Wintersport:Die Carving-Welle ebbt ab

Snowboarden und Carving als der letzte Schrei — das war einmal. Mit den ehemaligen Trendsportarten ist jedenfalls kein Geld mehr zu verdienen. Stattdessen entdecken einige Skihersteller das Touren-Gehen wieder. Andere setzen auf Skier im Retro-Look.

Nach Snowboard-Boom und Carving-Welle müssen sich die Skihersteller neue Nischen suchen. "Der Wettbewerb ist brutal", sagt Gerald Palm vom österreichischen Skiproduzenten Fischer.

Wintersport: Snowboarding als Trendsportart? Das war einmal. Die Skihersteller müssen sich neue Nischen suchen.

Snowboarding als Trendsportart? Das war einmal. Die Skihersteller müssen sich neue Nischen suchen.

(Foto: Foto: Reuters)

Zwar hat der jüngste Wintereinbruch das Geschäft belebt. Mittlerweile sind aber die meisten Skifahrer mit den taillierten und kürzeren Carving-Skiern ausgerüstet.

Viele andere verzichten auf ein eigenes Paar und leihen sich im Winterurlaub vor Ort das neueste Modell. Die Hersteller reagieren unterschiedlich auf die Herausforderungen.

Zwar macht sich die Branche Mut: Die jüngsten Ski-Weltcup-Siege von Max Rauffer und Alois Vogl würden "dem Skisport wieder zu einer Aufwärtsbewegung verhelfen", sagte Werner Haizmann, Präsident des Verbands Deutscher Sportfachhandel, am Mittwoch vor der Leitmesse ispo Winter (6. bis 9. Februar).

Die Carving-Welle ebbt ab

Snowboard-Markt stagniert

Allerdings rechnen die Hersteller nach Angaben von Armin Fuchs (adidas-Salomon) für die laufende Saison weltweit bei hohem Preisdruck nur mit einem stabilen Absatz von 4,5 Millionen Paar Ski. Der Snowboard-Markt werde in Deutschland zurückgehen und weltweit bei 1,65 Millionen Brettern stagnieren.

"Der Wintersport stirbt nie aus", glaubt der frühere Slalom-Weltmeister Frank Wörndl, der heute für den letzten deutschen Produzenten Völkl tätig ist. Allerdings sei er ein teures Hobby und die Kunden nicht bereit, mehr für ein Ski-Set zu bezahlen als vor 30 Jahren.

Schon früh in der Saison müssen die Hersteller die Ski mit deutlichem Rabatt verkaufen. "Ein mehr an Preis kann man nur durch technische Neuheiten erzielen", sagt Wörndl.

Neuer Trend: Touring-Ski

Der österreichische Hersteller Fischer hat sich daher eine zahlungskräftige Zielgruppe ausgeschaut: Die Touren-Geher. Früher seien nur alte Bergfexe mit Fellen unter ihren alten Skiern ohne Liftunterstützung auf den Berg gestiegen, sagt Manager Palm. "Heute sind das viele junge Leute, die gehen zum Beispiel aus Fitnessgründen neben der Piste hoch."

Der Markt wachse prozentual zweistellig, bei Fischer liege der Touren-Anteil inzwischen bei zehn Prozent. Der Preisdruck ist in dem Segment deutlich kleiner als bei den normalen Abfahrts-Skiern.

Um das Geschäft weiter auszubauen, hat Fischer mit dem Extrembergsteiger Hans Kammerlander einen neuen Touren-Ski entwickelt und damit bei der ispo einen "European Ski Award" gewonnen. "Extrem fest und extrem leicht" sei der Ski, sagt Palm.

Die Carving-Welle ebbt ab

Kleinere Hersteller unter Druck

Geholfen habe dabei ein Tochter-Unternehmen, das sonst Materialien für die Flugzeugindustrie entwickelt. Die Ski-Industrie wird nur noch von einer Handvoll internationaler Konzerne dominiert, was den Druck auf die kleineren Hersteller verstärkt.

Konzerne wie die US-Firma K2 produzieren vor allem in Asien. Daher ist die Angst bei Völkl seit der Übernahme durch K2 groß. Die IG Metall fürchtet, dass die Skiproduktion von Straubing nach China verlagert wird.

Wörndl hält die Ängste für übertrieben. "Viele Käufer legen Wert auf 'Made in Germany'". Völkl sei derzeit der innovativste Skihersteller und mache viel anspruchsvolle Handarbeit. Wenn dies so bleibe, werde sich die Produktion auch unter K2-Führung in Straubing behaupten können.

Neuestes Produkt der Straubinger ist der "Racetiger", mit dem das Unternehmen den legendären "Renntiger" wieder aufleben lässt. Dazu hat Völkl eine integrierte Bindung entwickelt, die direkt auf dem Ski liegt und so ein noch unmittelbareres Fahrgefühl vermitteln soll.

Skier im Retro-Look

Stark auf Optik setzt dagegen der Branchenneuling Zweydingers. Firmengründer Joe Zander lässt im Vogtland handgefertigte Designer-Ski herstellen.

Die Bretter haben einen Holzkern aus Esche und auf der Oberseite ein Furnier von Edelhölzern, was ihnen einen gewissen Retro-Look verleiht. "Das ist nicht modisch, das ist Design", sagt Zander und hofft, einmal bis zu 2000 Paar im Jahr für 899 Euro verkaufen zu können.

Die Praxis-Tests habe der All-Mountain-Ski jedenfalls schon bestanden und großes Interesse gebe es zum Beispiel in Russland und Spanien. Vielleicht kann so ein weiterer Hersteller in Deutschland Fuß fassen.

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