Leibniz-Wirtschaftsgipfel:Die Angst vor der Rezession

Leibniz-Wirtschaftsgipfel: Marcel Fratzscher, der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), verweist in einer Diskussionsrunde auf den starken Rückgang der Reallöhne.

Marcel Fratzscher, der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), verweist in einer Diskussionsrunde auf den starken Rückgang der Reallöhne.

(Foto: Daniel Naupold/dpa)

Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich wieder aufgehellt. Ökonomen fragen sich nun: Fällt der tiefe Abschwung aus?

Von Jakob Arnold

Die Angst vor dem Winter hat das vergangene Jahr bestimmt. Viele fürchteten sich vor Blackouts und kalten Heizungen. "Im Winterhalbjahr 2022/2023 dürfte die deutsche Wirtschaft in eine Rezession rutschen", warnte das Bundeswirtschaftsministerium in einer Konjunkturprognose noch im November. Mittlerweile aber macht sich wieder Optimismus breit. Die Bundesregierung geht in ihrer jüngsten Prognose sogar wieder von einem leichten Wirtschaftswachstum in diesem Jahr aus.

Fällt die befürchtete Rezession also aus? Diese Frage stellten sich Ökonomen beim sogenannten Leibniz-Wirtschaftsgipfel am Dienstag. Ifo-Chef Clemens Fuest sagt dazu: "Wir sind da genau an der Grenze - also wahrscheinlich schon." Doch werde eine Rezession eher flach ausfallen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) war im letzten Quartal 2022 überraschend um 0,2 Prozent gesunken, nachdem es im Sommerquartal noch um 0,5 Prozent zugelegt hatte. Kommt es im laufenden ersten Vierteljahr zum zweiten Minus in Folge, sprechen Volkswirte von einer technischen Rezession.

"Die Risiken, die Unsicherheiten waren selten größer als heute", fügte Marcel Fratzscher an, er leitet das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung. "Wir dürfen Wachstum nicht mit Wohlstand verwechseln.", mahnte er und verwies auf den starken Rückgang der Reallöhne um über vier Prozent. "Dass es keinen kompletten Inflationsausgleich der Löhne gab, ist völlig verständlich", wandte Fuest ein. Deutschland sei besonders durch steigende Energiepreise real ärmer geworden. Dieser Umstand müsse sich zwangsläufig auch in sinkenden Löhnen niederschlagen, so Fuest.

Langfristig höhere Preise für Strom und Gas werden den Wirtschaftsstandort Deutschland zudem über diesen Winter hinaus beschäftigen. Energieintensive Unternehmen würden womöglich in den kommenden Jahren ihre Produktion in andere Länder verlagern. Die Ökonomen der Leibniz-Gemeinschaft sehen dies allerdings wenig kritisch. Wenn deutsche Firmen pleitegehen, könne das volkswirtschaftlich sogar von Vorteil sein. So könnten neue, innovativere Unternehmen entstehen.

Stefan Kooths vom Kieler Institut für Weltwirtschaft spricht sich deshalb gegen Subventionen aus, etwa um abgewanderte Industrien wieder nach Deutschland zurückzuholen. Sie würden dem Wirtschaftswachstum sogar schaden, da die benötigten Produktionskapazitäten von anderen Branchen abgezogen werden müssten. In Zeiten von Fachkräftemangel und gut gefüllten Auftragsbüchern könne sich das die deutsche Volkswirtschaft nicht leisten. Stattdessen solle sich Deutschland bei energieintensiven Gütern auf internationale Partner wie die USA verlassen.

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