Wettbewerb der Drogerien:Hauen und Stechen um Schleckers Erbe

Rossmann und dm geben nach der Insolvenz von Schlecker künftig den Ton unter den Drogeriemarktketten an. Gekämpft wird mit allen Mitteln, der Wettbewerb ist gewaltig. Viele regionale Anbieter haben ihn nicht überlebt. Nun ist Schlecker pleite - und die beiden Mitbewerber überlegen, wie sie sich im Markt neu positionieren.

Stefan Weber

Der Anfang lässt sich exakt datieren: 1. Januar 1974, Schlag Null Uhr: Seitdem gibt es in Deutschland keine Preisbindung für Markenartikel mehr. Vorbei die Zeiten, in denen etwa Nivea-Creme überall im Land dasselbe kostete.

Drogist Dirk Roßmann, damals 27 Jahre alt, begriff früh, was das für Folgen für den Verkauf von Waren des täglichen Bedarfs haben würde: Dass sich nämlich bekannte Marken wie eben Nivea von nun an sehr stark über den Preis verkaufen würden. Roßmann eröffnete in Hannover Deutschlands ersten Drogeriediscounter.

Der Pionier bekam bald Konkurrenz. Viele kopierten sein Konzept, mancher überholte ihn auch. Anton Schlecker beispielsweise oder auch Götz Werner, der von Karlsruhe aus die Filialkette dm aufbaute. Heute werden in Deutschland pro Jahr Drogeriewaren im Wert von 25 Milliarden Euro verkauft. Das Meiste läuft über die Kassenbänder der Drogeriemärkte; sie besetzen gut ein Drittel des Marktes. Um den Rest balgen sich vor allem die traditionellen Discounter wie Aldi & Co. und auch Supermarktbetreiber wie Edeka und Rewe.

Rossmann kaufte Kaiser's Drugstore

Der Wettbewerb ist gewaltig; das haben in den vergangenen Jahren viele regionale und auch manche überregionale Drogerieketten nicht überlebt. Der Osnabrücker Filialist Ihr Platz beispielsweise, der bundesweit 700 Märkte betrieb, meldete vor ein paar Jahren Insolvenz an, wurde später aber von Schlecker übernommen. Oder Kaiser's Drugstore, eine Tochter der Mühlheimer Handelsgruppe Tengelmann. Die landete 2003 mit mehreren hundert Filialen beim Mitbewerber Rossmann.

Schlecker, dm und Rossmann - dieses Trio gibt heute den Ton an unter den Drogeriemarktketten. Gekämpft wird mit allen Mitteln. Jeder beäugt aufmerksam den anderen. Und wehe, ein Kosmetiktiegel der Konkurrenz hat Ähnlichkeit mit einem Produkt aus dem eigenen Sortiment. Oder ein Mitbewerber hat vergessen, für eines seiner Produkte die hundert-Milliliter-Preisangabe zu veröffentlichen. Dann werden gleich Abmahnungen verschickt.

Vorbei auch die Zeiten, in denen dm und Rossmann - ob abgesprochen oder nicht - so eine Art Gebietsschutz genossen. Rossmann entwickelte sich lange Zeit vornehmlich im Norden und Osten; dm verlegte sich auf den Süden und Westen. Mit dem Erwerb von Kaiser's Drugstore und deren Läden in Süddeutschland machte sich Rossmann auch im Süden breit. dm reagierte und wurde seinerseits im Stammrevier des Mitbewerbers im Norden aktiv.

dm sieht Potential für 2000 Läden

Wachstumschancen vermuten alle Anbieter von Drogeriewaren in Deutschland. dm sieht für sich ein Potential von bis zu 2000 Läden: aktuell sind es 1300. Rossmann, der für 2011 gerade ein Umsatzplus von zehn Prozent auf 3,8 Milliarden Euro gemeldet hat, gibt sich mit seinen derzeit 1600 Filialen auch nicht zufrieden. Zum Angriff blasen aber auch Rewe und Edeka. Sie bauen ihr Angebot mit Drogeriewaren deutlich aus.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: