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Wettbewerbsfähigkeit:Deutschland überholt die USA

Welche Länder sind besonders flexibel und damit attraktiv für Unternehmen? Die Bundesrepublik steht trotz Euro-Krise im internationalen Vergleich gut da: Deutschland belegt Rang sechs unter den wettbewerbsfähigsten Ländern der Welt. Die Vereinigten Staaten hingegen stürzen weiter ab.

Um große Konzerne anzulocken, muss ein Land mit Dingen wie Innovationskraft, einem funktionierenden Bildungssystem oder einer gut ausgebauten Infrastruktur werben können. Das kann Deutschland. Im internationalen Vergleich bleibt die Bundesrepublik trotz Euro-Krise konkurrenzfähig: In der Rangliste der Staaten mit der höchsten Wettbewerbsfähigkeit belegt Deutschland nach wie vor Platz sechs. Das ergab eine Studie des World Economic Forum (WEF).

Zwar sind die Niederlande im letzten Jahr an Deutschland vorbeigezogen, doch der Absturz der USA setzt sich fort: Die Vereinigten Staaten sind auf Platz sieben zurückgefallen. Vor fünf Jahren belegten die USA in der Untersuchung noch die Spitzenposition.

Das wettbewerbsfähigste Land der Welt ist wie schon im letzten Jahr die Schweiz, dahinter liegt Singapur auf Rang zwei. Unter den Top Ten befinden sich mit Finnland, Schweden und Großbritannien noch drei weitere europäische Staaten (hier die Tabelle).

Einmal im Jahr veröffentlichen die Forscher des WEF ihre Analyse der Wachstumschancen von 144 Volkswirtschaften weltweit. Aus insgesamt zwölf Indikatoren bilden die Genfer Wissenschaftler einen Index. Von maximal sieben Punkten erreicht Deutschland in diesem Jahr 5,48 - Spitzenreiter Schweiz liegt bei 5,72 Punkten.

Die Bundesrepublik liegt vor allem bei den Faktoren Infrastruktur und Innovationskraft vorne. Die deutschen Unternehmen zählten zu den innovativsten der Welt, heißt es in der Analyse. Der Warenmarkt sei außerdem sehr effizient, charakteristisch wären ein starker lokaler Wettbewerb und eine geringe Dominanz großer Unternehmen. Die guten Voraussetzungen erlaubten es Deutschland, von seiner enormen Wirtschaftskraft zu profitieren, die auf einem großen Binnenmarkt und starken Exporten basiert, so die Forscher.

Als Nachteil sieht das WEF die Strukturen am deutschen Arbeitsmarkt. Gerade bei der Gestaltung der Gehälter seien die Deutschen zu unflexibel: Beim Indikator "Flexibilität bei der Lohnfindung" findet sich Deutschland auf Rang 139 wieder.

USA verliert deutlich an Konkurrenzfähigkeit

Bemerkenswert ist der Abstieg des einstigen Spitzenreiters USA in den vergangenen Jahren. Zwar sei die Wirtschaft des Landes immer noch extrem produktiv und der Arbeitsmarkt flexibel, so die Autoren der Studie. Doch einige Faktoren verschlechtern die Konkurrenzfähigkeit der USA zunehmend: So fehle bei den Unternehmen vor allem das Vertrauen in die Politik, was nicht überraschend sei angesichts der Debatte über automatische Haushaltskürzungen. Die Konzernspitzen glauben außerdem, dass die Regierung ihre Ressourcen verschwendet.

Auch fehle es der US-Wirtschaft an Stabilität. Nach Ansicht der Forscher haben auch die schwächelnde Konjunktur und die hohe Staatsverschuldung negativen Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit. Wie das US-Finanzministerium mitteilte belaufen sich die Schulden des Landes inzwischen auf mehr als 16 Billionen Dollar (12,7 Billionen Euro).

Seit Ausbruch der Euro-Krise haben auch einige der verschuldeten Euro-Staaten an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt. Griechenland ist im vergangenen Jahr um weitere sechs Plätze auf Rang 96 abgerutscht - 2007/2008 belegte das Land noch Platz 65. Inzwischen ist Griechenland hinter Entwicklungsländer wie Botswana (79) oder Kambodscha (85) zurückgefallen. Auch Portugal hat vier Plätze eingebüßt und belegt nur noch Rang 49.

Überraschend stabil zeigen sich hingegen die ebenfalls angeschlagenen Euro-Staaten Spanien und Italien: Die beiden Länder belegen weiterhin die Plätze 36 und 42.

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