Microsoft:Warum Windows 11 so anspruchsvoll ist

Microsoft: Sechs Jahre nach dem Start von Windows 10 wagt Microsoft bei seinem Betriebssystem wieder einen Versionssprung: Windows 11

Sechs Jahre nach dem Start von Windows 10 wagt Microsoft bei seinem Betriebssystem wieder einen Versionssprung: Windows 11

(Foto: Microsoft)

Microsoft hat nun doch wieder eine neue Windows-Version herausgebracht. Damit lebt eine alte Allianz mit den Hardware-Herstellern wieder auf. Es geht aber um mehr, als den PC-Verkauf anzukurbeln.

Kommentar von Helmut Martin-Jung

Eigentlich hätte es Microsoft wissen müssen: Die Idee des Windows-Herstellers klang zwar nutzerfreundlich und modern - nur noch ein Windows, das alle halbe Jahre ein Funktions-Update bekommt. Kontinuierliche Veränderung also statt großer Würfe. Verkaufsfördernd war das aber nicht. Nun ist Microsoft also wieder umgeschwenkt und es gibt doch wieder eine neue Windows-Version: Windows 11.

Damit lebt etwas wieder auf, das man einst als Wintel-Allianz bezeichnet hat, die überaus profitable Kooperation von Microsoft und dem Prozessorhersteller Intel und dessen Kunden. Der Software-Hersteller brachte ein neues Betriebssystem heraus, wer es aber nutzen wollte, kam meist um die Anschaffung eines neuen Computers nicht herum. Mit Windows 10 änderte sich das. Sogar auf PCs, die für das schon sehr angestaubte Windows Vista gedacht waren, läuft Windows 10 vielleicht nicht rasend schnell, aber es läuft. Wer nicht gerade ressourcenhungrige Spiele zockt oder aufwendige Multimedia-Produktionen stemmen muss, brauchte keinen neuen Rechner.

Man darf annehmen, dass die Hardware-Hersteller davon nur mittelmäßig begeistert waren. In der Pandemie fanden ihre Geräte zwar auch so Absatz. Aber ein echter Anreiz, sich mal einen neuen Computer zu gönnen, sieht anders aus. Auch für Microsoft lohnt es sich, wenn mehr PCs verkauft werden. Ein Update auf einem bestehenden Rechner ist zwar für Privatkunden kostenlos, von den PC-Herstellern aber verlangt das Unternehmen aus Redmond noch immer Lizenzgebühren. Die bezahlen auch Käufer neuer Geräte mit.

Das Startmenü ist nun in der Mitte angesiedelt, nicht mehr am linken Rand

Viele der Neuerungen, die in Windows 11 stecken, hätte Microsoft auch bequem in Windows 10 packen können. Der Konzern deutet sogar an, dass das mit einigen Dingen durchaus noch passieren könnte. Kandidaten wären beispielsweise die Integration von Microsofts Kommunikationswerkzeug Teams direkt ins Betriebssystem oder das neue Design mit abgerundeten Ecken und dem Startmenü, das nun in der Mitte angesiedelt ist, nicht mehr am linken Rand.

Doch Microsoft hat sich entschieden, die Latte für Windows 11 hoch zu legen. Das Update-Programm überprüft vor der Installation, welche Hardware vorhanden ist und ist da ziemlich wählerisch: Nur Intel-Prozessoren von der achten Generation an, Zen-2-Chips von AMD sowie ARM-Chips der Serien 7 und 8 von Qualcomm stehen auf der Liste der offiziell unterstützten Hauptprozessoren. Zudem verlangt Microsoft, dass die Computer beim Hochfahren das moderne UEFI statt das alte BIOS als Firmware nutzen, und es muss ein sogenanntes Trusted Platform Module (TPM) geben. Das ist meist ein Chip, der zum Beispiel Kryptografie-Informationen sicher speichert und dafür sorgt, dass Angreifer einen Rechner nicht schon vor dem eigentlichen Start des Betriebssystems manipulieren können.

Damit wird aber auch klar, dass es Microsoft nicht ausschließlich darum ging, eine künstliche Barriere zu schaffen, um den Verkauf anzukurbeln. In Zeiten zunehmender Attacken auf die Netzwerke von Firmen und Behörden müssen auch neue Schutzmechanismen eingesetzt werden, die es Hackern zumindest ein gutes Stück schwerer machen, in die Rechner einzudringen. Auch das war ein guter Grund, alte Zöpfe abzuschneiden und nur noch neuere Technologie zuzulassen.

Und was bedeutet das nun alles für Verbraucherinnen und Verbraucher? Zunächst einmal nicht viel. Wer sich in den nächsten Monaten einen PC kauft, bekommt diesen in aller Regel schon mit Windows 11. Falls nicht, ist Vorsicht geboten. Der neue sollte dann schon mit Windows 11 zurechtkommen. Windows 10 wird noch bis Oktober 2025 zumindest Sicherheits-Updates erhalten. Viele Firmen werden wohl auch erst dann ihre Hard- und Software umstellen - mit der Planung dafür sollte aber nicht bis kurz vor Torschluss gewartet werden.

Privatanwender, die einen neueren PC haben, der die Anforderungen von Microsoft erfüllt, können sich auch entspannt zurücklehnen und abwarten. Denn das neue System soll nach und nach auf kompatible Geräte ausgerollt werden. Das wird zwar noch etwas dauern, aber bis dahin sind dann hoffentlich auch Kinderkrankheiten ausgemerzt, die es bei jedem neuen System gibt.

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