Wirtschaft kompakt:Mit Struck gegen das Straucheln

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Im Tarifkonflikt der Bahn soll nun der frühere SPD-Fraktionschef Peter Struck ein Scheitern der Gespräche verhindern. Außerdem: Die Triebwerksprobleme verhageln Rolls-Royce das Ergebnis.

Peter Struck soll in dem seit Monaten andauernden Tarifstreit der deutschen Bahnbranche vermitteln. Gewerkschaften, Deutsche Bahn (DB) und die betroffenen sechs privaten Bahnunternehmen einigten sich gemeinsam auf den ehemaligen SPD-Fraktionsvorsitzenden als Moderator der zwei parallel laufenden Schlichtungsgespräche. Das gaben die drei Tarifparteien bekannt.

"Mit Peter Struck haben wir einen Schlichter gefunden, der das nötige Fingerspitzengefühl besitzt" - heißt es bei den Tarifvertragsparteien. (Foto: dpa)

Der Termin für ein erstes Treffen soll in Kürze festgelegt werden. "Mit Peter Struck haben wir einen Schlichter gefunden, der das nötige Fingerspitzengefühl besitzt", erklärten der Transnet-Vorsitzende Alexander Kirchner und GDBA-Vize Heinz Fuhrmann. Strucks langjährige Erfahrung als Fraktionsvorsitzender der SPD im Bundestag, aber auch als Verteidigungsminister zeichne ihn aus. "Er besitzt die Fähigkeit, Kompromisse zu suchen, auszuloten und zu vereinbaren."

DB-Personalvorstand Ulrich Weber nannte die Verständigung auf Struck ein gutes Signal. "Wir sind sehr zuversichtlich, dass nun zügig ein zukunftsweisender Kompromiss für den Schienenpersonennahverkehr in Deutschland machbar ist." Darüber hinaus könne die Tarifrunde "an der Sache orientiert und ohne weitere Einschränkungen für die Kunden der Deutschen Bahn fortgesetzt werden", sagte Weber.

Nach dem Willen der Verkehrsunternehmen Abellio, Arriva, Benex, Hessische Landesbahn, Keolis und Veolia wird Struck getrennt mit Gewerkschaften und Deutscher Bahn sowie Gewerkschaften und den sechs Privatbahnen sprechen. Am Ende der zwei Verfahren soll ein einheitliches Ergebnis stehen.

Als Grund für das getrennte Vorgehen nennen die Privatbahnen die unterschiedliche Historie beider Arbeitgeberparteien. Die Gewerkschaften verlangen, dass alle 128.000 Beschäftigten der deutschen Bahnunternehmen nach einem einheitlichen Tarif bezahlt werden.

Dieses Vergütungsniveau gilt bereits für die Mitarbeiter der Deutschen Bahn, die 80 Prozent der Beschäftigten insgesamt ausmachen, sowie für die Mitarbeiter einzelner privater Bahngesellschaften, die zehn Prozent der gesamten Beschäftigtenzahl stellen. Die übrigen zehn Prozent - Mitarbeiter weiterer privater Bahngesellschaften - werden unter diesem Niveau bezahlt. Transnet und GDBA verhandeln seit Juli beziehungsweise August separat mit Deutscher Bahn und den privaten Bahnunternehmen um den Branchentarifvertrag.

Der weltgrößte Medienkonzern Walt Disney hat sich einen Anfängerfehler geleistet: Das Heimatunternehmen von Micky Maus und Donald Duck hat seine Ergebnisse für das vierte Geschäftsquartal rund eine halbe Stunde zu früh und damit mitten in der heißen Börsenhandelszeit veröffentlicht. "Wir untersuchen, wie das passieren konnte", sagte der Investor-Relations-Verantwortliche Lowell Singer.

Eine Szene aus dem Film Up, der in Deutschland unter dem Namen Oben in die Kinos kam. Nach Veröffentlichung der Geschäftsergebnisse ging es mit den Aktien des Disney-Konzerns allerdings runter. (Foto: AP)

Während das Treiben auf dem New Yorker Börsenparkett noch in vollem Gange war, tauchten plötzlich die Zahlen auf und sorgten für hektische Betriebsamkeit und Schweißausbrüche bei den Aktienhändlern. "Börsianer mögen keine Überraschungen", sagte ein Marktteilnehmer.

Disney-Mann Singer entschuldigte sich für die Unannehmlichkeiten. Eigentlich hätte die Disney-Bilanz erst nach Börsenschluss um 16.01 Uhr Ortszeit herauskommen sollen, wie es die Regeln vorschreiben. Doch bereits ab etwa 15.30 Uhr war das Zahlenwerk auf der Website zu finden, wenn auch etwas versteckt. Zu allem Überfluss fielen die Ergebnisse auch noch schlechter aus als erwartet, was zu massenhaften Verkäufen der Aktie führte.

Bis zum Ende des Handels um 16 Uhr rutschte das Papier rund drei Prozent ab. Während die Konkurrenz von guten Werbeeinnahmen profitieren konnte, musste Disney einen Umsatzrückgang im Schlussquartal (bis 2. Oktober) um ein Prozent auf 9,7 Milliarden Dollar hinnehmen. Vor allem die Fernsehsender verloren, und auch bei den Freizeitparks lief es schlechter als im Vorjahreszeitraum. Der Gewinn fiel sogar um sieben Prozent auf 835 Millionen Dollar.

