Wirtschaft kompakt:Amerikaner verrückt nach neuen Autos

Der Autoverkauf in den USA boomt. Im Januar schossen die Absatzzahlen nach oben. Außerdem: Ex-EU-Kommissar Verheugen darf viele Firmen nicht beraten. Das Wichtigste in Kürze.

Die US-Amerikaner sind ganz wild auf ein neues Auto. Nachdem die Arbeitslosigkeit langsam zurückgeht und die Menschen wieder mehr Geld in der Tasche haben, sind die Verkaufszahlen der amerikanischen und ausländischen Autohersteller im Januar nach oben geschnellt. Die Absatzzahlen erhöhten sich im Schnitt um 18 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Deutlich über diesem Mittelwert lagen die zwei heimischen Hersteller General Motors (GM) und Chrysler sowie Porsche.

Wirtschaft kompakt: Chrysler-Händler in Miami im US-Bundesstaat Florida: Der US-Hersteller kam im Januar auf ein Absatzplus von 23 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Chrysler-Händler in Miami im US-Bundesstaat Florida: Der US-Hersteller kam im Januar auf ein Absatzplus von 23 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

(Foto: AFP)

Marktführer GM vermeldete einen Absatzsprung um 22 Prozent auf 179.000 Pkw. Vor allem die in den USA so beliebten Geländewagen und Pick-up-Trucks liefen blendend.

Chrysler als kleinster und schwächster der Big Three wurde 70.100 Wagen los, ein Plus von 23 Prozent. Vor allem die Geländewagen der Tochter Jeep fanden reißenden Absatz, mit dem neuen Grand Cherokee an der Spitze.

Dagegen fielen die Verkäufe von Personenwagen teils drastisch. Chrysler krempelt gerade seine Modellpalette um und bringt reihenweise neue oder überarbeitete Wagen heraus.

Auch bei der Nummer zwei im Land, Ford, waren die spritdurstigen Dickschiffe gefragt. Mit den Pick-up-Trucks der F-Serie hat Ford den meistverkauften Wagen der Vereinigten Staaten im Programm. Insgesamt stiegen die Verkäufe allerdings lediglich auf 127.300 Autos, was einem unterdurchschnittlichen Zuwachs von neun Prozent entspricht. In dieser Zahl ist allerdings die zwischenzeitlich nach China verkaufte schwedische Premiumtochter Volvo mit eingerechnet. Ohne Volvo ergab sich ein Zuwachs von 13 Prozent.

Auch bei den deutschen Herstellern lief das US-Geschäft im Januar rund: Porsche verzeichnete im Berichtsmonat ein sattes Plus von 40 Prozent, BMW von 21 Prozent auf 18.656 Fahrzeuge. Mercedes-Benz schlug im Januar 17.273 Fahrzeuge los, ein Plus von 14 Prozent. Audi setzte 7812 Fahrzeuge ab und wies damit eine Steigerung um 20 Prozent gegenüber dem Januar 2010 aus. Volkswagen fiel aus der Reihe und brachte lediglich 2,1 Prozent mehr Autos an den Mann.

Leicht unter dem Schnitt rangierte Toyota - der japanische Weltmarktführer verkaufte 17 Prozent mehr Fahrzeuge und enttäuschte damit die Marktbeobachter. Das Unternehmen kündigte neue Rabattmaßnahmen an. Die Japaner hatten im Januar wegen möglicher Mängel erneut massenweise Autos in die Werkstätten gerufen.

DIHK: Produktion bei deutschen Firmen in Ägypten ruht

Stillstand am Nil: Die Produktion bei deutschen Unternehmen in Ägypten ist nach DIHK-Einschätzung weitgehend zum Erliegen gekommen. "Die Räder stehen still", sagte der Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Volker Treier, dem Sender MDR Info.

Die Firmen warteten darauf, dass wieder Stabilität in dem Land einkehre. Die Arbeit der Firmen sei "definitiv" beeinträchtigt, sagte Treier. Die Unternehmen wollten ihre Standorte aber nicht aufgeben. Im Moment habe "die persönliche Sicherheit der einzelnen Mitarbeiter Priorität".

Einige deutsche Unternehmen hatten Anfang der Woche damit begonnen, ihre Mitarbeiter wegen der Unruhen aus Ägypten abzuziehen. Treier zufolge engagieren sich deutsche Unternehmen mit "etwas mehr als einer halben Milliarde Euro Direktinvestitionen" in Ägypten und haben knapp 20 000 Beschäftigte.

Es handele sich um Firmen von der Kfz-Montage über die Medizintechnik bis hin zum mittelständischen Maschinenbau.

Der Elektrokonzern Siemens trennt sich endgültig vom kriselnden IT-Dienstleister SIS. Der französische Partner Atos Origin habe eine verbindliche Vereinbarung zur Übernahme der Sparte unterzeichnet, teilte Siemens mit.

Der Transaktion müssen nun noch die Kartellbehörden und die Atos-Anteilseigner zustimmen. Das Geschäft soll voraussichtlich im Juli dieses Jahres abgeschlossen werden.

Siemens hatte im Dezember nach jahrelangen Sanierungsbemühungen für SIS bekanntgegeben, dass die Sparte an Atos abgegeben wird. Im Gegenzug will sich der Elektrokonzern mit 15 Prozent der Aktien an dem französischen Unternehmen beteiligen und mindestens fünf Jahre engagiert bleiben.

Durch den Schritt soll ein führender IT- Dienstleister mit einem Gesamtumsatz von geschätzten 8,7 Milliarden Euro und 78.500 Mitarbeitern weltweit entstehen.

