Wertpapiere:Grüner Anstrich

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Windräder bei Elz in Mittelhessen: Der Bund will im September bei Anlegern Geld für die erste Öko-Staatsanleihe einsammeln. (Foto: Andreas Arnold/dpa)

Der Bund gibt die erste Öko-Bundesanleihe heraus. Aber fließt damit auch mehr Geld in den Klimaschutz?

Von Thomas Öchsner, München

Die Bundesregierung will bereits im nächsten Monat erstmals mit einer Öko-Anleihe Geld für ökologische Energie- und Umweltprojekte einsammeln. Diese erste Bundesanleihe mit grünem Anstrich soll eine Laufzeit von zehn Jahren und ein Mindestvolumen von vier Milliarden Euro haben. Ein attraktives Angebot für Privatanleger dürfte daraus aber nicht werden: Die 10-jährige Bundesanleihe wirft derzeit null Zinsen ab. Wer das Bundeswertpapier kauft und so dem Bund Geld leiht, bekommt am Ende bei der Rückzahlung weniger Geld zurück, als sie oder er zuvor gezahlt hat. Die grüne Anleihe dürfte sich für solche Privatanleger, die nicht mit den Papieren handeln, sondern sie bis zum Ende der Laufzeit behalten, sogar noch weniger rentieren.

Sicher ist: Die erste Öko-Anleihe soll nach Angaben des Bundesfinanzministeriums bereits im September auf den Kapitalmarkt kommen. Im vierten Quartal ist eine "grüne" Bundesobligation mit fünfjähriger Laufzeit geplant, so dass die Bundesregierung über diese Wertpapiere in diesem Jahr bis zu elf Milliarden Euro einsammeln kann. 2021 will der Bund weitere dieser Papiere anbieten. Die Details der Konditionen stehen aber noch nicht fest.

Käufer dürfte es für diese Angebote genug geben: Bundesanleihen gelten unter großen Investoren wie Fonds, Versicherungen oder Pensionskassen als sicherer Hafen. Sie gehören zu den am meisten gehandelten Wertpapieren weltweit. Außerdem werden "grüne" Anleihen beliebter, weil die Nachfrage nach Anlagen, die ökologische Projekte unterstützen, rasant wächst. Bislang führen Öko-Anleihen jedoch noch ein Nischendasein im internationalem Anleihenmarkt, obwohl etwa Frankreich, Irland oder die Niederlande bereits "grüne" Staatspapiere herausgegeben haben.

Mit dem Erlös der ersten deutschen Öko-Staatsanleihe will die Bundesregierung zum Beispiel erneuerbare Energien, saubere Verkehrssysteme oder die Wasserstofftechnologie fördern. Die Investoren, die Bundesanleihen zeichnen, wollten natürlich wissen, "dass grün ist, wenn grün draufsteht", sagte Jörg Kukies, Staatssekretär im Finanzministerium. Allerdings fließen die eingesammelten Milliarden nicht zusätzlich in den Klimaschutz. Vielmehr wird das eingesammelte Kapital bereits identifizierten Energie- und Umweltprojekten zugeordnet. Dies will die Finanzagentur des Bundes auch gegenüber den Käufern der Anleihen dokumentieren.

Nach wie vor entscheiden aber die Abgeordneten des Bundestages, wie viel Geld aus dem Haushalt in welche Projekte gesteckt wird. FDP und Grüne sprachen deshalb bereits 2019 von "Greenwashing" beziehungsweise von einem "Werbegag", sollte durch die "grünen" Anleihen nicht ein Cent mehr in den Klimaschutz fließen.

© SZ vom 25.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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