Wirtschaft kompakt:Berlin: Ein Boom, der spaltet

Lesezeit: 3 min

Da erholt sich Berlins Wirtschaft endlich nach jahrelanger Talfahrt, doch das hat auch einen negativen Aspekt. Der Aufschwung spaltet den Arbeitsmarkt, warnt das DIW. Außerdem: Eon jammert, verdient aber gut. Das Wichtigste in Kürze.

Niedriges Niveau, aber immerhin: Die Berliner Wirtschaft macht seit Jahren im Ländervergleich die größten Sprünge. Eine Studie warnt jedoch vor Fachkräftemangel und einer Spaltung des Arbeitsmarktes.

Festival Of Lights In Berlin

Das Brandenburger Tor beim Festival of Lights im vergangenen Jahr. Berlin erscheint in einem neuem Licht - die angeschlagene Wirtschaft der Hauptstadt wuchs in den vergangenen Jahren im Ländervergleich am stärksten.  

(Foto: Getty Images)

Die Wirtschaft Berlins ist in den vergangenen fünf Jahren von allen Bundesländern am stärksten gewachsen. Nach zehn Jahren Schrumpfung habe die Bundeshauptstadt damit eine Trendwende geschafft, so das Fazit einer Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW).

Die in Berlin vorgelegte Analyse zeigt allerdings auch: Die Arbeitslosigkeit ist nicht so stark gesunken, wie es die Zunahme an Arbeitsplätzen hätten erwarten lassen.

Die Wirtschaftsleistung Berlins sei von 2004 bis 2009 im Jahresdurchschnitt um 1,7 Prozent gewachsen, der höchste Wert aller Länder. Der Bundesdurchschnitt lag bei 0,5 Prozent.

Der Rückstand zu anderen deutschen Großstädten sei gleichwohl immer noch groß, stellte der DIW-Ostdeutschlandexperte Karl Brenke fest. Die Bruttowertschöpfung je Einwohner lag 2009 in Berlin bei 23 500 Euro, das ist etwas mehr als die Hälfte des Wertes von Hamburg.

Seit 2005 entstanden laut Studie knapp 140.000 zusätzliche Arbeitsplätze in Berlin. Die meisten davon sind Stellen mit Sozialversicherungspflicht. Aber auch die selbstständige Beschäftigung habe sich überdurchschnittlich verbreitet, "vor allem im Kreativsektor und in den Medien", berichtete Brenke.

Ein Problem sei dabei aber nicht zu übersehen: Die Zahl der Arbeitslosen habe sich trotz der guten Beschäftigungsentwicklung nicht besser, sondern zuletzt sogar etwas schlechter entwickelt als im Bundesdurchschnitt.

Brenke erklärt das damit, dass viele der zusätzlichen Arbeitsplätze offensichtlich von höherqualifizierten Arbeitnehmern besetzt wurden, die nach Berlin zugewandert sind. Es bestehe die Gefahr, dass sich die Spaltung auf dem Berliner Arbeitsmarkt verstärkt.

Deutschlands größter Versorger Eon warnt vor zu hohen Belastungen der Branche durch Atomabgaben. Eon sei zu einem "Vorteilsausgleich" für längere Laufzeiten durchaus bereit, wenn er in einem angemessenen Verhältnis zu den zusätzlichen Erlösen stehe, schrieb Konzernchef Johannes Teyssen im Zwischenbericht zum ersten Halbjahr 2010.

Der Bund plant eine Brennelementesteuer von jährlich insgesamt 2,3 Milliarden Euro für die Branche. Daneben schwelt auch eine Debatte über die Verlängerung der Laufzeiten für die Atomkraftwerke.

Gleichzeitig steht Eon wirtschaftlich aber prächtig da. Der Energiekonzern profitierte vom Konjunkturaufschwung: Im ersten Halbjahr 2010 stieg der Umsatz um sieben Prozent auf 44,3 Milliarden Euro, wie das Unternehmen in Düsseldorf mitteitle. Der um Sondereffekte bereinigte operative Gewinn (Ebit) nahm um elf Prozent auf knapp 6,1 Milliarden Euro zu. Neben der Wirtschaftserholung spielte auch der lange Winter eine Rolle.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema