Die SMS, einst unverzichtbar für Handynutzer, ist ein Opfer des Internets. Stetig fällt sie in der Gunst der Nutzer. 2015 wurden zwar immer noch stolze 16,6 Milliarden SMS verschickt, das ist aber weit weg von den 60 Milliarden im Rekordjahr 2012. Dabei wird aber nicht weniger kommuniziert, im Gegenteil.
Smartphone-Besitzer nutzen dafür jedoch verstärkt Instant Messenger. Das sind Chat-Programme, die vom eigentlichen Mobilfunkvertrag entkoppelt nutzbar sind und zusätzliche Funktionen wie Gruppen-Chats, Videobotschaften oder Sprachnachrichten bieten. Vor allem die junge Generation nutzt Messenger-Dienste sehr intensiv.
Dem Branchenverband Bitkom zufolge verwenden 82 Prozent der 14- bis 29-Jährigen eine Chat-App. Die steigende Popularität ruft aber auch Neugierige und Kriminelle, Werbetreibende sowie Behörden auf den Plan. Das Thema Datenschutz wird bei den Chat-Apps als deutlich wichtiger angesehen als bei der SMS, die, gelinde gesagt, allerdings auch kaum Schutz bietet. Zugleich steigt das Bewusstsein der Nutzer, die von den Anbietern verlangen, dass ihre privaten Daten und Kommunikationen geschützt werden.
Krypto-Messenger sind eine gute Alternative zu verschlüsselten E-Mails
Eine Antwort darauf bieten Instant Messenger mit einer starken Verschlüsselung der Kommunikation. Der Sender verschlüsselt dabei die Nachrichten vor dem Absenden. Und erst auf dem Endgerät des Empfängers werden die Informationen wieder in eine lesbare Form umgewandelt. Dank der rasend schnellen Weiterentwicklung bei der Leistung von Smartphones merkt man als Nutzer davon in den meisten Fällen nichts, lediglich ein kleines Schloss oder ein kurzer Infotext informiert Nutzer, dass die Daten gesichert sind.
Dank dieser Sicherungsfunktion sind aktuelle Messenger wie Whatsapp, Threema oder Chatsecure bei der Übertragung von Daten oftmals sicherer als E-Mails. Denn während die Einrichtung und Nutzung einer verschlüsselten E-Mail-Kommunikation noch immer mit zahlreichen Stolpersteinen versehen ist, arbeitet der Schutz in den Apps größtenteils automatisch und transparent. Das geht aber auf Kosten der Wahlfreiheit: E-Mails lassen sich mit beliebigen Systemen empfangen, Instant Messenger binden an ein System.
Whatsapp ist sicher, teilt aber Metadaten und Telefonnumer mit Facebook
Die sogenannte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung liefert einen soliden Schutz gegen Möchtegern-Hacker, allerdings kostet der Betrieb der Systeme Geld. Da die Nutzer nur in den wenigsten Fällen zahlen, greifen Unternehmen gerne zu einer anderen Art der Finanzierung: Sie erstellen Profile ihrer Nutzer, um diese dann gezielt mit Werbung ansprechen zu können - das wiederum schwächt das Vertrauen der Endkunden.
Ein aktuelles Beispiel ist die Diskussion um Branchenführer Whatsapp: Der Messenger bietet eine enorm starke Verschlüsselungstechnik, die Nutzer automatisch schützt. Um sich zu finanzieren, gibt das Unternehmen aber Metadaten der Nutzer wie Telefonnummer und Geräteinformationen an den Mutterkonzern Facebook weiter. Dort werden die Daten für die Vermarktung genutzt. Die eigentliche Kommunikation wird nicht ausgewertet. Dennoch reichen diese Pläne, um das Vertrauen massiv zu schädigen.
Behörden wollen mitlesen und fordern Hintertüren
Die Popularität der verschlüsselten Messenger-Dienste alarmiert auch die Behörden, lokal oder international fordern diese gerne einen "goldenen Schlüssel". Die Idee dahinter klingt verlockend: Über eine geheime Funktion können Regierungsstellen im Notfall auf verschlüsselte Nachrichten zugreifen und diese auslesen. Diese Schlüssel sind, zumindest in der Vorstellung der jeweiligen Politiker, immer unter Verschluss und sicher vor dem Zugriff Unbefugter.
Doch diese schöne Vorstellung ist weit von der Realität entfernt. Es gibt keine Garantie, dass diese Hintertür - denn nichts anderes ist der goldene Schlüssel - nicht gefunden und missbraucht wird. Das müssen keineswegs geniale Hacker sein: Was ist, wenn etwa nach einem Putsch ein Regime an die Macht kommt, das diese Funktion missbraucht, um Kritiker zu verfolgen?
Wie schwer sich Regierungen mit diesem Thema tun, zeigt eine Anfrage beim Bundesministerium des Inneren. Die Behörde von Innenminister de Maizière will zum einen eine starke Kryptografie nutzen, um den "Schutz (der) digitalen Privatsphäre der Bürgerinnen und Bürger zu garantieren". Zugleich sollen Sicherheitsbehörden jedoch dazu in der Lage sein, unter bestimmten Voraussetzungen die Kommunikation zu entschlüsseln oder zu umgehen. Wie das gehen soll, darüber macht das Ministerium keine Aussagen. Nur eines scheint klar zu sein: "Es wird auch keine gesetzlichen Verpflichtungen zu Schlüsselhinterlegungen oder zur Nutzung von Generalschlüsseln oder gar zu sogenannten 'Backdoors' geben."