Wirtschaft kompakt:Das Pedal klemmt nicht mehr

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Der japanische Hersteller Toyota hat bereits mehr als die Hälfte der zurückgerufenen Autos repariert. Außerdem: Die Rüstungsindustrie droht mit einem Stellenabbau.

Nach einer Serie von Rückrufaktionen hat der japanische Autohersteller Toyota die Hälfte der Reparaturen an den betroffenen Autos abgeschlossen. Mehr als fünf Millionen der seit Herbst 2009 zurückgerufenen Autos seien inzwischen repariert, teilte Toyota mit. Jedes neue Fahrzeug werde darüber hinaus mit einem Gerät zur Datenaufzeichnung bei Unfällen und mit einem Notfall-Bremssystem ausgestattet sein, erklärte Toyota.

Toyota hat die Repraturen an den zurückgerufenen Autos fast abgeschlossen. (Foto: AP)

Die Fahrzeuge waren unter anderem wegen klemmender Gaspedale sowie Problemen mit der Elektronischen Stabilisierung oder dem Motor in die Werkstätten zurückgerufen worden. Rund 80 Prozent der Reparaturen an den klemmenden Gaspedalen sowie mehr als 86 Prozent der Änderungen an den wegen Problemen mit dem Anti-Blockier-System (ABS) zurückgerufenen Autos seien abgeschlossen.

Innerhalb eines Jahres hatte Toyota rund zehn Millionen seiner Fahrzeuge in einer Serie von Rückrufaktionen in die Werkstätten zurückholen müssen. Bei 2,3 Millionen Fahrzeuge waren Probleme mit klemmenden Gaspedalen aufgetreten, von den Bodenmatten-Problemen waren 5,4 Millionen Autos betroffen gewesen. 148.000 waren wegen ihres ABS zurückgerufen worden. In den vergangenen Wochen hatte Toyota erneut 1,13 Millionen Autos des Modells Corolla in Nordamerika sowie weltweit 270.000 Fahrzeuge ihrer Luxus-Marke Lexus und der Crown-Serie zurückgerufen, weil Probleme mit den Motoren aufgetreten waren.

Deutschland fehlen bis 2020/2025 nach einer Studie der Deutschen Energie-Agentur (Dena) 3500 Kilometer Hochspannungsleitungen. Einen entsprechenden Bericht des Handelsblattes bestätigte die Dena. "Diese Ergebnisse stammen aus einem vorläufigen und noch nicht veröffentlichten Endbericht", erklärt die Dena. Die "wesentlichen Inhalte und Größenordnungen" seien richtig wiedergegeben. Sie weist aber darauf hin, dass der Endbericht noch in der Abstimmung sei. Die ganze Studie will die Dena voraussichtlich Ende des Jahres veröffentlichen.

Umstrittene Großprojekte
:Deutschland, einig Protestiererland

Der Streit um Stuttgart 21 eskaliert. Doch es gibt in Deutschland viele weitere umstrittene Großprojekte, in denen sich Politik und Bürger gegenüberstehen. Ein Überblick von Hamburg bis München. In Bildern.

Zahlreiche Projekte sind örtlich umstritten. So kämpft Vattenfall seit Jahren darum, den Thüringer Wald und seinen Rennsteig mit einer 380-Kilovolt-Leitung überqueren zu dürfen. Von den ursprünglich angenommenen 850 Kilometern seien bislang erst 100 Kilometer gebaut worden, hieß es in der Zeitung weiter. Demnach hatte die erste Netzstudie 2005 ergeben, dass 850 Kilometer Hochspannungsleitungen fehlen. Der schnelle Ausbau der Windkraft in Nord- und Ostsee erfordere den Stromtransport in die Verbrauchszentren im Westen und Südwesten.

In der Branche diskutiert wird auch ein superstarkes Stromkreuz in Deutschland, mit dem Elektrizität von Skandinavien nach Südeuropa und von Westeuropa nach Osteuropa sowie jeweils umgekehrt transportiert werden könnte. Gleichzeitig gibt es den Plan, Norwegens Pumpspeicherwerke mit dem deutschen Netz zu verbinden und die Windkraftwerke in der deutschen Nordsee dort auch anzubinden. Die Leitung wird 600 Kilometer lang und soll bei Wilhelmshaven anlanden. Ihre Kapazität beträgt 1400 Megawatt, so viel wie ein Atomkraftwerk. Sie wird geplant von den norwegischen Firmen Agder Energi, Lyse Produksjon und vom Schweizer Unternehmen Elektrizitäts-Gesellschaft Laufenburg.

