Wirecard:Scholz verteidigt sich selbst

"Weil wir zu denen zählen, die sich nicht wegducken, haben wir alles auf den Tisch gelegt", beteuert Scholz. (Foto: dpa)

Seit Jahren sei Wirecard von einer großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft überprüft worden, sagte Finanzminister Olaf Scholz. Das Finanzministerium ducke sich jetzt nicht weg.

Bundesfinanzminister Olaf Scholz hat Vorwürfe einer mangelnden Aufklärung in dem milliardenschweren Wirecard-Bilanzskandal zurückgewiesen. Seit zehn Jahren sei die Firma von einer großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft mit gutem Ruf überprüft worden, sagte der SPD-Politiker am Sonntagabend im ZDF. Diese habe keine Unregelmäßigkeiten festgestellt.

Seit Frühjahr 2019 habe es dann verschärfte Prüfungen gegeben. Ende letzten Jahres seien insgesamt drei Wirtschaftsprüfungsgesellschaften aktiv gewesen, sagte Scholz zu Vorwürfen aus der Opposition, er habe zu spät gehandelt. "Weil wir zu denen zählen, die sich nicht wegducken, haben wir alles auf den Tisch gelegt", fügte Scholz mit Hinweis auf einen Bericht des Finanzministeriums an den Finanzausschuss des Bundestages hinzu. "Jeder muss in dieser Situation die Bereitschaft haben, alles aufzuklären, was notwendig ist."

Bessere Kontrollen notwendig

Scholz kündigte erneut eine Reform des Wirtschaftsprüferrechts an. Die Aufsichtsbehörden müssten zudem im Notfall umfassender aktiv werden können. Ziel müsse sein, zu verhindern, dass Bilanzen Jahr für Jahr geprüft würden, ohne dass Unregelmäßigkeiten entdeckt würden.

Die Obleute im Finanzausschusses wollen am Montag eine Sondersitzung des Ausschusses noch in der Sommerpause beschließen. Vier Fraktionen - Union, Grüne, Linke und FDP - seien dafür, hatte es Freitag aus Koalitionskreisen geheißen. Auch Politiker der SPD signalisierten Zustimmung.

In der Wirecard-Bilanz fehlen 1,9 Milliarden Euro, weswegen der Zahlungsabwickler zuletzt Insolvenz anmelden musste.

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