Wirtschaft kompakt:Der Funke hat gezündet

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Daimler hat das Gaspedal gefunden und im vergangenen Quartal den Gewinn enorm gesteigert. 2010 sollen sechs Mililarden in die Kassen fließen. Außerdem: Bangladesch erhöht nach massiven Protesten den Mindestlohn.

Vollgas bei Daimler: Der Autohersteller hebt seine Jahresprognose nach einem deutlichen Gewinnzuwachs im zweiten Quartal kräftig an. Zwischen April und Juni erzielte der Premiumhersteller ein Nachsteuer-Ergebnis von 1,3 Milliarden Euro.

Daimler hat bei den Erträgen ordentlich zugelegt: Für das vergangene Quartal fuhr der schwäbische Autohersteller einen Gewinn von 1,3 Milliarden Euro ein. (Foto: afp)

Im Vorjahr hatte er noch einen Milliardenverlust ausweisen müssen. Im Gesamtjahr wollen die Stuttgarter nun einen operativen Gewinn von sechs Milliarden Euro erzielen, wie Daimler-Chef Dieter Zetsche ankündigte. Bislang hatte der Konzern-Lenker ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von mehr als vier Milliarden Euro für 2010 in Aussicht gestellt.

Der weltweite Absatz von Autos und Lastwagen erhöhte sich im Jahresvergleich um 27 Prozent auf 496.500 Fahrzeuge. Die Zahl der Mitarbeiter im Konzern lag mit 257.658 nahezu auf Vorjahresniveau. In Deutschland beschäftigt der Autobauer 163.507 Menschen (Vorjahr: 162.818).

Wegen des stark anziehenden Geschäftes wurde die Kurzarbeit bei dem Autohersteller Ende Juni nahezu beendet. Den Zuwachs beim operativen Ergebnis im zweiten Quartal auf 2,1 Milliarden Euro (Vorjahr: minus eine Milliarde) und beim Umsatz von 19,6 Milliarden auf 25,1 Milliarden Euro hatten die Stuttgarter bereits vorab mitgeteilt.

"Unsere Strategie zahlt sich aus", erklärte Vorstandschef Dieter Zetsche nach den starken Quartalsergebnissen. "Wir haben in allen Geschäftsfeldern beim Umsatz und Absatz eine sehr dynamische Entwicklung." Nach Einschätzung von Zetsche wird sich der positive Trend auch im zweiten Halbjahr fortsetzen. Umsatz (2009: 78,9 Milliarden Euro) und Absatz (1,6 Millionen Fahrzeuge) sollen daher im Gesamtjahr deutlich steigen. Detailliertere Angaben machte der Manager nicht.

Nach einer Welle teils gewaltsamer Proteste erhalten die Millionen Textilarbeiter in Bangladesch mehr Geld. Der Mindestlohn für die Arbeiter werde von knapp 1700 Taka (etwa 19 Euro) pro Monat auf 3000 Taka (etwa 34 Euro) angehoben, wie Iktedar Ahmed, der Chef eines für die Mindestlohnfindung eingesetzten Gremiums, erklärte. Das Gremium bestand aus Vertretern von Regierung, Arbeitgebern und Gewerkschaften.

Die protestierenden Arbeiter hatten ursprünglich eine Lohnerhöhung auf 5000 Taka im Monat verlangt. In Bangladesch arbeiten rund 2,5 Millionen Menschen in den Textilfabriken. Wegen der vergleichsweise extrem niedrigen Löhne lassen dort auch zahlreiche internationale Bekleidungsfirmen produzieren. Abnehmer der Kleidungsstücke im Westen wie Jeans-Hersteller Levi Strauss oder die französische Supermarktkette Carrefour hatten bereits zu Jahresbeginn höhere Mindestlöhne gefordert, die über der Armutsgrenze liegen müssten.

Der neue Tarifvertrag für rund 50 000 Lufthansa-Mitarbeiter ist endgültig unter Dach und Fach. Die Arbeitnehmerseite billigte den vor rund drei Wochen ausgehandelten Kompromiss nach einer Beratungsfrist, wie die Gewerkschaft Verdi in Frankfurt mitteilte. Demnach gibt es für die Mitarbeiter eine 22 Monate lange Nullrunde. Im Gegenzug für den Verzicht auf mehr Geld erhalten sie eine Option auf Bonuszahlungen, eine Neuregelung der Altersteilzeit und die Zusage, dass sie weniger Konkurrenz von Leiharbeitern fürchten müssen.

Der Kompromiss in dem Tarifstreit gilt vor allem für die Beschäftigten am Boden. Parallel laufen die Verhandlungen für das Kabinenpersonal mit der Spezialgewerkschaft Ufo weiter - in diesem Tarifstreit ist noch kein Ende in Sicht. Zuletzt hatte die Lufthansa einen Abschluss mit der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit erzielt. Er sieht wie bei dem aktuellen Kompromiss mit Verdi eine Nullrunde für zwei Jahre vor.

Wegen der Erkrankung von rund 250 Arbeitern hat der iPhone-Hersteller Foxconn International den Betrieb in einer indischen Fabrik für Handy-Teile vorübergehend eingestellt. Die Angestellten hätten bei der Arbeit über Schwindel und Übelkeit geklagt und seien im Krankenhaus behandelt worden, teilte das Unternehmen mit.

Ursache könnte der routinemäßige Einsatz von Pestiziden in der Anlage gewesen sein. Die Fabrik werde nun von den örtlichen Behörden untersucht und könne wohl in etwa einer Woche den Betrieb wieder aufnehmen. Das Geschäft werde nicht beeinträchtigt, erklärte Foxconn.

