Wettbieten um Kodak-Patente:Apple und Google - Allianz der Feinde

Google gegen Apple, Apple gegen Samsung - im Streit um Patente sehen sich große Technologieunternehmen in der Regel vor Gericht. Beim Wettbieten um die Patente von Kodak schmieden Apple und Google ein einmaliges Bündnis. Das ist vor allem schlecht für den insolventen Foto-Konzern.

Auf dem Markt für Smartphones und Tablets kämpft jeder für sich. Gerade, wenn es um die für die großen Technologieunternehmen so wichtigen Patente geht, zerren sich die Konzerne lieber gegenseitig vor Gericht, als einem Konkurrenten das Feld zu überlassen. Umso überraschender ist das Bündnis, dass sich nun offenbar im Bieterwettstreit um die Patente des angeschlagenen Foto-Pioniers Kodak formiert: Nach Informationen des Wall Street Journal wollen die Smartphone-Rivalen Apple und Google gemeinsam für die Patente bieten.

So wollen die beiden Unternehmen demnach die Fotopatente zu einem günstigen Preis kaufen und verhindern, dass andere Konkurrenten sie einsetzenwerden. Zu der einmaligen Allianz würden auch die Elektronikunternehmen Samsung, LG und HTC gehören sowie Firmen, die sich auf die Lizenzierung von Patenten spezialisiert haben. Die Verhandlungen seien allerdings noch nicht abgeschlossen.

Die Zusammenarbeit der Bieter hätte vor allem für Kodak negative Auswirkungen: Im Januar musste das Unternehmen Insolvenz anmelden, Kodak braucht das Geld aus dem Verkauf der 1100 Patente für den geplanten Neuanfang. Die Hoffnung lag eigentlich auf einem Bieterwettstreit zwischen Apple und Google. Kodak selbst schätzte den Wert des Pakets auf 2,6 Milliarden Euro - nach Informationen des WSJ deuten die bisherigen Gebote aber eher auf einen Preis von gut 500 Millionen Dollar hin.

In einem vergleichbaren Fall hatten Google und Apple im vergangenen Jahr den Preis bei der Versteigerung der Patente des insolventen Netzwerk-Ausrüsters Nortel bis auf 4,5 Milliarden Dollar hochgetrieben. Damals setzten sich Apple und Microsoft gegen Google und seine Verbündeten durch.

Der bisherige Höhepunkt im Kampf um Patente zwischen den großen Technologieunternehmen ist der Prozess zwischen Samsung und Apple, der vor einem Gericht im kalifornischen San Jose stattfindet. Samsung legte nun erste Schadenersatzforderungen von mehr als 400 Millionen Dollar gegen Apple vor. Bisher hatte nur der US-Konzern Anspruch auf mehr als 2,5 Milliarden Dollar von Samsung erhoben. Apple wirft Samsung vor, Design und Software-Elemente von iPhone und iPad kopiert zu haben. Samsung behauptet im Gegenzug, der US-Konkurrent habe eigentlich nichts Neues erfunden und bezichtigt Apple, seinerseits mehrere technische Patente zu verletzen.

Ob die außergewöhnliche Zusammenarbeit im Fall der Kodak-Patente wirklich zustandekommt, wird wohl auch vom Urteil der Wettbewerbshüter in den USA abhängen. "Wenn die Unternehmen die Patente untereinander aufteilen, ohne sie anderen zugänglich zu machen, werden sie Probleme bekommen", sagte der Experte für Patentrecht, Michael Carrier, dem WSJ.

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