Wirtschaft kompakt:Clio - made in France

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Renault lässt seinen Kleinwagen wieder in Frankreich produzieren, die US-Autozulieferer bekommen finanzielle Hilfe vom Staat und Thyssen-Krupp muss drastisch sparen - Jobabbau inklusive.

Der Autobauer Renault holt die Produktion eines Modells aus dem Ausland nach Frankreich zurück. Der Konzern werde ein bisher im Ausland produziertes Fahrzeug wieder in einer französischen Fabrik herzustellen, sagte der französische Industriestaatssekretär Luc Chatel im Radiosender Europe 1. Dies werde im Werk Flins bei Paris "ungefähr 400 Arbeitsplätze" bringen. Nach Gewerkschaftsangaben handelt es sich um ein Modell des Kleinwagens Clio, das bisher in Slowenien hergestellt werde.

Der Renault Clio wird offenbar bald schon wieder in Frankreich gebaut. (Foto: Foto: Renault)

Der französische Präsident Nicolas Sarkozy hatte die französischen Autobauer Renault und PSA Peugeot Citroën Anfang Februar aufgefordert, wegen der Wirtschaftskrise ins Ausland verlagerte Produktionsteile wieder nach Frankreich zu holen. Dies hatte insbesondere bei Tschechien offene Verärgerung ausgelöst, wo es französische Produktionsstätten gibt.

Paris hatte seinen beiden Autobauern darauf im Februar zinsgünstige Kredite von jeweils drei Milliarden Euro zugesagt, um sie in der Wirtschaftskrise zu stützen. Diese verpflichteten sich laut Regierung im Gegenzug, in Frankreich auf Werksschließungen zu verzichten, was aber gleichfalls auf Proteste stieß.

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US-Regierung stützt Autozulieferer

Die US-Regierung pumpt weiteres Geld in die schwer angeschlagene Autobranche des Landes. Mit einem fünf Milliarden schweren Hilfsprogramm für die Zulieferer solle sichergestellt werden, dass die heimischen Autobauer weiterhin mit den benötigten Teilen versorgt würden, sagte Finanzminister Timothy Geithner. Einer nahezu zeitgleich veröffentlichten Studie der Managementberatung A.T. Kearney zufolge droht mehr als der Hälfte der US-Autozulieferer in diesem Jahr die Insolvenz. Nach Angaben des US-Finanzministeriums arbeiten 500.000 Menschen in der Zulieferbranche.

Aus dem ursprünglich nur für die Finanzbranche gedachten Rettungspaket sind bereits Milliarden an General Motors und Chrysler geflossen, über weitere Hilfen wird verhandelt. Die Zulieferer hatten ursprünglich eine höhere Summe gefordert, nämlich 25,5 Milliarden Dollar. Mit den jetzt gewährten Krediten und Garantien soll sichergestellt werden, dass die Zulieferer auch bei der Insolvenz eines ihrer Kunden ihre Rechnungen bezahlt bekommen. Damit soll eine Kettenreaktion vermieden werden. Zudem können die Unternehmen ihre Forderungen gegen eine Gebühr an den Staat abtreten. Der Vorteil wäre, dass sie direkt Geld bekämen, um etwa ihre Mitarbeiter zu bezahlen.

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Thyssen-Krupp streicht mehr als 3000 Jobs

Thyssen-Krupp muss sparen - und verpasst sich dafür eine neue Konzernstruktur. Dabei wird der Stahlhersteller künftig auf die Dienste von mehr als 3000 Mitarbeitern verzichten, darunter offenbar mehrere Vorstände.

Vor allem werden Arbeitsplätze im Stahl- und Autozuliefergeschäft sowie im Schiffbau wegfallen, berichtet die Financial Times Deutschland (FTD). Der größte Teil der Streichungen entfalle auf die Stahlsparte, wo 2000 Jobs gestrichen werden sollen. Bei den Werften seien es 1000 und im Autozuliefergeschäft mehrere Hundert. Hinzu kämen einige hundert Stellen in der Verwaltung.

Ein Sprecher nannte diese Zahlen allerdings "pure Spekulation". Man stehe am Anfang eines Prozesses und niemand könne verlässlich sagen, wie viele Arbeitsplätze wo und wann abgebaut würden.

Thyssen-Krupp hatte am Vortag die Neuausrichtung des schwer von der Wirtschaftskrise getroffenen Unternehmens angekündigt. Statt fünf, soll es fortan nur noch zwei Konzernbereiche geben. Zudem wird der Vorstand um drei Mitglieder verkleinert. Jährlich will Thyssen-Krupp so bis zu 500 Millionen Euro sparen. In den vergangenen Monaten war aufgrund der Konjunkturflaute die Nachfrage nach Stahl regelrecht eingebrochen.

Dem FTD-Bericht zufolge sollen Teile der Edelstahlsparte in eine Kooperation mit der finnischen Outokumpu eingebracht werden. Edelstahl-Vorstand Jürgen Fechter soll bei dem Unterfangen Aussichten auf den Chefposten haben.

Auch das Autozuliefergeschäft mit rund fünf Milliarden Euro Umsatz habe im Konzern keine Zukunft mehr, weswegen Ressortleiter Wolfram Mörsdorf auch ausscheide. Darüber hinaus verlässt Stahlchef Karl-Ulrich Köhler das Unternehmen.

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