Durch eine Serie von Selbstmorden unter seinen Fabrikarbeitern in Südchina sah sich Foxconn zuletzt zu drastischen Lohnerhöhungen gezwungen. Viele große Konzerne wie Apple, Dell oder Hewlett-Packard lassen bei Foxconn in Südchina kostengünstig ihre neuesten Produkte fertigen.

Die Verbraucherstimmung der Bundesbürger hat sich im Juli weiter aufgehellt und für ein Sommerhoch beim Konsumklima gesorgt. Neben der guten Arbeitsmarktlage hätten auch das gute Abschneiden der deutschen Fußballer bei der Weltmeisterschaft und das hochsommerliche Wetter für Zuversicht bei den Verbrauchern gesorgt, berichtet die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) in ihrer neuesten Konsumklimastudie.

Drohende belastende Faktoren wie das Sparpaket und höhere Krankenversicherungsbeiträge seien von diesen Effekten überlagert worden, betonten die Konsumforscher. Der Konsumklimaindex werde daher im August nach revidiert 3,6 auf 3,9 Punkte steigen.

Im Revisionsprozess um Insiderhandel mit Aktien der Telekommunikationsfirma Freenet hat das Hamburger Landgericht die beiden Angeklagten zu hohen Geldstrafen verurteilt. Der frühere Firmenchef Eckhard Spoerr und sein Finanzvorstand Axel Krieger müssen jeweils 300 Tagessätze zahlen - für Spoerr sind das 75.000 Euro, für Krieger 120.000 Euro. Außerdem zieht der Staat Geld von ihnen ein - damit sie finanziell nicht von den verbotenen Geschäften profitieren. Dieser sogenannte Verfall ist deutlich geringer als im ersten Prozess. Die Spitzenmanager hatten nach Ansicht des Gerichts im Sommer 2004 mit dem Verkauf des Insiderpapiers Millionen verdient.

Im Streit um die Einfuhr von Elektronik-Produkten wie Monitore oder Drucker hat die EU vor der Welthandelsorganisation (WTO) eine Niederlage erlitten. Ein WTO-Schiedsgericht entschied, dass Brüssel für die Einfuhr dieser Produkte keine Zölle erheben darf, wie es aus mit den Vorgängen vertrauten Kreisen hieß.

Im Jahr 2008 hatten die USA, Japan und Taiwan vor der WTO geklagt. Sie warfen der EU vor, mehrere Elektronik-Produktgruppen zu Unrecht mit Zöllen zu belegen. Dabei handelt es sich um Set-Top-Boxen für Fernseher, Computer-Flachbildschirme oder Drucker, die zugleich auch faxen, scannen und kopieren können.

Die Entscheidung, die den Parteien in der vergangenen Woche zugestellt wurde, soll Ende August oder Anfang September offiziell verkündet werden. Die Europäische Union hat das Recht, Berufung dagegen einzulegen.

Im Jahr 1996 war eine Liste von Elektronik-Produkten ausgearbeitet worden, die von der EU nicht mit Einfuhrzöllen belegt werden dürfen. Seitdem kommt es immer wieder zu Streit, weil im Elektronikbereich oft Neuerungen auf den Markt kommen. Dabei gibt es auch Abgrenzungsprobleme, weil Geräte inzwischen oft sowohl für Computer als auch für Fernsehen eingesetzt werden können.

Die Deutsche Bahn behindert nach Ansicht des Chefs der Monopolkommission der Bundesregierung die Konkurrenz. "Die Bahn ist nicht bereit, langfristige Verträge abzuschließen", sagt Justus Haucap im Gespräch mit den Zeitungen der WAZ-Mediengruppe. Haucap plädiert deshalb für eine Aufspaltung des Staatsbetriebes in ein Infrastruktur-Unternehmen und einen Verkehrsbetrieb. So sei grundsätzlich mehr Wettbewerb möglich.

"Einem Infrastruktur-Inhaber wäre egal, wer auf seinen Trassen unterwegs ist, Hauptsache, sie werden ausgelastet - sei es von der Deutschen Bahn oder von einem Konkurrenten", sagte Haucap. Eine strikte Trennung von Infrastruktur und Verkehr sollte noch vor einer Privatisierung der Deutschen Bahn passieren, so Haucap. "Danach ist es nämlich dafür zu spät."

Die Monopolkommission ist ein Beratergremium der Bundesregierung auf den Gebieten Wettbewerbspolitik und Regulierung. Justus Haucap, Wirtschaftsprofessor an der Universität Düsseldorf, ist seit Juli 2008 Vorsitzender des Gremiums.

Der Streit um den Stellenabbau bei der Staatlichen Porzellan-Manufaktur Meissen ist beigelegt. Die Unternehmensspitze einigte sich bei einem sechsstündigen Treffen mit Vertretern der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie auf einen "Sanierungstarifvertrag" bis 2014, wie beide Seiten mitteilten.

Danach bleibt es bei der Streichung von 180 der bislang 784 Stellen von August an und dem zweijährigen Verzicht der verbleibenden Mitarbeiter auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Für den Fall einer positiven Geschäftsentwicklung gibt es bis einschließlich 2014 eine Beschäftigungsgarantie. Bei einem Erfolgskurs des Unternehmens gebe es zudem zusätzliche Zahlungen für die Mitarbeiter ab 2012.

Das Unternehmen mit dem Markenzeichen der gekreuzten Schwerter hatte den Schritt als alternativlos dargestellt, wenngleich der Porzellan-Umsatz im ersten Halbjahr 2010 im Vergleich zur ersten Jahreshälfte 2009 um 15 Prozent gestiegen war. Alleiniger Gesellschafter der Manufaktur ist der Freistaat Sachsen.

© sueddeutsche.de/AFP/Reuters/dpa/AFP/stl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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