Dax-Unternehmen:Polizei durchsucht Wirecard-Büros in Singapur

Wirecard-Zentrale in Aschheim bei München

Wirecard-Zentrale in Aschheim bei München: Die Firma stieg jüngst in den Dax auf.

(Foto: Peter Kneffel/dpa)
  • Nach Zeitungsberichten über möglichen Betrug beim deutschen Dax-Unternehmen Wirecard hat die Polizei die Büros des Unternehmens in Singapur durchsucht.
  • Der Zahlungsdienstleister bestreitet sämtliche Vorwürfe vehement und gibt an, den Ermittlern wegen "verleumderischer" Berichte Unterlagen übergeben zu haben.

Die Polizei hat am Freitag die Räumlichkeiten des deutschen Zahlungsabwicklers Wirecard in Singapur durchsucht, wie eine Sprecherin der Nachrichtenagentur Reuters bestätigte. Zuvor hatte die Zeitung Financial Times (FT) über angebliche finanzielle Unregelmäßigkeiten berichtet. Als die Durchsuchungen bekannt wurden, brach der Wert der Wirecard-Aktie erneut um bis zu 20 Prozent ein.

Seit Beginn der Berichterstattung vor gut einer Woche hat das Unternehmen etwa zehn Milliarden Euro an Börsenwert verloren. Der Konzern hat die Vorwürfe wiederholt vehement zurückgewiesen. Wirecard stellt die Vorgänge am Freitag so dar: Das Unternehmen habe sich am Morgen mit den Strafverfolgungsbehörden in der Zentrale in Singapur getroffen und Unterlagen über "verleumderische Vorwürfe" in den Berichten der FT übergeben. Wirecard hatte juristische Schritte gegen die Zeitung angekündigt, die mehrere Mitarbeiter des Unternehmens in den Artikeln namentlich genannt hatte. Von der FT war keine Stellungnahme zu erhalten.

Mögliche Marktmanipulationen werden geprüft

"Wir bekräftigen, dass die Vorwürfe gegen Wirecard-Mitarbeiter unbegründet sind", erklärte das Unternehmen. Wirecard habe den Behörden bereits am Donnerstag volle Kooperation bei den Ermittlungen zugesichert. "Nach einer so negativen Medienberichterstattung ist die Einleitung von Ermittlungen ein normaler Vorgang", erklärte der Zahlungsabwickler.

Die Staatsanwaltschaft in München sieht auch nach den jüngsten Vorwürfen keinen Grund für Ermittlungen gegen das bayerische Unternehmen. Man wisse von der Durchsuchung in Singapur, aber das habe nichts an der Einschätzung der Behörde geändert. Die Ermittler gehen einem anderen Verdacht nach - dem der Marktmanipulation: "Wir haben auf eine konkrete Strafanzeige von Wirecard hin ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt wegen des Verdachts der Marktmanipulation rund um den Preisverfall der Aktie eingeleitet", sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft München.

Bereits seit dem ersten Bericht prüft auch die Finanzaufsicht Bafin die heftigen Kursbewegungen der Wirecard-Aktie und geht dem Verdacht einer möglichen Marktmanipulation nach. Die Untersuchungen dauerten an, sagte eine Bafin-Sprecherin am Freitag. Findet die Bonner Behörde Anhaltspunkte für Manipulationen, teilt sie ihre Erkenntnisse mit den Strafverfolgern, die dann über eine Anklage entscheiden müssen.

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Nach einem Bericht der "Financial Times" war die Aktie des deutschen Zahlungsdienstleisters am Donnerstag erneut eingebrochen. In dem Bericht geht es um möglichen Betrug.

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