japaner die Maschine im ersten Quartal erhalten. Nach einem Brand in einem der Testflugzeuge wurde aber weitgehend mit einer weiteren Verzögerung gerechnet, da die Testflüge zur Aufklärung der Ursache ausgesetzt und erst kürzlich wieder aufgenommen wurden.

Teldafax unter Beobachtung

Einer der größten deutschen Stromdiscounter Teldafax ist ins Visier der Bundesnetzagentur geraten. Eine Sprecherin der Behörde bestätigte einen Bericht des Handelsblatts, wonach die Bundesnetzagentur wegen der Umstellung von Zahlungsmodaliltäten gegen zwei Tochterfirmen des Versorgers Untersuchungen eingeleitet habe. Sollte Teldafax gegen gesetzliche Regelungen verstoßen haben und dieses Verhalten nicht abstellen, bestehe die Möglichkeit ein Zwangsgeld festzusetzen, zitierte das Blatt die Sprecherin. Bis Mitte Februar hat das Unternehmen Zeit zur Stellungnahme.

Hintergrund des Vorgehens sind eine Reihe von Kundenbeschwerden, nachdem Teldafax Ende vergangenen Jahres mitgeteilt hatte, Rechnungsbeträge künftig nicht mehr per Lastschrift einziehen zu wollen, sondern durch Überweisung oder Barzahlung. Auch eine hauseigene Kreditkarte will Teldafax künftig verstärkt als Zahlungsmittel einsetzen. Es sei nicht zulässig, nach Vertragsabschluss Zahlungsmodalitäten einseitig zu ändern, begründete die Bundesnetzagentur ihr Vorgehen.

Eine Sprecherin von Teldafax betonte dagegen: Nach wie vor könnten Kunden weiterhin im Lastschriftverfahren ihre Stromrechnungen begleichen. Rund 95 Prozent hätten ihre Zahlweise inzwischen aber umgestellt, nur etwa 5000 Kunden bestünden weiterhin auf Lastschriftverfahren. Eine solche Zahlungsweise hat für die Verbraucher den Vorteil, dass die Zahlung über die Bank auch noch nach mehreren Wochen rückgängig gemacht werden kann. Die Änderung der Zahlungsweise begründete Teldafax mit Kosteneinsparungen.

Bei Teldafax steht ein strategischer Investor aus Russland kurz vor einem mehrheitlichen Einstieg. Das Unternehmen, bei dem es sich um den Regionalversorger Energo Stream handeln soll, hatte Teldafax im vergangenen Jahr mit einer Finanzspritze in zweistelliger Millionenhöhe aus einer Finanzklemme geholfen. Ohne den Investor würde es das Unternehmen heute nicht mehr geben, hatte Vorstandschef Klaus Baht vor wenigen Tagen gesagt. Teldafax hatte sich in den vergangenen Jahren als Billiganbieter auf dem deutschen Strommarkt positioniert und durch günstige Preise schnell Marktanteile gewonnen. Dabei wurde Strom allerdings oft billiger verkauft als eingekauft. Das Unternehmen mit rund 800.000 Strom- und Gaskunden geriet in eine Schieflage und stand vor der Zahlungsunfähigkeit. In diesem Jahr will Teldafax erstmals aus der Verlustzone kommen.

Deutsche Exporte steigen kräftig

Die deutschen Ein- und Ausfuhren sind im vergangenen Jahr im Zuge des globalen Wirtschaftsaufschwungs kräftig gestiegen. Die Exporte lagen 2010 mit 951,9 Milliarden Euro um 18,5 Prozent und die Einfuhren mit 797,6 Milliarden Euro um 20,0 Prozent höher als im Jahr 2009, wie das Statistische Bundesamt anhand vorläufiger Ergebnisse mitteilte. Der deutsche Außenhandel erzielte damit 2010 einen Überschuss von 154,3 Milliarden Euro. Im Vorjahr hatte der positive Saldo 138,7 Milliarden Euro betragen. Im Dezember 2010 belief sich der Handelsbilanzüberschuss auf 11,9 Milliarden Euro nach einem Plus von 13,1 Milliarden Euro im November und einem Überschuss von 12,5 Milliarden Euro im Vorjahresmonat.

Ausgeführt wurden im Dezember Waren im Wert von 81,7 Milliarden Euro. Der Wert der Einfuhren belief sich auf 69,8 Milliarden Euro. Die Exporte lagen damit um 21,0 Prozent und die Importe um 26,8 Prozent höher als im entsprechenden Vorjahresmonat. Saisonbereinigt stiegen die Exporte gegenüber dem Vormonat um 0,5 Prozent, während die Importe um 2,3 Prozent sanken.

TUI dämmt Quartalsverlust ein

Der Reise- und Schifffahrtskonzern TUI hat im ersten Quartal seines Geschäftsjahres den Umsatz gesteigert und die Verluste eingedämmt. Der Umsatz lag mit 3,3 Milliarden Euro um elf Prozent über dem Vorjahreswert, wie der Konzern in Hannover mitteilte. Das Konzernergebnis habe sich von Oktober bis Dezember um 72 Millionen Euro oder 43 Prozent auf einen Verlust von 94 Millionen Euro verbessert.

Rote Zahlen sind für die Reisebranche im Winter üblich, weil Vorleistungen für die Hauptsaison im Sommer bezahlt werden müssen. Die Schulden des größten Reisekonzerns Europas fielen um 600 Millionen Euro auf 3,1 Milliarden Euro. Trotz der Unruhen in Nordafrika bleibt TUI Konzern für den weiteren Verlauf des Jahres vorsichtig optimistisch. Der Konzern erwartet weiter ein leicht ansteigendes operatives Ergebnis sowie einen Konzerngewinn. Die Auswirkungen der Unruhen in Nordafrika schätzt das Unternehmen im aktuell laufenden zweiten Quartal auf bis zu 37 Millionen Euro.

Auf nach Deutschland

Das Reiseland Deutschland feiert einen Rekord: Im Jahr 2010 haben so viele Gäste in Hotels und anderen Berbergungsbetrieben übernachtet wie noch nie. Für Häuser mit mehr als neun Betten wurden im vergangenen Jahr 380,3 Millionen Übernachtungen gezählt, von denen der Löwenanteil mit 320 Millionen auf Gäste aus dem Inland entfiel.

Die Steigerung brachten aber vor allem Touristen und Geschäftsreisende aus dem Ausland, deren Zahl um zehn Prozent auf 60,3 Millionen stieg. Insgesamt betrug das Übernachtungsplus im Vergleich zu 2009 rund drei Prozent.

Ein weiteres Wachstum könnte drin sein, wenn viele Touristen wegen der politischen Unsicherheiten in Nordafrika ihre Sommerpläne umwerfen. Immerhin jeder zweite Bundesbürger passe sein Reiseverhalten den Terror- und Reisewarnungen an, ergab die in Hamburg vorgestellte Deutsche Tourismusanalyse.

Nur 13 Prozent der 4000 Befragten gaben an, sich von Krisen nicht beeinflussen zu lassen. Ein Drittel der Leute gab sogar an, ausschließlich in risikoarme Regionen zu reisen. Eine ähnliche Steigerung der Übernachtungszahlen hatte es zuletzt im Jahr 2006 zur Fußball-WM gegeben.

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