Wirtschaft kompakt:AOL - wo ist nur das Geld geblieben?

AOL hat mehr als eine Milliarde Dollar verloren, Infineon seinen Finanzvorstand - und der weltgrößte Buchhändler Barnes & Noble steht vor einer Umwälzung. Das Wichtigste in Kürze.

Der Internet-Pionier AOL kommt immer mehr ins Taumeln. Im zweiten Quartal 2010 verzeichnete das Unternehmen, das sich im vergangenen Jahr von Time Warner getrennt hat, einen Verlust von knapp 1,1 Milliarden Dollar.

Wirtschaft kompakt: AOL verliert Geld, viel Geld. Wo soll das nur enden?

AOL verliert Geld, viel Geld. Wo soll das nur enden?

(Foto: AP)

Grund dafür seien Abschreibungen auf den Verkauf einer Sozial-Networking-Site sowie der Rückgang des Aktienkurses, teilte das Unternehmen in New York mit.

Vor Jahresfrist hatte AOL noch einen Gewinn von 90,7 Millionen Euro verbucht. AOL versucht derzeit, vom Geschäft mit Einwahlverbindungen ins Internet wegzukommen, das durch die Verbreitung der Breitbandanschlüsse zunehmend austrocknet.

Neues Wachstum soll aus dem Verkauf von Online-Anzeigen kommen - bisher aber mit wenig Erfolg. Der Anzeigenumsatz sank im zweiten Quartal um 27 Prozent auf knapp 300 Millionen Euro. Insgesamt ging der Umsatz von AOL um 26 Prozent auf 584,1 Millionen Euro zurück.

Der Halbleiterhersteller Infineon verliert seinen Finanzvorstand Marco Schröter. Wie der Dax-Konzern nach einer Aufsichtsratssitzung in München mitteilte, scheide der Manager mit sofortiger Wirkung aus seinem Amt. Grund seien unterschiedliche Auffassungen über die künftige Geschäftspolitik, hieß es.

Zugleich bestimmte das Kontrollgremium Vorstandssprecher Peter Bauer zum Vorsitzenden des Vorstands. Medienberichten zufolge ist der plötzliche Abgang Schröters die Folge eines Machtkampfes um Zuständigkeiten innerhalb des Vorstands.

So soll Bauer mit der Ernennung zum Vorstandschef Kompetenzen von Schröter übernommen haben. Dagegen habe sich dieser in den vergangenen Wochen gestemmt und auch mit Rücktritt gedroht.

Adidas mit starkem Quartal

Europas größter Sportartikelhersteller Adidas blickt nach einem starken zweiten Quartal optimistischer in die Zukunft. Mit Ausnahme von China läuft das Geschäft in allen Märkten wieder rund.

Die Fußballweltmeisterschaft kurbelte den Umsatz mit Fußballprodukten an und die Tochter Reebok, die lange das Sorgenkind im Konzern war, gewinnt an Fahrt.

Umsatz und Gewinn zogen bei Adidas im zweiten Quartal wie schon in den ersten drei Monaten sprunghaft an. Seine Prognose für das Gesamtjahr hob der Konzern an. "Wir hatten ein hervorragendes erstes Halbjahr, angetrieben durch die Fußballweltmeisterschaft und den Aufschwung der Marke Reebok", sagte Vorstandschef Herbert Hainer.

Nach Ablauf von sechs Monaten habe Adidas mit 295 Millionen Euro den höchsten Halbjahresgewinn aller Zeiten erreicht. Für das Gesamtjahr erwartet Adidas nun einen Überschuss von 520 bis 550 Millionen Euro oder 2,50 bis 2,62 Euro je Aktie. Zuvor war der Konzern von 430 bis 480 Millionen Euro ausgegangen. Von dem alten Rekordergebnis aus dem Jahr 2008, das bei 642 Millionen Euro lag, ist Adidas aber immer noch ein Stück entfernt.

Die Umwälzungen in der Bücherwelt treiben den weltgrößten Buchhändler Barnes & Noble zu drastischen Schritten: Das Unternehmen erwägt, sich selbst zum Verkauf zu stellen.

Mit dem Gründer und Großaktionär Leonard Riggio steht auch schon ein möglicher Käufer bereit. Riggio überlegt, sich einer Investorengruppe anzuschließen.

Der Wettbewerbsdruck auf Barnes & Noble ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen. Vor allem Onlinehändler Amazon macht dem Traditionshaus das Leben schwer, zuletzt im Geschäft mit elektronischen Büchern.

Im vergangenen Geschäftsjahr (bis zum 1. Mai) halbierte sich der Gewinn von Barnes & Noble auf 37 Millionen Dollar (28 Millionen Euro) - ein Kleckerbetrag in Anbetracht des Umsatzes von 5,8 Milliarden Dollar.

