Wirtschaft kompakt:BP schlachtet heilige Kühe

Bei BP sollen die Aktionäre für die US-Umweltkatastrophe im Golf von Mexiko bluten und die Chinesen sind hungrig auf Waren "Made in Germany". Das Wichtigste in Kürze.

Der Ölkonzern BP gerät wegen der Ölpest im Golf von Mexiko wirtschaftlich und politisch immer mehr unter Druck. Der Konzern erwägt wegen der hohen Kosten für den Kampf gegen die Umweltkatastrophe nun eine Kürzung der Dividende, wie BP-Chef Tony Hayward dem Wall Street Journal sagte. US-Präsident Barack Obama bestellte zudem den Vorsitzenden des BP-Aufsichtsrates, Carl-Henric Svanberg, ins Weiße Haus ein.

Wirtschaft kompakt: Das Öl lässt sich nicht stoppen: In den Golf von Mexiko fließt offenbar mehr Öl als bisher gedacht - und BP gerät immer stärker unter Druck.

Das Öl lässt sich nicht stoppen: In den Golf von Mexiko fließt offenbar mehr Öl als bisher gedacht - und BP gerät immer stärker unter Druck.

(Foto: ap)

BP erwäge "alle Optionen bezüglich der Dividende", sagte BP-Chef Hayward der Zeitung. Eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen. Sie soll dem Bericht zufolge am 27. Juli verkündet werden. Demnach könnte die Dividende, die BP quartalsweise auszahlt, für das zweite Quartal entweder gekürzt werden oder sogar ganz ausfallen. Die Aktionäre könnten dann statt Geld Anteile am Unternehmen bekommen.

BP hatte am Dienstag versichert, die Dividende für das erste Quartal werde ausgezahlt. Im vergangenen Jahr schüttete das Unternehmen insgesamt umgerechnet 8,3 Milliarden Euro Dividende aus. Die BP-Bohrinsel Deepwater Horizon war am 20. April explodiert und zwei Tage später gesunken. Seitdem fließen Millionen Liter Öl ins Meer, zahlreiche Küsten in den USA sind bereits verschmutzt. BP hat nach eigenen Angaben bislang umgerechnet 1,2 Milliarden Euro für den Kampf gegen die Ölpest und Entschädigungen ausgegeben. Die BP-Aktie verlor seit dem Unglück zwischenzeitlich um bis zu 50 Prozent, wodurch Gerüchte um eine mögliche Übernahme des Konzerns die Runde machten.

Chinesen hungrig auf "Made in Germany"

Das China-Geschäft der deutschen Exporteure boomt: Im ersten Quartal steigerten die Firmen ihren Absatz in das asiatische Land um mehr als die Hälfte auf zwölf Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Auch in Brasilien und Korea sind Produkte "Made in Germany" deutlich stärker gefragt als vor einem Jahr, der Anstieg liegt hier bei jeweils etwa zwei Fünfteln. Schwächer entwickelte sich das Geschäft mit anderen Euro-Staaten: Hier verkauften die deutschen Firmen ebenfalls mehr als vor Jahresfrist, der Anstieg fiel mit fünf Prozent aber deutlich geringer aus.

Insgesamt setzten Deutschlands Exportunternehmen Waren im Wert von 219,5 Milliarden Euro im Ausland ab, das sind 10,3 Prozent mehr als vor Jahresfrist. Nach Europa gingen dabei Produkte für 135,2 Milliarden Euro oder 6,2 Prozent mehr als zum Jahresauftakt 2009, in den Rest der Welt Waren für 84,3 Milliarden Euro, das entspricht einem Plus von 17,5 Prozent. Die Einfuhren legten im Winter um 5,6 Prozent auf 181,9 Milliarden Euro zu. Auch hier schnellten die Importe aus China kräftig nach oben, sie stiegen um 20,4 Prozent auf 16,4 Milliarden Euro. Russland-Importe legten 21,1 Prozent auf sieben Milliarden Euro zu. Aus den USA kauften deutsche Firmen dagegen mit Waren im Wert von zehn Milliarden Euro 12,4 Prozent weniger ein. Im April hatten die Exporteure einen leichten Dämpfer erlitten, binnen Monatsfrist gingen die Ausfuhren zurück.

