Wirtschaft kompakt:Das Ende der Clunkers-Party

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Die Abwrackprämie in den USA ist dermaßen begehrt, dass das dafür vorgesehene Geld schon nach einem Monat aufgebraucht ist.

Nach nur einem Monat ist die Abwrackprämie in den USA schon aufgebraucht. Nur noch bis Montag können sich Amerikaner den staatlichen Zuschuss für Neuwagen sichern.

Nur noch bis Montag können sich die US-Bürger die Abwrackprämie sichern, die dort "Cash for Clunkers" genannt wird. (Foto: Foto: AFP)

Dann seien die Mittel von drei Milliarden Dollar ausgeschöpft, teilte das Verkehrsministerium am Donnerstagabend mit. Besonders amerikanischen und japanischen Herstellern, die stark von dem "Cash for Clunkers"-Programm ("Bargeld für Rostlauben") profitierten, drohen nun Rückschläge.

Deutsche Autobauer dürfte das überraschend schnelle Ende dagegen nicht sonderlich belasten.

"Ähnlich wie in Deutschland hat die Abwrackprämie in den USA vor allem Volumenhersteller geholfen", sagte Analyst Christian Aust von der Hypo-Vereinsbank.

Folglich werde das Auslaufen des Programms Premiumhersteller wie Daimler, BMW und Audi deutlich weniger belasten als Konkurrenten wie General Motors, Ford oder Toyota. "Auch VW wird das etwas spüren, aber das kann aufgrund der vergleichsweise geringen Absatzzahlen in den USA auf Konzernsicht vernachlässigt werden", erklärte Aust.

Nachdem die Abwrackprämie in Deutschland den Autoabsatz in die Höhe schnellen ließ, legten die USA wie viele andere Länder ein ähnliches Programme auf. Käufer erhielten beim Erwerb eines sparsamen Neuwagens bis zu 4500 Dollar für ihren alten Wagen.

Wegen der hohen Nachfrage stockte der US-Senat die Mittel Anfang des Monats um zwei Milliarden Dollar auf, aber auch dieses Geld reichte nur kurze Zeit. "Die Prämie war ein großer Erfolg und die Nachfrage war so überwältigend, dass wir das Programm nun beenden müssen", erklärte die Regierung. Beantragt werden kann die Prämien noch bis Montagabend 20.00 Uhr.

Insgesamt lief das Programm in Amerika nur wenige Wochen und blieb auch im Umfang deutlich hinter der deutschen Abwrackprämie zurück. Amerika stellte umgerechnet 2,1 Milliarden Euro zur Verfügung - weniger als halb so viel wie die fünf Milliarden Euro der Bundesregierung.

Das Prognoseinstitut J.D. Powers rechnet damit, dass der US-Absatz dank des "Clunker"-Programms im August erstmals seit einem Jahr wieder die Marke von einer Million Fahrzeuge übersteigt.

Der Name - ein Trumpf

Mehrere Investoren haben Interesse am insolventen Modekonzern Escada bekundet. Es habe Anfragen aus dem In- und Ausland gegeben, sagte ein Sprecher des vorläufigen Insolvenzverwalters am Freitag und bestätigte damit Teile eines Berichts des Handelsblatts.

Jetzt müsse geprüft werden, welche Qualität dieses Interesse im Einzelnen habe. Dazu werde es zügig Gespräche geben.

Bereits am Freitag vergangener Woche, einen Tag nach der Insolvenz, hatte Insolvenzverwalter Christian Gerloff erklärt, dass er Chancen auf eine Fortführung von Escada sehe.

Dass es mehrere Interessenten gebe, sei zumindest kein schlechtes Zeichen, bestätigte der Sprecher. Namen oder genauere Zahlen wollte er nicht nennen. Bislang hat nur der Münchner Anwalt und ehemalige EM.TV-Aufsichtsratschef Nickolaus Becker öffentlich Interesse bekundet.

Der größte Trumpf für die einst größte Damenmodemarke der Welt ist laut Handelsblatt ihr Name. Das Blatt zitiert den Markenberater Franz Maximilian Schmid-Preissler, der dem Label einen Wert "im oberen dreistelligen Millionenbereich" zuschreibt. Vor allem in den USA und Asien habe Escada "ein gold gerändertes Image".

Die Marke habe "ein unglaubliches Potenzial", wenn es gelinge, über die Insolvenz wieder Ordnung in das Unternehmen zu bringen. Escada hat am Donnerstag vergangener Woche Insolvenz angemeldet, nachdem ein Rettungspaket gescheitert war. Weltweit beschäftigt das Unternehmen rund 2300 Mitarbeiter, etwa 600 davon in Deutschland.

