Wirecard:Besuch von der Polizei

Wirecard-Stand auf der Gamescom in Köln

Die Aktie von Wirecard stürzte zum Wochenschluss erneut ab. In Singapur durchsuchte die Polizei Räume des Konzerns.

(Foto: Wolfgang Rattay/Reuters)

Die Aktien des Zahlungsdienstleisters Wirecard verlieren am Freitag bis zu 22 Prozent. Es ist der vierte Einbruch in zehn Tagen.

Von Harald Freiberger

Der Kursverfall von Wirecard nimmt kein Ende. Am Freitag stürzte die Aktie des Zahlungsdienstleisters aus Aschheim bei München erneut um bis zu 22 Prozent auf 86 Euro ab. Es wurde bekannt, dass die Polizei in Singapur die Räumlichkeiten des Unternehmens vor Ort durchsuchte. Die Financial Times berichtet seit zehn Tagen wiederholt über Unregelmäßigkeiten bei Wirecard in Singapur. Die Rede ist von Betrug und Geldwäsche. Die Aktie brach seitdem um fast 40 Prozent ein. Dadurch wurde an der Börse ein Wert von fast acht Milliarden Euro vernichtet.

Wirecard bestätigte, dass man der Polizei in Singapur Material zur Verfügung gestellt habe. "Nach einer so negativen Medienberichterstattung ist die Einleitung von Ermittlungen ein normaler Vorgang", hieß es in einer Mitteilung. Erneut wies das Unternehmen die Vorwürfe scharf zurück: "Die diffamierenden Anschuldigungen der Financial Times gegen Mitarbeiter von Wirecard sind unbegründet." Man werde auch rechtlich gegen die Zeitung vorgehen, wegen Verletzung von Persönlichkeitsrechten der Mitarbeiter, die in den Berichten namentlich genannt wurden.

Wirecard bestätigte Anfang der Woche, dass man seit April 2018 einen Fall in Singapur untersuche, den ein Mitarbeiter dort der eigenen Compliance-Abteilung gemeldet habe. Die Untersuchung habe jedoch keine Hinweise auf Fehlverhalten ergeben. Wirecard habe auch eine externe Anwaltskanzlei mit der Prüfung beauftragt. Diese stehe kurz vor dem Abschluss und habe bisher ebenfalls nichts ergeben.

Wirecard ist auf Dienstleistungen rund ums Bezahlen im Internet spezialisiert. Vor allem durch Übernahmen wuchs das Unternehmen in den vergangenen Jahren enorm. Der Wert der Aktie ist binnen zehn Jahren um das Zwanzigfache gestiegen. Im September stieg sie deshalb in den Deutschen Aktienindex auf. Ihren Höchststand erreichte sie ebenfalls im September mit 195 Euro. Seitdem hat sich der Kurs mehr als halbiert.

Wegen ihres starken Anstiegs war die Wirecard-Aktie in den vergangenen Jahren ein Favorit der Investoren. Mittlerweile wenden sich aber Fondsmanager von ihr ab. Hendrik Leber von der Fondsgesellschaft Acatis etwa verkaufte Ende 2018 wegen eines "unguten Bauchgefühls" alle Aktien von Wirecard. Auf dem Höhepunkt hielten seine Fonds Wirecard-Aktien im Wert von 26 Millionen Euro. "Bei gleich drei unserer Mitarbeiter hat sich ein komischer Eindruck eingestellt", sagt Leber. Vor allem die unklaren Auskünfte von Wirecard gegenüber seinen Analysten hätten ihn gestört. Wirecard habe es versäumt zu erklären, worin seine vermeintlich überlegene Technologie genau bestehe.

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