Experten sehen dadurch die Erholung aber nicht in Gefahr und sprechen von einem Rückprall nach einem überaus starken Anstieg im März. Der Branchenverband BGA peilt für das Jahr 2010 ein Exportwachstum von neun Prozent an, weil sich der Welthandel wegen niedriger Zinsen und riesiger Konjunkturprogramme wieder gefangen hat. 2009 hatten die Exporteure mit etwa 18 Prozent den schwersten Umsatzeinbruch seit Gründung der Bundesrepublik erlitten.

Opelaner meutern gegen GM

Der Opel-Betriebsrat pocht nach dem Scheitern der Staatsbürgschaft für die Muttergesellschaft General Motors (GM) auf die Einhaltung früherer Standort- und Beschäftigungszusagen. "Wir können nicht ansatzweise nachvollziehen, dass es aus Gründen der Koalitionsräson keine Hilfen für Opel gibt. Man muss wohl schon zum Finanzkapital gehören", sagte der Bochumer Betriebsratsvorsitzende Rainer Einenkel nach einer Telefonkonferenz mit deutschen Betriebsratskollegen und IG Metall-Vorsitzenden.

Einenkel befürchtet, dass beispielsweise zugesagte Modellreihen zeitlich verschoben werden könnten. Opel-Chef Nick Reilly wolle zwar in Deutschland kein Werk schließen, behalte sich aber Projektüberprüfungen vor. Für betriebsbedingte Kündigungen bestünden in Bochum aber hohe Hürden, betonte der Betriebsrat. So müssten nach einem bis 2016 gültigen Vertrag zuvor allen anderen Möglichkeiten ausgeschöpft werden.

Im Bochumer Werk arbeiten derzeit knapp 6000 Beschäftigte, eingeschlossen Mitarbeiter aus Joint Venture-Betrieben. 1800 Arbeitsplätze sollen im Zuge der Sanierung und der Einführung neuer Modellreihen noch gestrichen werden. Nach bisherigem Stand erhält Bochum die Produktion des Kompaktvan Zafira.

Einen Anteil am neuen Astra Caravan soll es aber nur geben, wenn das Modell gut läuft und die Kapazität in England nicht ausreicht. Über eine umfassende Regelung für alle europäischen Standorte werde weiter verhandelt, sagte Einenkel. Ein entsprechender europäischer Vertrag soll unter anderem auch die Umwandlung in eine Opel AG, den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen und die Mitarbeitergewinnbeteiligung regeln.

Mit dem Sommer kommt der Schwung

Die deutsche Wirtschaft kommt nach Einschätzung der Bundesbank im laufenden Jahr dank der weltweiten Konjunkturbelebung spürbar in Schwung. Die Wirtschaftsleistung werde in diesem Jahr um 1,9 Prozent zulegen, teilte die Bundesbank mit. Damit ist die Bank optimistischer als noch im Dezember, als mit einem Plus von 1,6 Prozent gerechnet wurde. Deutschland sei damit Lokomotive der Erholung in der Euro-Zone - mindestens für 2010, sagte Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret in Berlin.

Im Sommerhalbjahr 2010 dürften zahlreiche Arbeiten bei Bau und Industrie nachgeholt werden, die im harten Winter liegengeblieben waren. Für das Frühjahr sei mit einem kräftigen Wachstumsschub zu rechnen. Auch im dritten Quartal könnte die deutsche Wirtschaft kräftig in Schwung bleiben, auch wenn die Nachholeffekte geringer würden. Im kommenden Jahr dürfte das Wachstum mit 1,4 Prozent schwächer ausfallen als 2010. Dabei spielt nach Einschätzung der Bundesbank das Auslaufen der Konjunkturpakete eine Rolle.

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