Wirtschaft kompakt:BP und die Zahlen-Krux

Weil die Berechnungen nach der Ölkatastrophe komplexer geworden seien, gibt BP erst später seine Zahlen bekannt. Und: US-Präsident Obama verpflichtet einen neuen Chefberater für Wirtschaftsfragen - das Wichtigste in Kürze.

Der britische Mineralölkonzern BP verschiebt die Bilanz des dritten Quartals wegen der Folgen der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko. Die Zahlen würden eine Woche später veröffentlicht als ursprünglich geplant, teilte das Unternehmen mit. "Die Berechnungen sind wegen der Kosten für die Aufräumarbeiten nach der Ölpest komplexer als sonst", sagte ein Sprecher.

Es handle sich jedoch um keine besonders lange Verzögerung. "Es gibt keine neuen Verbindlichkeiten oder finanziellen Probleme", ergänzte der Sprecher. Früher seien die Ergebnisse immer fünf Wochen nach Ende eines Quartals vorgestellt worden. So sei es nun auch. Zwischenzeitlich seien daraus vier Wochen geworden. Die Zahlen will BP nun am 2. November vorlegen.

Die explodierte Ölplattform Deepwater Horizon und die folgende Ölpest im Golf von Mexiko hat die Briten bislang nach eigenen Angaben rund acht Milliarden Dollar (etwa 6,3 Milliarden Euro) gekostet. Die Ölkatastrophe ist auch ein wirtschaftliches Desaster. Erstmals seit 1992 meldete der Konzern Ende Juli ein Minus zum Quartalsende: Von März bis Juni belief sich der Rekordverlust auf 17,1 Milliarden Dollar (13,2 Milliarden Euro).

Neuer Chefberater für Obama

US-Präsident Barack Obama hat einen neuen Chefberater für Wirtschaftsfragen ernannt. Der Wirtschaftsprofessor Austan Goolsbee werde die Ökonomin Christina Romer ersetzen, die Anfang August ihren Rückzug angekündigt hatte, wie ein US-Regierungsvertreter sagte, der nicht namentlich genannt werden wollte. Goolsbee wird den Rat der Wirtschaftsberater des Präsidenten führen, der aus drei Mitgliedern besteht. Der Professor von der Universität Chicago hatte schon dem Gremium angehört und Obama bereits im Wahlkampf 2008 beraten.

Obama hatte diese Woche eingeräumt, dass bei den Kongresswahlen Anfang November die Wirtschaftspolitik ein Problem für seine Demokraten werden könnte. In Umfragen liegen die Republikaner bisher so deutlich vor den Demokraten, dass Obamas Lager um seine Mehrheit im US-Repräsentantenhaus fürchten muss. Problematisch ist für den Präsidenten vor allem die weiter hohe Arbeitslosigkeit, die derzeit bei 9,6 Prozent liegt. Die US-Zentralbank erklärte überdies am Mittwoch, sie sehe viele Anzeichen für eine weitere Verlangsamung des US-Wirtschaftswachstums.

Französische Autokonzerne zahlen zurück

Die französischen Autohersteller Renault und PSA Peugeot Citroen zahlen vorzeitig einen Teil ihrer Staatshilfen zurück. Jeweils eine Milliarde Euro werde an den französischen Staat zurückfließen, teilten beide Unternehmen am Freitag in getrennten Mitteilungen mit. Die Regierung in Paris hatte beiden Herstellern im April 2009 mitten in der Branchenkrise jeweils einen Kredit von drei Milliarden Euro gewährt.

Durch die vorzeitige Rückzahlung senkten die Unternehmen ihren Schuldenstand und müssten damit auch weniger für Zinsen ausgeben, hieß es in beiden Mitteilungen. Nach Milliardenverlusten 2009 hatten die Autobauer im ersten Halbjahr 2010 wieder deutliche Gewinne erzielt. Die Erlöse legten dank der weltweiten Erholung der Automärkte um jeweils gut ein Fünftel zu. Für das Gesamtjahr zeigte sich Peugeot-Chef Philippe Varin zuletzt optimistischer. Renault wuchs im ersten Halbjahr eigenen Angaben zufolge in allen Regionen und mit allen Marken.

Renault hatte im vergangenen Jahr einen Verlust von mehr als drei Milliarden Euro angesammelt. Der Umsatz sank im Vergleich zu Vorjahr um fast elf Prozent auf rund 34 Milliarden Euro. Der französische Staat ist Großaktionär bei Renault und mischt sich häufig ein, wenn es um Arbeitsplätze in Frankreich geht. Peugeot rutschte 2009 mit 1,2 Milliarden Euro ins Minus. Die Erlöse sanken um knapp elf Prozent auf gut 48 Milliarden Euro.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: