Windhorst:Kohls Wunderkind schafft einen Deal

Absturz eines "Wunderkinds" - doch Unternehmer Lars Windhorst hat sich vor Gericht mit einem Deal aus der Affäre gezogen.

Julia-Amalia Heyer und Uwe Ritzer

Da steht er nun wieder im Scheinwerferlicht, die Augenbrauen sorgfältig gezupft, der Teint so gar nicht winterlich fahl. Vor dem Saal 500 des Berliner Landgerichts richtet Lars Windhorst, einstiger Unternehmerjungstar und Protegé des Kanzlers Helmut Kohl, den Blick in die Kameras und spricht davon, wie erleichtert er sei. Er werde nun "mit voller Kraft ins neue Jahr starten." Mit dem Richterspruch sei ein "Kapitel zu Ende", das ihn auch persönlich sehr belastet habe.

Lars Windhorst, Foto: dpa

Lars Windhorst verlässt das Berliner Landgericht als freier Mann.

(Foto: Foto: getty)

Lars Windhorst, 33, ist glimpflich davongekommen. Seit 2004 ermittelte die Berliner Staatsanwaltschaft gegen ihn. Sie klagte ihn wegen Betrug an, weil er die Insolvenz seiner drei Kapitalgesellschaften verschleppt haben und 800.000 Euro von Firmenkonten für sich privat abgezwackt und damit veruntreut haben soll. Außerdem habe er den Hamburger Klinikbetreiber Ulrich Marseille um zehn Millionen Euro betrogen. Windhorst hatte sich das Geld von ihm geliehen und schnelle Rückzahlung versprochen. Wohlwissend, so die Anklage, dass er dazu nicht in der Lage sein werde.

"Ich wollte das nicht wahrhaben"

35 Vorwürfe listet die Anklage auf; 25 Seiten, auf denen steht, warum der mittlerweile in London lebende Windhorst nicht der gewesen war, der er vorgab zu sein. Bei seiner Erklärung vor Gericht, die er von seinem Verteidiger Robert Ungar verlesen lässt, gesteht Windhorst selbst ein: Ihm habe die unternehmerische Erfahrung gefehlt, er sei noch so jung gewesen, damals. Die Neue-Markt-Blase sei geplatzt, die "erforderlichen Konsequenzen" für seine Unternehmen habe er aber nicht gezogen.

"Ich wollte das nicht wahrhaben, nach Jahren des ständigen Wachstums", lässt Windhorst seinen Anwalt unter goldbestuckter Decke im Gerichtssaal erklären. Er habe aber immer vorgehabt, Marseille die Schulden zurückzuzahlen.

Das Urteil vom Freitag ist ein vorläufiges, denn die Verteidigung hat sich mit dem Gericht und Marseille "verständigt". Letzterer hat sich inzwischen mit Windhorst versöhnt. Das Verfahren wegen Untreue und Betrug wird vorerst eingestellt, der Vorwurf der Insolvenzverschleppung wird ausgesetzt. Windhorst hat Marseille bereits freiwillig zweieinhalb Millionen Euro zurückgezahlt.

Wenn nun weitere 2,5 Millionen folgen und er zudem eine Million in die Berliner Landeskasse zahlt, wird das Verfahren endgültig eingestellt. Verurteilt wird Windhorst nach Angaben der Staatsanwaltschaft dann voraussichtlich zu einem Jahr Bewährung und zur Zahlung eines Jahresnettogehalts.

Die Ermittlungen und die Anklage seien sehr kompliziert gewesen, sagte Staatsanwalt Frank Thiel. Deshalb sei man mit dieser sogenannten Verständigung, einem "Deal", zufrieden. Damit gilt Lars Windhorst als vorbestraft; gleichwohl kommt er gut weg. Das dürfte seinen Ruf eines Stehaufmännchens nähren. Tatsächlich ist der Finanzmanager schon länger wieder im Geschäft. Nur dass sich viele seiner Geschäftspartner öffentlich nicht gerne mit ihm sehen oder in Verbindung bringen lassen. Noch, muss man vermutlich sagen.

Im Video: Im Prozess gegen den ehemaligen Top-Manager Lars Windhorst hat das Gericht eine hohe Gelstrafe ausgesprochen.

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