Die Krise in der deutschen Autoindustrie greift immer mehr auch auf die Zulieferer über. Nach Bosch und ZF will nun auch der fränkische Automobil- und Industriezulieferer Schaeffler massiv Arbeitsplätze abbauen. Wie das Unternehmen aus Herzogenaurach am Dienstag mitteilte, sollen 4700 Arbeitsplätze in Europa wegfallen, davon allein 2800 in Deutschland. Besonders betroffen sollen die Standorte im unterfränkischen Schweinfurt und in Homburg im Saarland sein.
Zuvor hatte schon der Zulieferer Bosch angekündigt, mindestens 7000 Arbeitsplätze zu streichen. Bei den Kollegen von ZF Friedrichshafen sollen bis Ende 2028 sogar 11 000 bis 14 000 Stellen wegfallen.
Deutschlands wichtigste Industriebranche schrumpft also gerade massiv, und die Liste der Unternehmen, die wegen der aktuellen Absatzkrise bei Autos und wegen des laufenden Umbaus der Hersteller vom Verbrennungs- hin zum Elektromotor drastische Sparmaßnahmen planen und Personal abbauen, wird immer länger. Eines der Hauptprobleme der Zulieferer: Sie investieren derzeit viel Geld in die Zukunft der Elektromobilität, ohne dass sich dies bereits größer auszahlen würde. Schaeffler plant daher nun mit Einsparungen von 290 Millionen Euro jährlich bis 2029. „Das Programm ist in der aktuellen Umfeldlage notwendig, um die Wettbewerbsfähigkeit der Schaeffler-Gruppe langfristig zu sichern“, sagte Schaeffler-Chef Klaus Rosenfeld. Man werde dies „sozialverträglich und mit Augenmaß“ umsetzen.
Als Grund für den drastischen Stellenabbau sieht das Unternehmen vor allem Probleme im Industriegeschäft, etwa mit Windrädern, und den schleppenden Absatz bei Elektroautos. Zur Branchenkrise und zu den hohen Kosten für die technische Umstellung im Autobau kommt im Fall von Schaeffler allerdings noch ein ganz eigenes Thema hinzu. Das Unternehmen hatte erst kürzlich die frühere Continental-Tochter Vitesco übernommen, ein auf Antriebe und elektronische Steuerungen spezialisiertes Unternehmen aus Regensburg. Und immer dann, wenn Unternehmen andere kaufen, kann man davon ausgehen: Gerade in der Verwaltung fallen dann meistens ziemlich schnell eine Menge Jobs weg, die wegen der Zusammenlegung der Unternehmen überflüssig geworden sind.
Die Sparpläne bei Schaeffler werfen aber auch ein Schlaglicht auf die gesamte Branche. Zuletzt machte der Wolfsburger Volkswagen-Konzern Schlagzeilen, der wegen der schwachen Nachfrage bei Autos mindestens drei Werke in Deutschland schließen und Zehntausende Arbeitsplätze streichen will.
Wenn aber Autohersteller weniger Autos bauen, Standorte schließen und Stellen streichen, dann sind die Folgen für die Zulieferindustrie gravierend. Es wird geschätzt, dass bis zu 70 Prozent der Teile eines Autos überhaupt nicht von den Herstellern selbst gebaut, sondern von anderen Unternehmen konstruiert und ans Band geliefert werden. Also von Unternehmen wie Schaeffler, Bosch, ZF oder Continental – und von den vielen kleineren Zulieferern, die wiederum die größeren Zulieferer beliefern. Wenn also ein Unternehmen wie VW weniger Autos verkauft, weil die Nachfrage sinkt oder es Marktanteile an chinesische Rivalen verliert, weil die Märkte in Europa gesättigt sind, die Nachfrage nach E-Autos unter den Prognosen bleibt oder weil weniger Fahrzeuge in China verkauft werden, drückt das erst mal auf die eigene Bilanz. Dann aber landen die Probleme der großen Hersteller irgendwann bei ihren Zulieferern. Mit der Folge, dass nicht nur bei VW, sondern auch bei den Lieferanten Tausende Stellen wegfallen. Die Krise frisst sich sozusagen von den Autohäusern in aller Welt in die Bilanzen der Hersteller, und von da immer weiter nach unten.
Auch von Audi kommen schlechte Signale für die Zulieferer
Insofern ist auch das, was die VW-Tochter Audi am Dienstag vermeldete, für die Zulieferindustrie erst mal eine schlechte Nachricht. Demnach ist der Betriebsgewinn des Ingolstädter Herstellers im dritten Quartal um 91 Prozent auf 106 Millionen Euro abgestürzt – für die früher mal sehr erfolgsverwöhnte Premium-Marke der Wolfsburger ist das ein verheerendes Ergebnis. Grund für den massiven Einbruch, so Finanzvorstand Jürgen Rittersberger: ein Absatzrückgang der Marke Audi um 16 Prozent auf 407 000 verkaufte Autos, ein „sehr intensiver Preiswettbewerb in Europa und in China“ und Rückstellungen für die Schließung des Audi-Werks in Brüssel – immerhin geht es hier um einen Betrag in Höhe von 1,2 Milliarden Euro, der auf die Quartalsbilanz schlägt. Am Ende konnte sich Audi zuletzt nur mithilfe seiner Luxusmarken Lamborghini und Bentley vor dem Absturz in die roten Zahlen retten. „Ich glaube nicht, dass 2025 besser wird als 2024“, sagte Schaeffler-Chef Rosenfeld. Die Unsicherheiten seien „da und werden uns begleiten“.