Der europäische Rüstungs- und Luftfahrtkonzern EADS warnt aufgrund der Sparpläne für die Bundeswehr vor einem Stellenabbau in Deutschland. "Wenn EADS die Verteidigungsaktivitäten in unseren Heimatländern signifikant zurückfahren muss, wird das wahrscheinlich Auswirkungen auf Jobs haben", sagte EADS-Chef Louis Gallois dem Handelsblatt. Auch wenn Neuentwicklungen gekürzt würden, setze dies "die Zukunft des Unternehmens aufs Spiel".

Gallois bezog damit Stellung zu den Sparplänen der Bundesregierung im Verteidigungshaushalt. Bundesverteidigungsminister Karl Theodor zu Guttenberg (CSU) muss in seinem Ressort 8,3 Milliarden Euro einsparen. Dies soll auch geschehen, indem Rüstungsprojekte gekürzt oder womöglich ganz gestrichen werden. EADS ist mit Produkten wie dem Kampfflugzeug Eurofighter, dem Militärtransporter A400M oder dem Transporthubschrauber NH 90 laut Handelsblatt der mit Abstand größte Rüstungslieferant der Bundeswehr.

Der Streit um die "Gewerkschaft für Kunststoffgewerbe und Holzverarbeitung (GKH)" geht weiter. Nach einem am Dienstag verkündeten Beschluss des Bundesarbeitsgerichts (BAG) in Erfurt muss das Landesarbeitsgericht (LAG) Hamm nochmals prüfen, ob es sich bei der unter dem Dach des Christlichen Gewerkschaftsbundes (CGB) firmierenden Organisation tatsächlich um eine Gewerkschaft handelt. Dabei sei insbesondere die von der GKH bislang nicht offengelegte Zahl ihrer Mitglieder heranzuziehen. Die IG Metall wertete dies als Etappensieg. (Az: 1 ABR 88/09)

Die IG Metall hatte geltend gemacht, dass die GKH nicht über ausreichend Mitglieder und eine ausreichende Durchschlagskraft verfüge, um als Gewerkschaft anerkannt zu werden. Das LAG hatte den Antrag im März 2003 abgewiesen: Trotz einer "sehr geringen Mitgliederzahl" zeige schon die Zahl von "inzwischen über 120 Tarifverträgen", dass die GKH "vom sozialen Gegenspieler als Tarifpartner wahr- und ernst genommen wird". Im Tischlerhandwerk mit bundesweit etwa 170.000 Beschäftigten nehme die Organisation sogar "faktisch die Tarifführerschaft wahr". Wie nun das BAG entschied, reicht dies nicht aus. Für die Tariffähigkeit komme es in erster Linie auf die Mitgliederzahl und die "Leistungsfähigkeit der Organisation" an. Beides habe die GKH "nicht ausreichend dargestellt". Nur wenn die Organisation danach auf der Kippe zur Gewerkschaft stehe, könne die Zahl ihrer Tarifverträge den Ausschlag geben. Danach reiche es nicht aus, wenn eine Organisation "von den Arbeitgebern mit Tarifverträgen beschenkt wird", erklärte IG Metall-Justiziar Thomas Klebe. Die GkH hatte bei ihrer Gründung 2003 460 Mitglieder. Neuere Angaben gibt es nicht. Laut LAG Hamm ist der gewerkschaftliche Organisationsgrad im Tischlerhandwerk allerdings mit nur zwei bis drei Prozent besonders gering. Auch die IG Metall macht über die Zahl ihrer Mitglieder in diesem Bereich keine Angaben.

Im Christlichen Gewerkschaftsbund sind 16 Arbeitnehmerorganisationen vertreten. Sie fühlen sich nach eigenen Angaben der christlichen Soziallehre verpflichtet. Die DGB- Gewerkschaften werfen ihnen vor, zumindest teilweise Tarifverträge mit Dumpinglöhnen abzuschließen und so das Bemühen der großen Gewerkschaften um angemessene Löhne zu unterlaufen.

© sueddeutsche.de/Reuters/dpa/AFP/aum - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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