Süddeutsche Zeitung

Wirtschaft in Japan:Japans Regierungschef verstört die Anleger

Japans Börsen brechen ein. Regierungschef Shinzo Abe hat zwar weitere Maßnahmen zur Stimulierung der Wirtschaft angekündigt - doch es war nicht das, was die Anleger erwartet hatten.

Japans Regierung gibt immer mehr Geld aus, doch die Börsianer zweifeln offenbar zunehmend an der Strategie des Regierungschefs. Shinzo Abe legte am Mittwoch ein lange erwartetes Strategiepapier mit Strukturreformen vor. Sie umfassen Maßnahmen für weite Teile der japanischen Wirtschaft - von den stagnierenden Agrar- und Energiemärkten bis hin zur Steuerpolitik. Die erste Reaktion der Märkte: Der Nikkei gab um fast vier Prozent nach und schloss nurmehr knapp über der Marke von 13.000 Punkten.

Mehr Zeitarbeiter

Zur Belebung der Wirtschaft will Abe das Pro-Kopf-Einkommen anschieben. Ziel sei ein Plus von drei Prozent in zehn Jahren, sagte der Premier in seiner Rede. Zugleich kündigte der Regierungschef die Schaffung von Sonderwirtschaftszonen an, um ausländische Technologiekonzerne, Arbeitskräfte und Fonds anzulocken. Ausländische Investoren und Wagniskapitalgeber sollen zusätzliche Steuererleichterungen bekommen. Auch soll der Einsatz von Zeitarbeitnehmern umfassender möglich sein. Ziel ist es daneben, die Exporte des Landes zu steigern.

Aktien für die Rente

An die Adresse der japanischen Pensionsfonds richtete Abe die Empfehlung, mehr Aktien zu kaufen und weniger der renditeschwachen Staatspapiere. Dazu wolle der Staat die Anlageregeln für die Fonds verändern.

Abe hat es sich zum Ziel gesetzt, die Deflation und wirtschaftliche Stagnation zu beenden, mit der die weltweit drittgrößte Volkswirtschaft seit Jahren kämpft. Das neue Wachstumspaket soll vom Kabinett am 14. Juni verabschiedet werden. Es ergänzt die ultraexpansive Geldpolitik der japanischen Notenbank, die bereits dazu geführt hat, die bereits seit Ende vergangenen Jahres dazu geführt hat, den Nikkei-Index in neue Höhen zu führen. Jetzt werde Japan zur treibenden Kraft der Weltwirtschaft, verspricht Abe vollmundig.

Doch an den Börsen wächst die Skepsis an der Abenomics getauften Wirtschafts- und Geldpolitik in Japan: Viele Investoren nutzten am Mittwoch die Gunst der Stunde und verkauften Papiere. Seit Beginn der Abenomics hatten die Aktien um mehr als 50 Prozent zugelegt, in den vergangenen Wochen jedoch gut 15 Prozent wieder verloren.

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