Wirtschaft kompakt:"Ein Volkswagen für die Volksrepublik"

Volkswagen entwickelt ein Modell speziell für den chinesischen Markt. Außerdem: Die Bundesregierung ihre Wachstsumserwartung für 2011 mit 2,3 Prozent. Das Wichtigste in Kürze.

Lockruf des Fernen Ostens: Volkswagen plant die Entwicklung einer neuen Marke für den chinesischen Markt. "Eine lokale Automarke sehen wir grundsätzlich als Chance, in Marktsegmenten aufzutreten, in denen Volkswagen bislang nicht in China vertreten ist", sagte der China-Chef von Volkswagen, Karl-Thomas Neumann, dem Handelsblatt.

Wirtschaft kompakt: Kaufinteressenten bei einem Volkswagen-Händler in Peking: Der größte deutsche Autohersteller verkauft in China bereits doppelt so viele Fahrzeuge wie in Deutschland.

Kaufinteressenten bei einem Volkswagen-Händler in Peking: Der größte deutsche Autohersteller verkauft in China bereits doppelt so viele Fahrzeuge wie in Deutschland.

(Foto: AP)

Ein Firmensprecher in Peking bestätigte die Überlegungen, fügte aber hinzu, bisher stünden weder Name noch Modelle fest. Das Konzept "Volkswagen für die Volksrepublik" sieht laut Bericht vor, verschiedene Kleinwagen anzubieten. Ein Auto solle nicht mehr als 8.000 Euro kosten.

Entstehen soll die neue Marke in Zusammenarbeit mit einem der beiden chinesischen VW-Partner FAW oder SAIC. VW ist im Kleinwagensegment in China bisher nicht vertreten. Die neuen Kleinwagen soll demnach vor allem dem wachsenden Motorisierungsbedarf der Massen gerecht werden, die nicht in Metropolen wie Peking oder Schanghai leben.

Die neue Marke wäre nach der Porsche-Übernahme Nummer elf im VW-Reich. China hat schon jetzt eine überragende Bedeutung für den Wolfsburger Konzern: Im vergangenen Jahr verkaufte Volkswagen dort knapp zwei Millionen Fahrzeuge. In Deutschland kam das Unternehmen auf die Hälfte.

Der Hongkonger Fernsehsender Phoenix meldete unterdessen, dass die chinesische Wirtschaft auch 2010 stürmisch gewachsen sei. Das Bruttoinlandsprodukt habe sich um 10,3 Prozent erhöht, berichtete die Sendeanstalt unter Berufung auf den Jahresbericht des Statistikamtes in Peking.

Wachstumsprognose der Bundesregierung für 2011 bei 2,3 Prozent

Die Bundesregierung rechnet für 2011 mit einem Wirtschaftswachstum von 2,3 Prozent. Das teilte Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) bei der Vorstellung des Jahreswirtschaftsberichts mit. Im vergangenen Jahr war die deutsche Wirtschaft noch um 3,6 Prozent gewachsen.

Wirtschaft kompakt: Starke Geschäfte mit IT-Dienstleistungen, Software und leistungsstarken Firmenrechnern bescherten IBM Rekordzahlen.

Starke Geschäfte mit IT-Dienstleistungen, Software und leistungsstarken Firmenrechnern bescherten IBM Rekordzahlen.

(Foto: AP)

Damit würde in diesem Jahr die Wachstumsscharte von 2009 ganz ausgewetzt, als die Wirtschaft um 4,7 Prozent geschrumpft war. Die deutsche Wirtschaft wachse damit 2011 spürbar stärker als der Durchschnitt der Eurozone. Der Aufschwung kommt auch langsam auf dem Arbeitsmarkt an.

Die Arbeitslosenrate soll auf 7,0 Prozent zurückgehen, von 7,7 Prozent 2010 und 8,2 Prozent 2009. Die Zahl der Erwerbstätigen soll laut Jahreswirtschaftsbericht um 0,8 Prozent oder 320.000 Menschen steigen, nach plus 0,5 Prozent 2010 und Stagnation 2009. Die Beschäftigung habe 2010 mit 40,5 Millionen Personen ein Rekordniveau erreicht und liege inzwischen auf dem höchsten Stand seit der Wiedervereinigung. Sie soll 2011 auf 40,8 Millionen steigen.

Die Bruttolöhne und- gehälter werden der Prognose zufolge um 2,1 Prozent steigen, nach plus 2,2 Prozent 2010 und minus 0,2 Prozent 2009. In den vergangenen Jahren hätten die Branchen durch verantwortungsvolle Tarifabschlüsse und zukunftsgerichtete unternehmerische Entscheidungen erheblich dazu beigetragen, die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen zu verbessern.

Schlott soll gerettet werden

Die insolvente Druckereigruppe Schlott soll erhalten werden. Es sei das erklärte Ziel, Schlott über einen Insolvenzplan oder über den Verkauf an einen Investor zu sanieren, teilten der Nürnberger Insolvenzverwalter Siegfried Beck und der Vorstand des Unternehmens mit.