Der schwere Triebwerkschaden bei einem Airbus A380 der australischen Fluggesellschaft Qantas wird offenbar die Auslieferung neuer Maschinen des Typs verzögern. Der Zwischenfall werde die Lieferungen des größten Passagierflugzeugs der Welt "beeinflussen", sagte Airbus-Chef Thomas Enders.

Der Airbus A380 von Qantas hatte wegen des schweren Triebwerkschadens notlanden müssen. Ursache war nach Angaben des Triebwerk-Herstellers Rolls Royce ein Ölfeuer im Motor vom Typ Trent 900, entstanden durch ein fehlerhaftes Teil im Triebwerk. Dieses Teil werde nun in den Triebwerken bei allen betroffenen Maschinen ersetzt, teilte Rolls Royce mit. Ein Triebwerk vom Typ Trent 900 haben Airbus-Maschinen der Fluggesellschaften Qantas, Singapore Airlines und Lufthansa; in anderen Airbus-Flugzeugen vom Typ A380 sind Triebwerke eines anderen Herstellers eingebaut. Die Verluste beim A380 und höhere Entwicklungskosten belasten unterdessen die Airbusmutter EADS. Das Unternehmen konnte sich im dritten Quartal nur knapp in der Gewinnzone halten.

Die Massenrückrufe der Autohersteller nehmen kein Ende. Dieses Mal hat es den japanischen Hersteller Nissan erwischt. Mehr als 600.000 Autos in Nord- und Südamerika sowie Afrika sind von Rost an der Lenkung und wackeligen Batterieklemmen betroffen.

Unfälle habe es wegen der technischen Mängel aber noch keine gegeben, versicherte Nissan. Bei rund 303.000 Pick-up-Trucks des Typs Frontier und 283 000 Xterra-Geländewagen kann Rost an der Lenkung dazu führen, dass diese schlimmstenfalls bricht.

Aus Kanada und Brasilien liegen bereits neun Berichte darüber vor. Die Wagen sind von 2001 bis 2008 in Fabriken in den USA und Brasilien vom Band gelaufen. Zudem muss bei 18.500 Sentra-Kompaktwagen eine Batterieklemme ausgetauscht werden, die Kontaktschwierigkeiten bereitet. Dadurch springt der Wagen schlechter an oder kann in Einzelfällen bei niedrigen Geschwindigkeiten ausgehen.

Die Fahrzeuge wurden in diesem Jahr in Mexiko hergestellt. Der Großteil der betroffen Autos ist in den USA zugelassen. Eine Reihe von Rückrufen unterschiedlicher Hersteller erschüttert den wichtigen Markt seit Monaten. Vor allem Toyota machte Negativschlagzeilen, aber auch BMW oder Mercedes mussten die Autofahrer zur Reparatur bitten. Nissan selbst hatte im März weltweit mehr als eine halbe Millionen Fahrzeuge wegen defekter Bremspedale und Tankanzeigen zurückgerufen.

Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) rechnet einem Bericht der Sächsischen Zeitung zufolge nicht überall mit Vollbeschäftigung. Deutschland sei "auf der Schnellstraße zur Vollbeschäftigung", aber es werde nicht immer in allen Orten dieselbe Entwicklung geben, sagte der Minister.

Auf die Frage nach Vollbeschäftigung in Ostdeutschland sagte der Minister: "Vollbeschäftigung in Deutschland ist ein realistisches Ziel". Er könne jedoch nicht versprechen, dass in zwei Jahren die Arbeitslosigkeit in Görlitz unter vier Prozent falle. Doch auch dort werde die gute wirtschaftliche Entwicklung zum Rückgang der Arbeitslosigkeit führen. Wenn in den Ballungszentren keine Arbeitskräfte mehr zu mobilisieren seien, dann bekämen auch abgelegene Standorte bessere Chancen. Für Oktober hatte die Bundesagentur für Arbeit eine Arbeitslosenquote von 14 Prozent in Görlitz und 13,2 Prozent in Leipzig gemeldet.

Die Probleme mit den Triebwerken des Superjumbos Airbus A380 verhagelt dem britischen Maschinenbauer Rolls-Royce die Bilanz. "Dieses Ereignis und das konsequente Handeln werden Einfluss auf das finanzielle Abschneiden der Gruppe in diesem Jahr haben", sagte Vorstandschef John Rose. Die Kosten für die Beseitigung der Triebwerksprobleme würden komplett 2010 verbucht, sagte Rose, ohne Zahlen zu nennen.

Das Unternehmen rutsche deshalb aber nicht in die Verlustzone. Wachstum in anderen Unternehmensbereichen wie etwa der Schiffstechnik oder der Rüstung würden die Kosten zum Teil kompensieren. "Die Größe unserer Auftragsbücher, der Mix und die Breite unseres Portfolios, unsere weltweite Aufstellung und die Stärke unserer Bilanz machen Rolls-Royce zu einem belastbaren Geschäftsmodell und wir erwarten fortgesetzte Gewinne in 2010".

Rolls-Royce macht 64 Prozent seines Umsatzes mit Technik für die zivile und militärische Luftfahrt. Der Rest verteilt sich auf die Felder Energie, Nukleartechnik und Schifffahrt. Rose hatte Mitte des Jahres ein Wachstum von vier bis fünf Prozent für das Gesamtjahr prognostiziert. Die Prognose müsse nun leicht nach unten korrigiert werden. In den ersten sechs Monaten 2010 hatte Rolls-Royce 5,3 Milliarden Pfund (plus 7 Prozent) umgesetzt und einen Gewinn von 465 Millionen Pfund (plus vier Prozent) erzielt.

© sueddeutsche.de/dpa/Reuters/DAPD/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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