Wirtschaft kompakt:Daimler und Rolls-Royce setzen auf die schiere Kraft

Daimler und Rolls-Royce steigen in großem Stil bei Tognum ein. Die Friedrichshafener stellen Riesenmotoren wie Schiffsdiesel her. Außerdem: Airbus erwartet eine Auftragswelle aus Asien. Das Wichtigste in Kürze.

Es geht um große starke Motoren: Der Autokonzern Daimler und der Turbinenhersteller Rolls-Royce greifen nach der Macht beim Motorenhersteller Tognum. Daimler bestätigte am Montag Gespräche mit Rolls-Royce sowie dem Management und Aufsichtsrat von Tognum, um zu gleichen Teilen gemeinsam die Mehrheit zu übernehmen.

Börsenstart Tognum

Mit großen Motoren wie diesem Schiffsdiesel macht der Motorenhersteller Tognum seine Geschäfte. Nun steigen Daimler und Rolls-Royce in großem Stil bei dem Friedrichshafener Unternehmen ein.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Aus Verhandlungskreisen verlautete, Daimler und Rolls-Royce wollten sich jeweils etwa die Hälfte des Unternehmen aus Friedrichshafen einverleiben und dafür einen satten Aufschlag auf den Börsenwert von 2,4 Milliarden Euro zahlen.

Das Geschäft werde möglicherweise bereits in den kommenden Tagen unter Dach und Fach gebracht. An der Börse schossen die im Nebenwerteindex MDax gelisteten Aktien von Tognum um gut 24 Prozent nach oben. In Finanzkreisen hieß es, die Unternehmen könnten einen Aufschlag von rund 30 Prozent auf den Wert der Tognum-Aktie vor Bekanntwerden der Übernahmeabsichten bezahlen. Ein Tognum-Investor nannte dies eine akzeptable Größenordnung.

Daimler hält bereits 28,4 Prozent an Tognum und will die Anteilsaufstockung den Kreisen zufolge bar bezahlen. Rolls-Royce wolle einen eigenen Geschäftsbereich ins Unternehmen einbringen. Daimler-Aktien legten rund ein Prozent auf 48,60 Euro zu. Die Aktien von Tognum schossen zwar auf 23,00 Euro nach oben, waren damit aber immer noch einen Euro billiger als beim Börsengang 2007.

Daimler und Tognum sind seit Jahrzehnten verbunden: 1966 schlossen sich Mercedes-Benz Motorenbau und Maybach Motorenbau zusammen, 1969 entstand daraus die Firmengruppe MTU Friedrichshafen. Ende 2005 verkaufte Daimler MTU für rund 1,6 Milliarden Euro an den Finanzinvestor EQT, da die Stuttgarter notwendige Investitionen in neue Motorenbaureihen nicht mehr tätigen wollten.

Nach dem Börsengang der in Tognum umfirmierten MTU-Gruppe 2007 stieg Daimler im April 2008 wieder bei Tognum ein und zahlte für zunächst 22,3 Prozent des Kapitals 585 Millionen Euro. Mittlerweile liegt der Daimler-Anteil oberhalb der Sperrminorität bei 28,4 Prozent.

Für Daimler ist Tognum ein wichtiger Absatzkanal, da die Friedrichshafener jährlich rund 20.000 Nutzfahrzeugmotoren von Mercedes-Benz kaufen. Mit diesen Antrieben ergänzt der Großmotorenbauer, dessen Produkte vor allem in Schiffen, Panzern, Baumaschinen, Zügen und Kraftwerken zum Einsatz kommen, seine Palette um kleine Aggregate.

Gullivers Reise in die Schweiz

Übernahme im Tourismusgeschäft: Der Schweizer Reisekonzern Kuoni übernimmt den britischen Reisedienstleister Gullivers Travel Associates (GTA) und baut so sein Online-Buchungsgeschäft aus. Der Übernahmepreis betrage 720 Millionen Dollar, teilte Kuoni mit. Bisher gehört GTA zum Unternehmen Travelport.

Reisen buchen im Internet - Schnell, aber nicht immer uebersichtlich

Der Schweizer Reisekonzern Kuoni will sein Online-Geschäft weiter ausbauen - daher hat er in Großbritannien jetzt ein Internet-Reiseunternehmen erworben.

(Foto: ddp)

Die im stark wachsenden asiatischen Markt gut verankerte GTA setzte im vergangenen Jahr 294 Millionen Dollar um und erwirtschaftete dabei 84 Millionen Dollar. Die Schweizer selbst hatten 2009 einen Umsatz von 3,9 Milliarden Franken.

Kuoni finanziert den Zukauf den Angaben zufolge mit flüssigen Mitteln, neuem langfristigen Fremdkapital sowie mit Eigenkapital, das durch eine Bezugsrechtsemission geschaffen wird. Die Aktionäre sollen auf der Generalversammlung am 20. April über die Kapitalerhöhung abstimmen.

Zusätzlich müssten die Gläubiger von Travelport die Übernahme genehmigen. Der Abschluss der Transaktion werde für den 5. Mai dieses Jahres erwartet.

Airbus erwartet Auftrags-Welle aus Asien

Auftrieb für Airbus: Der europäische Flugzeughersteller erwartet einen Andrang bei den Bestellungen aus Asien. In den nächsten 20 Jahren rechnet der Konzern mit 8560 Bestellungen aus der Region, teilte Manager Chris Emerson mit.

Dabei würden wohl 3360 Großraum-Flieger und 5200 kleinere Maschinen mit 100 bis 210 Sitzplätzen geordert.

Die Zahl von 8560 Flugzeugen entspricht einem Drittel der weltweit insgesamt erwarteten Nachfrage in dem Zeitraum. Die EADS-Tochter hat im vergangenen Jahr 644 Flugzeuge zum Preis von zusammen 84 Milliarden Dollar verkauft. Der amerikanische Rivale Boeing setzte 625 Maschinen ab.

LVMH gönnt sich Bulgari

Der französische Luxusgüterkonzern LVMH übernimmt den italienischen Schmuck- und Uhrenhersteller Bulgari. Die Familie Bulgari tauscht dabei ihre Aktienmehrheit gegen LVMH-Papiere, berichten beide Unternehmen. Für die 152,5 Millionen Aktien erhält sie 16,5 Millionen Papiere von Moët Hennessy - Louis Vuitton (LVMH).

Den restlichen Bulgari-Aktionären wird ein Barangebot von 12,25 Euro je Anteil vorgelegt. Experten schätzen den Wert des Geschäfts auf 3,7 Milliarden Euro.

Zu LVMH gehören Marken wie der Champagner Moët & Chandon und die Modelabels Louis Vuitton, Christian Dior oder Kenzo. Im Herbst 2010 war das Unternehmen bereits beim kleineren französischen Rivalen Hermès eingestiegen.

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