Welche Firma hat eigentlich schon Meldestellen für unethisches Verhalten oder gar Straftaten? Das hat ein Whistleblower Report der Fachhochschule Graubünden untersucht, der im Oktober veröffentlicht wurde. Die Studie in Zusammenarbeit mit der EQS Group - einem Anbieter von Hinweisgebersystemen - wurde zum dritten Mal durchgeführt. Befragt haben die Autoren 1300 Unternehmensvertreter aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien und der Schweiz, sowohl aus Großunternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern, als auch solchen mit 20 bis 249 Beschäftigten.
Ein Drittel der befragten Firmen war demnach 2020 von Missständen betroffen, die deutschen Teilnehmer etwas mehr als die anderen drei Nationen. Für den deutschen Markt stellten die Autoren zudem fest: Firmen, die pandemiebedingt Personal abbauten und solche, die einen mittleren Anteil der Mitarbeiter ins Home-Office geschickt hatten, hatten ein höheres Risiko für Missstände.
Drei Viertel haben eine Meldestelle
Der Report zeigt auch, dass unethisches Verhalten teuer ist: In zwei Dritteln der Fälle war der finanzielle Gesamtschaden für den betroffenen Arbeitgeber höher als 10 000 Euro, bei knapp einem Drittel sogar höher als 100 000 Euro.
Bei den deutschen Großunternehmen nutzen bereits rund 74 Prozent eine Meldestelle. Die Hauptgründe: das eigene Image als integres und ethisches Unternehmen stärken, finanzielle Schäden vermeiden und eine gefühlte Verpflichtung gegenüber der Mitarbeiterschaft. Kontakt per E-Mail, Telefon oder auf persönlicher Ebene sind dabei die häufigsten Kanäle, die die Firmen anbieten. Ein webbasiertes Hinweisgebersystem haben bisher nur rund 20 Prozent.