Süddeutsche Zeitung

Will Smith:Der Investor von Bel Air

  • Der Schauspieler Will Smith übernimmt gemeinsam mit Regisseur Marc Forster die Münchner Filmrechte-Firma Telepool.
  • Die Firma vermarktet die Rechte und Lizenzen von Serien wie "Dahoam is Dahoam", aber auch von Spielfilmen wie "Ziemlich beste Freunde".

Von Jan Schmidbauer

Willard Carroll Smith Jr., bekannt als "Will", hat in seinem Leben schon viele Wandlungen vollzogen. Er war der Prinz von Bel Air, er verkörperte den großen Boxer Muhammad Ali, und ging als einer der beiden "Men in Black" auf die Jagd nach Aliens. Der neue Job des 49-jährigen Schauspielers kommt im Vergleich dazu recht bodenständig daher. Gemeinsam mit einem Geschäftspartner, dem deutsch-schweizerischen Regisseur Marc Forster (der unter anderem bei dem James-Bond-Film "Ein Quantum Trost" Regie führte), hat Smith die Firma Telepool aus München gekauft. Das 1963 gegründete Unternehmen, das unter anderem am Stachus residiert, vermarktet vor allem die Rechte und Lizenzen von Filmen und Serien. Abgekauft haben es Smith und Forster mehreren öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten, darunter dem Bayerischen und dem Mitteldeutschen Rundfunk sowie Tochterfirmen des Schweizer Fernsehens.

Eine öffentlich-rechtliche DNA offenbart auch ein Blick in die Kataloge der Firma. Telepool steht nicht nur hinter Blockbustern wie "Ziemlich beste Freunde", sondern lizenziert auch stramm bayerisches Bildschirmgut wie "Dahoam is Dahoam", den "Schwammerlkönig" und sogar "Monaco Franze". Wo Münchner Stenz draufsteht, ist künftig also auch ein bisschen Hollywood drin. Wenn Helmut Fischer das noch erleben könnte.

Was der in Philadelphia aufgewachsene Smith und Geschäftspartner Forster für die Firma mit ihren knapp 170 Mitarbeitern bezahlt haben, ist bislang nicht bekannt. Der BR wollte sich dazu nicht äußern. Forster erwarb seine Anteile über die von ihm mitgegründete Investmentfirma namens Elysian Fields, Smith kaufte seine Anteile über "The Smith Family Circle", eine Holding, die das Vermögen der Familie verwaltet, "immer nach dem Prinzip, Gutes zu tun", wie es in der Mitteilung von Telepool heißt. Doch warum beteiligt sich der mehrfach oscarnominierte US-Schauspieler überhaupt an der Filmrechtefirma aus Bayern? Dafür könnte es mehrere Gründe geben. Smith sprach von den vielversprechenden Geschäftsaussichten, die das Unternehmen biete. "Marc und ich haben uns die Telepool genau angeschaut und ein Unternehmen entdeckt, das einen ausgezeichneten Ruf genießt und eine Menge Potenzial aufweist."

Die Öffentlich-Rechtlichen wollten die Firma schon länger loswerden

Geschäftspartner Forster beschrieb es dann ein wenig präziser: "Ich glaube fest daran, dass Will und ich mit unserer gebündelten Kraft und unseren weltweiten Kontakten zum Unternehmenserfolg beitragen können", teilte er mit. Gerade beim Kauf von Filmrechten dürften ein bekannter Name und ein großes Netzwerk in der Filmszene nicht von Nachteil sein. Außerdem könnte der Einstieg für die Unternehmer eine Gelegenheit sein, eigene Filmprojekte in Europa zu vermarkten, ein Trend, der in der Filmwelt zunehmend zu beobachten ist.

Dass ein Hollywood-Schauspieler, der sich in seiner Jugend erfolgreich als Rapper betätigte, ausgerechnet mit dem BR und anderen Rundfunkanstalten ins Geschäft kommt, ist überraschend. Jedoch war schon seit einem Jahr bekannt, dass die Sender die Firma loswerden wollen. Das Geschäftsmodell von Telepool sei "immer schwieriger mit den Vorgaben für die Beteiligungen der Rundfunkanstalten zu vereinbaren" gewesen, sagte BR-Verwaltungsdirektor Albrecht Frenzel.

Für die Öffentlich-Rechtlichen soll sich durch den Einstieg von Will Smith bei Telepool vorerst nichts ändern. Die Firma werde weiterhin für Programmeinkauf von BR, MDR und SR zuständig sein, teilte eine Sprecherin mit. Telepool-Chef André Druskeit ist bereits auf dem Weg nach Kalifornien - zu Gesprächen mit den neuen Eigentümern.

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Quelle:
SZ vom 28.06.2018
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