Werbung und Sport:Suppe, Schuhe, Elektrogrills

Olympics Day 12 - Basketball

LeBron James, Super-Basketballer bei den Cleveland Cavaliers und US-Nationalspieler, wird künftig viel Geld mit Werbung einnehmen.

(Foto: Christian Petersen/Getty Images)

Weltsportler wie LeBron James verdienen große Summen mit ihrem Beruf.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Zu Beginn eine kleine Quizfrage aus der Welt des Sports: Wer ist der Arbeitgeber des Basketballspielers LeBron James? Natürlich, das wissen nicht nur Fans, sind das die Cleveland Cavaliers. Schließlich trägt James derzeit das Trikot dieses Vereins. Für seine erstaunlichen Fähigkeiten, die er gerade in der Ausscheidungsrunde der nordamerikanischen Profiliga NBA gegen die Toronto Raptors präsentiert, bezahlen ihm die Cavaliers in dieser Spielzeit 22,97 Millionen Dollar.

Es gibt seit dieser Woche allerdings noch eine andere Lesart, für wen er wirklich arbeitet: Maverick Carter, der Berater von James, wurde während eines Interviews gefragt, ob sich der Deal seines Klienten mit dem Sportartikelhersteller Nike tatsächlich auf eine Milliarde Dollar belaufe. Carter sagte erst einmal nichts. Er lächelte und deutete mit dem Zeigefinger nach oben. "Es ist ein fantastischer Deal. Ich bin glücklich, LeBron ist glücklich, Nike ist glücklich", verkündete er danach, ohne eine genaue Zahl zu nennen. Das kann er auch nicht, schließlich sind die Einkünfte von James an künftige Verkäufe von Schuhen und anderen Artikeln geknüpft. Allerdings ist sich Carter offensichtlich sicher, dass es insgesamt mehr als eine Milliarde Dollar werden dürften.

James hat sich auf Lebenszeit an das Unternehmen gebunden, er wird auch dann bezahlt, falls er im Sommer zu einem anderen Verein wechselt. Und auch dann, wenn er in einigen Jahren seine aktive Karriere beenden wird. All das lässt den Schluss zu: James arbeitet weniger für diesen Sportverein aus Ohio als vielmehr für den Sportartikelhersteller aus Oregon. Zu den knapp 23 Millionen Dollar Gehalt dürften in diesem Jahr etwa 80 Millionen Dollar durch Werbeverträge hinzukommen.

Uwe Seeler pfiff "Im Frühtau zu Berge"

Der wahre Arbeitgeber der besten Akteure der Welt wird nicht mehr durch den Vereinsnamen auf dem Trikot angezeigt, sondern durch das Firmenlogo auf dem Schuh. Kevin Durant etwa, derzeit ebenfalls in den NBA-Play-offs erfolgreich, bekommt innerhalb von zehn Jahren von Nike 300 Millionen Dollar. Fußballer Lionel Messi soll über den Sieben-Jahres-Vertrag mit Adidas insgesamt 140 Millionen Dollar erhalten, er wirbt zudem für eine Fluglinie, ein Smartphone und einen Softdrink.

Und es gibt natürlich Michael Jordan, der seine Karriere als Basketballspieler auch im Alter von 53 Jahren noch nicht wirklich beendet hat. Er flitzt zwar nicht mehr in kurzen Hosen über das Parkett. Das hat er 15 Spielzeiten lang getan und dafür von den Chicago Bulls und den Washington Wizards insgesamt etwa 94 Millionen Dollar an Gehalt bekommen. Weil jedoch noch immer Menschen die nach ihm benannten Nike-Basketballschuhe kaufen - sowohl die Vintage-Modelle wie auch die neueren Varianten -, verdiente Jordan alleine im vergangenen Jahr 100 Millionen Dollar. Er verdient als Werbefigur in zwölf Monaten mehr als in seiner kompletten Karriere als Sportler.

Natürlich bessern Sportler schon lange ihr Gehalt durch Werbeverträge auf. Uwe Seeler pfiff "Im Frühtau zu Berge" und klatschte sich Rasierwasser ins Gesicht. Franz Beckenbauer warb mit einem legendären Satz für Suppe ("Kraft auf den Teller, Knorr auf den Tisch."), Boris Becker mit einem nicht weniger grandiosen Ausspruch ("Bin ich schon drin, oder was?") für einen Internet-Anbieter und Lothar Matthäus mit der ihm eigenen Bescheidenheit ("Ein Lothar Matthäus ist immer im Gespräch.") für ein Mobilfunknetz. Es ist auch nicht neu, dass Sportler von Unternehmen angefragt werden, deren Produkte überhaupt nichts mit Sport zu tun haben. Der Baseballspieler Bonus Wagner warb bereits im Jahr 1910 nicht nur für eine Schlägerfirma, sondern auch für Schwarzpulver und Zigarren. Auch millionenschwere Verträge gibt es bereits seit mehr als 50 Jahren: der Bowlingprofi Don Carter ließ sich für den Deal mit dem Kugelfabrikanten Ebonite im Jahr 1964 mit einer Million Dollar entlohnen.

Für die Unternehmen lohnt es sich, berühmten Sportlern exorbitante Summen zu bezahlen. Im Jahr 2013 etwa warb Under Armour den mittlerweile besten Basketballspieler der Welt, Stephen Curry, von Nike ab - für gerade einmal sechs Millionen Dollar pro Jahr. "Die Schuhverkäufe sind seitdem um 350 Prozent gestiegen", sagt Jay Sole von der Analysefirma Morgan Stanley über dieses Schnäppchen: "Die Fans lieben Curry, weil er ihnen trotz seiner erstaunlichen Leistungen normal erscheint, sie wollen seine Schuhe tragen." Er beziffert die mögliche Wertsteigerung für das Unternehmen durch die Verpflichtung von Curry auf 14 Milliarden Dollar: "Sollte er tatsächlich der nächste Michael Jordan werden, dann muss diese Zahl sogar noch nach oben korrigiert werden."

Den bislang besten Deal hatte Wagenlenker Gaius Appuleius Diocles

Für die Sportler lohnen sich diese Verträge ebenfalls. Der Sprinter Usain Bolt dürfte im Olympia-Jahr etwa 21 Millionen Dollar von Puma bekommen, die Tennisspielerin Maria Scharapowa trotz ihrer Dopingsperre von diversen Sponsoren mehr als 20 Millionen, der Golfer Tiger Woods trotz seiner Verletzung gar 50 Millionen. Und LeBron James, der Typ mit dem Eine-Milliarde-Dollar-Vertrag, dürfte wohl der bestbezahlte Sportler der Geschichte werden. Als dieser galt bislang der Wagenlenker Gaius Appuleius Diocles, der in seiner Karriere mehr als 35 Millionen Sesterzen verdient hat. Umgerechnet und der Inflation angepasst waren das, je nach Berechnungsart, ungefähr 800 Millionen Dollar.

Der Vertrag von Basketballer James klingt wahnsinnig, der grandioseste in der Geschichte des Sports ist er jedoch nicht. Das ist zweifelsfrei der Deal von George Foreman mit dem Unternehmen Salton Grill im Jahr 1994. Der Boxer wollte damals keinen Cent haben, sondern lediglich an den Einnahmen des von ihm angepriesenen Elektrogrills beteiligt werden. Mittlerweile muss er noch nicht einmal mehr in Werbefilmen auftreten, sondern nur der Verwendung seines Namens zustimmen. Verdienst insgesamt: mehr als 200 Millionen Dollar.

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