EU verlängert Strafzölle auf chinesische Glasfasern

Die EU belegt Glasfaserimporte aus China Kreisen zufolge für fünf Jahre mit Strafzöllen. Darauf hätten sich Handelsvertreter der Mitgliedsstaaten in der vergangenen Woche geeinigt, hieß es am Dienstag aus Diplomaten- und Industriekreisen.

Der Strafzoll von 13,8 Prozent solle ab Mitte März greifen.Glasfasern werden für die Produktion von Windturbinen und Ultraleicht-Autos gebraucht. Europäische Produzenten werfen der Volksrepublik Preisdumping vor.

Der neue Zoll liegt zwar deutlich unter dem seit September übergangsweise geltenden Tarif von 43,6 Prozent. Weiterverarbeitende Unternehmen zeigten sich dennoch unzufrieden. "Die Windbranche ist heutzutage eine weltweite Industrie und Handelsbeschränkungen helfen sicherlich nicht, die Kosten für Energie zu reduzieren", sagte Peter Brun, Vize-Chef des weltgrößten Turbinen-Herstellers Vestas.

Die Schutzzölle wurden eingeführt, nachdem europäische Glasfaserproduzenten Arbeitsplätze bedroht sahen. Die EU-Minister müssen das Vorhaben noch absegnen. In der Regel werden solche Vereinbarungen aber ohne Einwände verabschiedet.

Auswärtiges Amt stellt Wirtschaftsinteressen über die Sicherheit von Touristen

Das Auswärtige Amt zögert nach einem Bericht des Bayerischen Rundfunks (BR) aus Rücksicht auf die Tourismusindustrie mit einer offiziellen Reisewarnung für Ägypten.

"Wo Deutsche gerne Urlaub machen, ist das Auswärtige Amt generell zurückhaltender mit Reisewarnungen", sagt der Reiserechtsexperte Ernst Führich von der Hochschule Kempten dem BR-Politikmagazin Kontrovers. "Wo dagegen wenig Deutsche hinfahren, spricht man schneller Reisewarnungen aus - zum Beispiel für andere Länder Afrikas oder Länder in Südamerika."

Für die Tourismusindustrie in Deutschland und Ägypten würde eine formale Reisewarnung große Verluste mit sich bringen, sagte Führich. Denn eine derartige Warnung ist nach Angaben des Reiserechtsexperten ein starkes Indiz dafür, dass höhere Gewalt im juristischem Sinneim Spiel sei. Dann könnten die Kunden ihre Reisen leichter stornieren.

Das Auswärtige Amt hatte am Dienstag seine Reisehinweise erneut verschärft - nachdem die gewaltsamen Proteste in dem Land allerdings bereits seit mehr als einer Woche andauern.

Russland senkte Investitionshürden

Russland räumt der ausländischen Milchindustrie und Herstellern von medizinischem Gerät Investitionshürden aus dem Weg. Die Regierung in Moskau kündigte am Dienstag an, einige Beschränkungen für die Branchen aufzuheben, die aus Gründen der nationalen Sicherheit eingeführt wurden.

Darunter fallen unter anderem der Einsatz bestimmter Bakterien für die Käseherstellung und der Bau von Röntgengeräten. Auch Staatsfonds aus den Vereinigten Arabischen Emiraten sollen Geschäfte in dem Land erleichtert werden. Russland bemüht sich seit längerem, Investoren zu locken, um die Wirtschaft zu modernisieren.

Londoner Gericht bremst BP und Rosneft aus

Ein Londoner Gericht hat ein Abkommen zwischen dem britischen Energiekonzern BP und seinem russischen Konkurrenten Rosneft vorläufig blockiert. Das Gericht gab am Dienstag einer vergangenen Monat eingereichten Klage von Aktionären des Ölproduzenten TNK-BP statt und erließ eine einstweilige Verfügung gegen BP.

Nach Angaben von BP soll nun in einem Schiedsverfahren über die Streitfrage entschieden werden. TNK-BP gehört zur Hälfte BP und zur anderem Hälfte einem russischen Aktionärskonsortium.

Der BP-Chef für Russland, David Peattie, begrüßte die Entscheidung des Gerichts und sagte, seine Firma habe schon immer ein Schiedsverfahren gefordert.

Verheugen muss leider draußen bleiben

Der frühere EU-Kommissar Günter Verheugen darf wegen möglicher Interessenkonflikte mehreren hundert Unternehmen nicht seine Dienste als Berater anbieten. Die Kommission traf die Entscheidung nach der Empfehlung eines Ethikkomitees, wie die Nachrichtenagentur AFP aus Brüsseler Kreisen erfuhr.

Die Beschränkungen gälten für 26 Monate, und zwar rückwirkend seit Anfang 2010, als Verheugen aus dem Amt des Industriekommissars schied. Er darf demnach rund 400 Unternehmen keine Dienste anbieten, mit denen das Industrieressort während Verheugens Amtszeit zu tun hatte.

Verheugen ist Geschäftsführer der in Potsdam ansässigen Beratungsfirma "The European Experience Company". Nach Firmenangaben übt er die Tätigkeit nur ehrenamtlich aus. Wie jedes Ex-Kommissionsmitglied ist er nach dem Lissabon-Vertrag gehalten, sich bei neuen Tätigkeiten "ehrenhaft und zurückhaltend" zu verhalten.

Das soll unter anderem verhindern, dass interne Brüsseler Kenntnisse zum Nachteil der EU verwendet werden. Die Geschäftsführerin von "The European Experience Company", Verheugens frühere Kabinettschefin Petra Erler, sagte: "Ich habe kein Problem mit der Entscheidung, weil ich mich sowieso daran halte. Und Herr Verheugen hält sich auch daran."

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