Die Aktie hat binnen eines Jahres fast die Hälfte ihres Wertes verloren und stand zum Börsenschluss am Dienstag bei 12,84 Dollar.

Nachdem die Unternehmensführung ihre Verkaufsabsichten verkündet hatte, sprang die Aktie im nachbörslichen Handel um ein Viertel hoch auf mehr als 16 Dollar.

Karstadt-Rettung zieht sich hin

Mitarbeiter und Lieferanten von Karstadt müssen Verhandlungskreisen zufolge noch länger auf eine Entscheidung über das Schicksal der insolventen Warenhauskette warten. "Eine nochmalige Verschiebung des Verkaufs ist nicht auszuschließen", sagte eine mit dem Tauziehen zwischen Vermietern, Gläubigern und dem designierten Eigentümer Nicolas Berggruen vertraute Person.

Der Termin am 10. August, an dem das Amtsgericht in Essen über den Insolvenzplan entscheiden wollte, sei wohl nicht zu halten. Der am Donnerstag tagende Gläubigerausschuss werde daher über eine erneute Fristverlängerung beraten.

Die verschiedenen Gläubigergruppen des Vermieters Highstreet drängten auf eine Versammlung, um über die Mietsenkungen und die sich daraus ergebenden Änderungen an den Kreditverträgen abzustimmen, hieß es in den Kreisen. Dazu muss mit einem Vorlauf von 21 Tagen eingeladen werden. Das Highstreet-Konsortium hatte gehofft, die Zustimmung der Gläubiger im schriftlichen Verfahren einholen zu können.

Ecuador: Geld statt Öl

Ecuador verzichtet in einer wegweisenden Vereinbarung mit den Vereinten Nationen auf die Ölförderung in einem Naturschutzgebiet und bekommt im Gegenzug Entwicklungshilfe.

Ein 3,6 Milliarden Dollar (2,7 Milliarden Euro) schwerer Fonds soll laut der Übereinkunft eingerichtet werden, um die das Land für die entgangenen Gewinne zu entschädigen. Einzahlen sollen die reichen Länder. Deutschland habe einen Beitrag von 50 Millionen Dollar versprochen, sagte ein ecuadorianischer Minister, doch die Botschaft in Quito konnte dies zunächst nicht bestätigen.

Die drei Ölfelder im Naturschutzgebiet Yasuni sollen 846 Millionen Barrel Rohöl enthalten, ein Fünftel der ecuadorianischen Vorkommen. Das fast eine Million Hektar große Gebiet wurde 1989 von der UNESCO zum Biosphärenreservat erklärt.

Problematisch ist, dass das dortige Amazonas-Gebiet von Eingeborenen bewohnt wird, die sich vor den Folgen der Ölförderung fürchten. Die Umweltverschmutzung wäre auch eine Gefahr für die einzigartigen Tier- und Pflanzenarten dort.

Intel einigt sich mit US-Kartellbehörde

Die US-Kartellbehörde FTC hat sich nach eigenen Angaben mit Intel geeinigt, gegen den sie im Dezember Klage wegen des Verdachts auf Missbrauch seiner marktbeherrschenden Stellung eingereicht hatte.

Die FTC hatte Intel vorgeworfen, mehr als zehn Jahre lang versucht zu haben, Mitbewerber mit unfairen Methoden vom Markt zu verdrängt. Der Chiphersteller habe durch Drohungen und unfaire Preisgestaltung versucht, Exklusivverträge mit Hardware-Herstellern zu erzwingen, die Konkurrenz zu verdrängen und die Preise für Chips hochzutreiben.

Mit dem Verfahren wollte die FTC eine gerichtliche Anordnung erwirken, die Intel derartige Praktiken untersagt.

Loveparade-Veranstalter McFit mit Imageproblemen

Die Loveparade-Katastrophe hat das Image des Veranstalters McFit stark beschädigt. Die Billig-Fitnesskette sei bei der Marken-Bewertung seit den Ereignissen von Duisburg "regelrecht abgestürzt", sagte der Projektmanager des renommierten Markenmonitors des Kölner Forschungsinstituts YouGovPsychonomics, Adrian Bach, der Tageszeitung Die Welt.

Das Marktforschungsinstitut befragt in einer repräsentativen Umfrage täglich 1000 Bürger nach ihrer Wahrnehmung von Unternehmen. Die Skala reicht dabei von plus bis minus einundert. Am Tag vor der Loveparade, dem 23. Juli, lag McFit den Angaben zufolge noch bei einem Wert von plus neun Punkten. Am 2. August war die Fitnesskette auf Minus 56 Punkte abgerutscht. McFit-Chef Rainer Schaller richtet seit 2006 die Loveparade aus.

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