Süddeutsche Zeitung

Bilanz-Skandal:Wirecard fliegt nun doch früher aus dem Dax

Anders als im Regelwerk eigentlich vorgesehen, soll Wirecard schon in wenigen Tagen den wichtigsten deutschen Aktienndex verlassen.

Nach dem milliardenschweren Bilanzskandal fliegt der insolvente Zahlungsabwickler Wirecard bald aus dem deutschen Leitindex Dax. In einer Umfrage der Deutschen Börse stimmte eine Mehrheit der Marktteilnehmer für eine Änderung der Regeln, die zur Verbannung des Ende Juni pleitegegangenen Konzerns führt.

Wirecard scheidet nun nach Handelsschluss am 21. August aus dem Leitindex aus. Wer im Dax nachfolgt, wird die Börse erst kommende Woche mitteilen. Das Rennen werden aller Voraussicht nach der Restaurant-Lieferdienst Delivery Hero und der Aromen-Hersteller Symrise unter sich ausmachen.

Druck der Marktteilnehmer wurde zu groß

Nach den bisher geltenden Indexregeln wäre Wirecard erst zum 21. September aus dem Index rausgeworfen worden - wegen der Insolvenz, aber auch wegen des auf 200 Millionen Euro eingebrochenen Börsenwerts. Der Druck der Marktteilnehmer, schneller zu reagieren, wurde aber immer größer.

Die Börse schlug daher Mitte Juli eine Regeländerung vor, die nun von den Anlegern gutgeheißen wurde. Künftig fliegen Unternehmen nach einem Insolvenzantrag kurzfristig aus den Dax-Auswahlindizes, also auch aus M-Dax, S-Dax und Tec-Dax. Bisher war das erst bei der nächsten regulären Überprüfung vorgesehen, die alle drei Monate fällig ist.

Der mögliche Nachrücker Delivery Hero hatte sein Deutschland-Geschäft an den Konkurrenten Just Eat Takeaway ("Lieferando") verkauft - als Spiegelbild der deutschen Wirtschaft, die der Dax abbilden soll, kann das ehemalige Start-up damit also kaum gelten.

Die Börse hat dem Arbeitskreis Aktienindizes vor einigen Jahren alle Spielräume zur Dax-Zusammensetzung genommen. Er entscheidet nur nach dem Börsenwert des Streubesitzes und dem Handelsumsatz.

Unabhängig von der Blitzumfrage arbeitet die Börse an einer Reform des Dax-Regelwerks, über die dann erneut die Marktteilnehmer abstimmen sollen. Zu den Inhalten hält sich der Indexanbieter bislang bedeckt.

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Reuters
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