Wirtschaft kompakt:Bahn erhält Milliarden-Auftrag aus Katar

Die Deutsche Bahn steht vor dem größten Auftrag ihrer Geschichte. Außerdem: Eine ehemalige Raucherin soll 300 Millionen Dollar vom Tabakkonzern Philip Morris bekommen.

Die Deutsche Bahn steht vor dem größten Auftrag in ihrer Geschichte. Das Unternehmen soll zusammen mit der deutschen Bauindustrie für rund 17 Milliarden Euro ein Schienennetz für den Personen- und Güterverkehr im Emirat Katar aufbauen, sagte Verkehrsminister Peter Ramsauer. Er werde zusammen mit Bahnchef Rüdiger Grube am Wochenende in das Scheichtum am persischen Golf reisen, wo der Vertrag am Sonntag unterzeichnet werden solle. Katar gilt, was Pro-Kopf-Einkommen und Wirtschaftskraft betrifft, als eines der reichsten Länder der Welt.

Deutsche Bahn, Foto: ddp

Die Deutsche Bahn soll ein Schienennetz im Emirat Katar aufbauen.

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Die Bahn ist seit Jahren in Verhandlungen über das Projekt, für das auch schon einmal die Magnetschwebebahn Transrapid im Gespräch war. Laut Ramsauer ist unter anderem die Anbindung des Flughafens an die Hauptstadt Doha geplant sowie die Verbindung zwischen dem Emirat Katar und der Nachbarinsel Bahrain. Dafür wird eine Gesellschaft gegründet, an der die Bahn 49 Prozent und Katar 51 Prozent halten soll.

Allein die Planungskosten sollen 700 Millionen Euro betragen. Die Infrastruktur wird mit 14 Milliarden Euro berechnet. Hier könnten unter anderem Baukonzerne wie Hochtief zum Zuge kommen. Als Lieferant für die Züge im Wert von etwa zwei Milliarden Euro käme unter anderem Siemens in Frage. Diese Firmen hatte bereits Ex-Bahnchef Hartmut Mehdorn genannt, der das Projekt über mehrere Jahre verfolgt hatte. Die Bahn selbst will den Betrieb der Strecken übernehmen.

"Es ist der erste ganz große außenwirtschaftliche Abschluss, der für die deutsche Wirtschaft getätigt wird", sagte Ramsauer. Es zeige, dass die DB ein weltweit gefragter Partner sei, wenn es um den Ausbau von Verkehrsinfrastruktur-Technologie gehe, sagte Ramsauer bei der Verkehrsministerkonferenz der Länder in Heidelberg.

Die Bahn hatte unter Mehdorn eine Expansionsstrategie verfolgt, die Zukäufe vor allem in Europa vorsah. Dabei kam sie jetzt auch im Personenverkehr einen Schritt voran: Erstmals gewann das Unternehmen eine europäische Ausschreibung und kann nun S-Bahnen in Süd-Schweden betreiben. Dabei gehe es um den Betrieb von jährlich zunächst 3,3 Millionen Zugkilometern ab Ende 2010, teilte die Bahn mit. Später sollen es 3,8 Millionen Kilometer werden. Der Vertrag läuft demnach über zehn Jahre und kann um weitere vier Jahre verlängert werden. Betrieben werden sollen die Bahnen um die Städte Norrköping und Linköping von der schwedischen Tochter der DB Regio. In Deutschland sieht sich DB Regio einem immer stärkeren Wettbewerb mit ausländischen Konkurrenten ausgesetzt, hält aber immer noch einen Marktanteil von über 80 Prozent.

Philip Morris muss 300 Millionen Dollar zahlen

Im Alter von 20 Jahren begann die Amerikanerin Cindy Naugle mit dem Rauchen. Ein Vierteljahrhundert später hörte sie wieder auf - doch die Gesundheitsprobleme verfolgen die heute 61-Jährige noch immer.

Jetzt hat ein US-Berufungsgericht der ehemaligen Raucherin 300 Millionen Dollar (202 Millionen Euro) zugesprochen. Zahlen muss der amerikanische Tabakkonzern Philip Morris. Die Richter urteilten, Grund für das Lungenleiden sei die Fahrlässigkeit des Untenehmens.

Die Summe, die Cindy Naugle erhält, ist die höchste, die je einem Raucher in Florida gewährt wurde. Ihr Fall ist einer von insgesamt 8000 gegen Zigarettenfirmen in dem US-Staat.

Karstadt ist eine Hülle ohne Namen

Die insolvente Kaufhauskette Karstadt muss einem Pressebericht zufolge Gebühren für die Nutzung ihrer Namensrechte zahlen. Die Namensrechte seien im Jahr 2008 an den Mitarbeiter-Pensionsfonds von Karstadt-Quelle verpfändet worden, berichtete die Bild-Zeitung.

Demnach verhandelt der Vorstand des Pensionsfonds derzeit mit dem Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg über eine Nutzungsgebühr für die Marke Karstadt.

Der Pensionsfonds war dem Bericht zufolge im Jahr 2003 gegründet worden. Ihm gehört demnach auch die Valovis-Bank, die dem Karstadt-Mutterkonzern Arcandor 2008 einen Kredit über 30 Millionen Euro gewährte. Die Namensrechte der Marke Karstadt seien als Sicherheit verpfändet worden.

Telekom auf Partnersuche in den USA

Die Deutsche Telekom sucht für ihre schwächelnde US-Tochter einen Partner.

Dies sei die bevorzugte Lösung, um die hohen Investitionen in das US-Netz zu finanzieren, berichtet das Handelsblatt unter Berufung auf Konzernkreise. T-Mobile USA ist mit einem Marktanteil von zwölf Prozent mit Abstand der kleinste der vier nationalen Mobilfunkanbieter jenseits des Atlantiks.

Um mit den US-Rivalen mithalten zu können, muss die Telekom ihr Netz für schnelle Datendienste erweitern. Allein in diesem Jahr habe dieser Ausbau zwei Milliarden Euro gekostet, berichtet das Blatt.

Für die kommenden Jahre seien weitere Milliarden für die USA verplant. Die Telekom sei auch offen für den Einstieg eines branchenfremden Partners in den USA. So könne etwa ein Finanzinvestor, der an den Erfolg des Geschäfts mit mobiler Datenübertragung glaube, eine Minderheitsbeteiligung an T-Mobile USA erhalten.

Das Geld, das er für seinen Anteil bezahle, würde die Telekom in den Netzausbau stecken. Das Unternehmen schließe aber auch einen Börsengang in den USA nicht für immer aus.

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