Wirtschaft kompakt:Bosch demonstriert seltene Dankbarkeit

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Nicht jeder Arbeitgeber zeigt sich so dankbar wie jetzt Bosch: Nachdem die Mitarbeiter in der Krise zu erheblichen Zugeständnissen bereit waren, beteiligt Europas größter Autozulieferer die Belegschaft nun am Aufschwung.

Als erster Chef eines deutschen Großunternehmens kündigte Bosch-Chef Franz Fehrenbach an, die im Jahr 2011 vorgesehene Entgelterhöhung von 2,7 Prozent um zwei Monate auf 1. Februar vorzuziehen. Davon profitieren die rund 85.000 Tarif-Mitarbeiter an den deutschen Standorten. Ähnliche Begünstigungen der Belegschaften werden derzeit in anderen deutschen Großkonzernen diskutiert, etwa bei Siemens.

"Das gebietet uns jetzt die Fairness, da die Konjunktur erfreulich schnell wieder anzieht", sagte Fehrenbach dem Handelsblatt. Konzernbetriebsratschef Alfred Löckle teilte mit: "Wir haben in der Krise die Tariferhöhung nach hinten verschoben. Wenn nun die Lage wieder gut ist, gilt selbstverständlich auch der umgekehrte Weg."

Die erste Stufe der Tariferhöhung von 2,1 Prozent hatte Bosch um fünf Monate nach hinten verschoben, sie galt vom 1. Oktober 2009 an. Damit hatten die Schwaben - wie mehrere andere Unternehmen - die Flexibilitätsklauseln im Tarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie genutzt.

"Nachdem sich die wirtschaftliche Erholung schneller als erwartet vollzogen hat, werden wir die flexiblen Komponenten des Tarifvertrags erneut nutzen - nun zugunsten unserer Mitarbeiter", sagte Personalchef Wolfgang Malchow.

Die Bosch-Mitarbeiter hatten außerdem durch eine Kürzung von Sonderzahlungen dazu beigetragen, die Kosten der Kurzarbeit zu senken. Dadurch konnte das Unternehmen die Maßnahme verlängern und so die Stammbelegschaft trotz eines deutlichen Rückgangs der Geschäfte bei mehr als 110.000 Mitarbeitern in Deutschland halten.

Das Unternehmen hatte zuletzt für 2010 ein Umsatzplus von 20 Prozent auf gut 46 Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Auch beim Ergebnis erwartet Bosch wieder schwarze Zahlen. Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen erstmals in der Nachkriegsgeschichte einen Milliardenverlust eingefahren.

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