Möglichst viele Arbeitsplätze sollten gerettet werden. "Die Schlott-Gruppe hat eine gute Marktstellung und ist im Grunde wettbewerbsfähig", sagte Beck. Schlott hatte am Dienstag Insolvenz angemeldet. Betroffen sind alle deutschen Konzerngesellschaften mit insgesamt 1480 Mitarbeitern. Ihre Löhne und Gehälter sind über das Insolvenzgeld für drei Monate gesichert. Derzeit werde die Lage in den einzelnen Unternehmen analysiert, hieß es weiter.

IBM mit Rekordzahlen

IBM stand niemals besser da: Starke Geschäfte mit IT-Dienstleistungen, Software und leistungsstarken Firmenrechnern bescherten "Big Blue" im Schlussquartal Rekordzahlen. Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um sieben Prozent auf 29 Milliarden Dollar (21,7 Mrd Euro). Der Gewinn sprang sogar um neun Prozent auf 5,3 Milliarden Dollar hoch. "Wir haben ein außerordentliches Jahr hinter uns", sagte Konzernchef Samuel Palmisano.

Das gerade begonnene Jahr 2011 soll sogar noch besser laufen. Palmisano prophezeite einen steigenden Gewinn. Das hörten die Anleger gern. Nachbörslich stieg die Aktie um rund ein Prozent. Zum Schluss des Jahres stiegen sogar die Neuabschlüsse im Servicegeschäft wieder an, nachdem hier über zwei Quartale Flaute geherrscht hatte, und zwar um 18 Prozent auf 22,1 Milliarden Dollar. Börsianer schauen mit Argusaugen auf diesen Wert, weil er die Entwicklung der mit Abstand größten Sparte des Konzerns vorzeichnet.

IBM gilt wegen seiner breiten Angebotspalette als Gradmesser für die gesamte IT-Branche und darüber hinaus. Um seine Vormachtstellung zu festigen, will IBM Firmenzukäufe forcieren und bis 2015 mindestens 20 Milliarden Dollar dafür ausgeben. Als Wachstumsmarkt gilt besonders das Cloud Computing. Dabei lagern Programme oder Daten zentral auf großen Rechnern und werden nur bei Bedarf vom Arbeitsplatz-PC abgerufen.

Swatch-Umsatz erstmals über sechs Milliarden Schweizer Franken

Der Uhrenkonzern Swatch hat 2010 trotz des starken Frankens zum ersten Mal in seiner Firmengeschichte mehr als sechs Milliarden Franken Umsatz erzielt und rechnet mit einem höheren Reingewinn. Nach Firmenangaben stieg der Umsatz im letzten Jahr um 18,8 Prozent auf 6,44 Milliarden Franken (knapp fünf Milliarden Euro). Auch für das laufende Jahr erwartet Swatch ein weiteres starkes organisches Umsatzwachstum.

Der Ausblick für das Jahr 2011 bleibe trotz der Währungsentwicklung positiv, erklärte Swatch. Der Umsatz im Januar 2011 zeige bereits eine positive Tendenz mit zweistelligem Wachstum in Lokalwährungen. Swatch werde weiter in den Vertrieb sowie in die Erhöhung der Produktionskapazitäten investieren. Weitere neue Produkte sollen im Frühjahr 2011 auf den Markt kommen. 2009 erzielte der Konzern einen Reingewinn von 763 Millionen Franken.

Deutsche Bio-Bauern hinken Nachfrage hinterher

Die Herstellung von Bio-Lebensmitteln in Deutschland kann die rasant wachsende Nachfrage immer weniger decken. Während der Handel seinen Umsatz mit Produkten des ökologischen Landbaus zwischen 2000 und 2009 um rund 180 Prozent steigerte, sind Flächenanteil und Zahl deutscher Bio-Betriebe im gleichen Zeitraum nur um 75 Prozent gewachsen.

Das ergab eine Studie der Universität Bonn im Auftrag der Grünen, aus der die Berliner Zeitung zitiert. Obwohl Deutschland der größte europäische Absatzmarkt für Bio-Produkte ist, verlieren der Untersuchung zufolge deutsche Öko-Bauern immer mehr Anteile am heimischen Markt. Besonders betroffen seien Obst und Gemüse, aber auch Getreide und Futtermittel müssten zunehmend importiert werden.

Die Grünen-Agrarexpertin Cornelia Behm gab der verfehlten Landwirtschaftspolitik von Union, FDP und SPD die Schuld. Deren Agrarministern sei "die ökologische Landwirtschaft trotz vollmundiger Bekenntnisse ein Dorn im Auge", sagte Behm der Zeitung. Sie forderte ein Ende der allein am Export orientierten Förderpolitik der Bundesregierung.

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