Eine Chance für Karstadt

Die Arcandor-Tochter Karstadt kann aus Sicht von Insolvenzanwalt Rolf Weidmann auch ohne Investor überleben.

"Ich sehe eine Sanierungschance von mehr als 90 Prozent, wenn alle Beteiligten, also zum Beispiel Vermieter oder Lieferanten, ihren Beitrag leisten", sagte der Karstadt-Beauftragte der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung.

Der traditionsreiche Kaufhaus-Betreiber habe viel Potenzial und gut ausgebildete Mitarbeiter.

Auch die aktuellen Zahlen geben nach Einschätzung des Experten Anlass zur Hoffnung: Karstadts Umsätze seien im Juni und Juli wegen der Aufgabe von Verkaufsflächen wie erwartet leicht gesunken, sagte Weidmann der Zeitung.

"Der Rohertrag - Umsatz abzüglich Wareneinkaufspreise - ist sogar besser als geplant." Im zweiten Halbjahr dürften die Umsätze stagnieren. Weiterhin seien allerdings 19 der bundesweit mehr als 90 Karstadt-Standorte bedroht.

Zudem sei noch unklar, wie viele Stellen bei dem seit Jahren kriselnden Unternehmen wegfallen werden, sagte Weidmann. Derzeit arbeiten bei Karstadt fast 28.000 Beschäftigte - darunter viele Teilzeitkräfte und Frauen.

China demonstriert Zuversicht

China will mit einer optimistischen Prognose Sorgen am Markt über das Wirtschaftswachstum in der Volksrepublik zerstreuen.

Im dritten Quartal werde das Bruttoinlandsprodukt im Vergleich zum Vorjahr voraussichtlich um rund 8,5 Prozent wachsen, erklärte eine Expertenkommission der chinesischen Regierung am Freitag.

Im zweiten Quartal wuchs die chinesische Wirtschaft um 7,9 Prozent. Die Kommission ist unterhalb der wirtschaftlichen Planungsbehörde des Landes angesiedelt.

Das staatliche Informationszentrum SIC teilte im China Securities Journal mit, die Führung in Peking werde die Wirtschaft weiter unterstützen und bei der Geldpolitik im zweiten Halbjahr angemessene Maßnahmen ergreifen.

Die Kreditvergabe werde im August bei rund 500 Milliarden Yuan (51,5 Milliarden Euro) liegen, nachdem sie im Juli auf 356 Milliarden Yuan gefallen war. Insgesamt habe die chinesische Wirtschaft die Talsohle durchschritten, jedoch würden die Wachstumsraten aufgrund der schwachen Exporte weiter hinter dem Potenzial der Volksrepublik zurückbleiben.

Die Regierungskommission geht davon aus, dass Chinas Exporte im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 20 Prozent fallen werden.

Banken dringen auf Lösung für Continental-Kredite

Nach der Verlängerung der Kredite für den Autozulieferer Schaeffler bemühen sich die Banken einem Pressebericht zufolge auch um eine Lösung für die Tochter Continental.

Die maßgeblichen Schaeffler-Gläubiger laden die wichtigsten Conti-Kreditgeber nach Informationen der Welt zu einem "offenen Dialog" ein.

Dabei soll es um eine Verlängerung von Krediten über 3,5 Milliarden Euro gehen, die im August 2010 auslaufen und die nächste große Unsicherheit für den hoch verschuldeten Konzern darstellen.

Nach der Einigung bei der Schaeffler-Finanzierung in dieser Woche wolle man sich nun mit den Conti-Banken "über das mögliche Prozedere eines regelmäßigen Austausches ... verständigen", heißt es in einem Schreiben der Commerzbank im Namen des Schaeffler-Konsortiums, das der Welt vorliegt.

Der Brief sei an die Institute Barclays, Calyon, BNP Paribas und ING als Repräsentanten der wichtigsten Conti-Gläubiger gerichtet.

An dem geplanten Auftaktgespräch "im kleinen Kreis" solle auch Schaeffler-Finanzvorstand Klaus Rosenfeld teilnehmen. Ein konkreter Termin werde in dem Brief noch nicht genannt.

Schaeffler hatte sich diese Woche mit fünf Banken auf eine neue, langfristige Struktur für Schulden von zwölf Milliarden Euro geeinigt, die aus der Conti-Übernahme stammen. Der Hannoveraner Konzern ist allerdings seinerseits hoch verschuldet, unter anderem in Folge des Kaufs der früheren Siemens-Tochter VDO. Zum Gläubigerkreis gehörten hier insgesamt 50 Banken, was die Verhandlungen erschwere, hieß es in Finanzkreisen.

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