Süddeutsche Zeitung

Coworking-Anbieter:Softbank rettet We Work

  • We Work soll von seinem Hauptinvestor Softbank übernommen werden. Der Vorstand nahm ein entsprechendes Angebot am Dienstag an.
  • Zentraler Bestandteil des Rettungspakets zur Übernahme ist es, den umstrittenen Gründer Adam Neumann möglichst weitgehend vom Unternehmen zu trennen.

Von Maximilian Helmes

Der stark angeschlagene Büroraumvermittler We Work ist von seinem Hauptinvestor, der Softbank, übernommen worden. Dies berichtet das Wall Street Journal und beruft sich auf Informationen eines Insiders. Demnach genehmigte der Vorstand von We Work am Dienstag ein Rettungsangebot seines Hauptinvestors und schlug gleichzeitig ein konkurrierendes Angebot von JPMorgan aus.

Über die Details der Übernahme berichtet der Sender CNBC und verwies auf einen Insider. Demnach soll Marcelo Claure, bisher Top-Manager bei der Softbank, zum neuen Vorstandsvorsitzenden des Unternehmens werden. Claure ersetze Adam Neumann, den Gründer von We Work, der erst im vergangenen Monat aus seinem Amt als Geschäftsführer gedrängt wurde. Im Zuge des Deals erhalte Neumann fast 1,7 Milliarden Dollar. Im Gegenzug werde der größte Teil seiner Beziehungen zu We Work gekappt. Ebenso würden Neumanns Sonderaktienrechte komplett gestrichen, die ihm übergroße Stimmrechte verliehen.

Als dritter Schritt solle die Finanzierung von We Work erneuert werden. Dafür erhalte der Bürovermittler eine Finanzspritze in Höhe von 1,5 Milliarden Dollar, die ursprünglich für April geplant worden sei. Gleichzeitig solle die Fremdfinanzierung ausgebaut werden. Dafür werde ein Betrag in Höhe von fünf Milliarden Dollar angepeilt, so der Insider zu CNBC. In einem nächsten Schritt plane die Softbank den Rückkauf von Aktien im Wert von drei Milliarden Dollar, die vor allem an Mitarbeiter und andere Investoren des Unternehmens ausgegeben worden waren. So würde die Softbank ihren Besitz an We Work von 30 auf schätzungsweise 60 Prozent steigern. Es sei jedoch unklar, wie viele Aktionäre das Angebot annehmen werden.

Im vergangenen Sommer hatte We Work noch auf einen Bilderbuch-Börsengang hingearbeitet. Das Start-up sammelte mehr als zehn Milliarden Dollar Zusagen allein von Softbank. Doch private Investoren blieben eher die Ausnahme, da We Work in der ersten Hälfte des Jahres etwa 900 Millionen Dollar Verlust machte.

Nur noch auf höchstens acht Milliarden Dollar wird das Firmengeflecht um We Work geschätzt

Das nun akzeptierte Angebot der Softbank macht den japanischen Mischkonzern zur Muttergesellschaft von We Work und seinen angegliederten Unternehmen. Nach Informationen eines Insiders, der mit Bloomberg gesprochen hat, wird das Firmengeflecht um We Work allerdings nur noch auf höchstens acht Milliarden Dollar geschätzt. Dies wäre ein dramatischer Rückgang bei der Firmenbewertung. Im Januar dieses Jahres wurde das Unternehmen noch mit 47 Milliarden Dollar bewertet. Zu diesem Zeitpunkt stieg auch die Softbank bei dem Unternehmen ein. Als die geschätzte Bewertung immer wieder gesenkt wurde, zog We Work jedoch den geplanten Börsengang komplett zurück.

Die Finanzspritze der Übernahme ermöglicht We Work nun erst einmal eine Gnadenfrist. In der erkauften Zeit muss das Unternehmen vor allem versuchen, Kosten zu senken. So sollen erst kürzlich erworbene Unternehmen wieder verkauft werden, die unternehmenseigene Grundschule in der Zentrale in New York geschlossen und sogar der 60 Millionen Dollar teure Firmenjet verkauft werden, berichtet Bloomberg. Gegenüber dem Wall Street Journal lehnten Softbank und We Work eine Stellungnahme ab.

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SZ vom 23.10.2019/mxh
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